„Wacht auf, sofort!", rief ich laut und rüttelte an den drei Körpern zu meinen Füßen. Shay war sofort auf den Beinen. Der Schlaf saß ihr noch in den Gliedern, doch sie machte sich sofort an die Arbeit unsere wichtigsten Sachen einzupacken.
„Was ist los?", fragte Clara verängstigt.
„Weiß ich nicht. Irgendjemand ist hier, irgendetwas ist ..."
Ich wurde jäh durch den spitzen Aufschrei von Hailey unterbrochen. Vor ihr im Boden, noch Vibrierend von der Kraft die er gehabt hatte, steckte ein Pfeil.
„Los!", schrie ich. Ich packte Clara, hob sie in Windeseile auf unseren Hirsch und sprang hinterher. Hailey und Shay folgten. Noch im Augenwinkel sah ich das helle Holz und die dunklen Rabenfedern, die sich davon abhoben wie eine Zierde.
Die Hirsche preschten durch das Unterholz ohne auch nur einmal zu stolpern. Ich spürte ihre Angst, sie spürten unsere Panik. Selbst bei unserem Aufbruch waren wir nicht so schnell gewesen.
Immer wieder verlor ich die anderen beiden aus den Augen, doch ich hörte sie. Adrenalin wurde durch meinen Körper gepumpt, mein Herz klopfte und meine Atmung ging flach. Clara krallte sich wieder in der Mähne des Tieres vor mir fest. Ihr Kopf war aufrecht, suchte die Umgebung ab.
Wieder ein Pfeil, er verfehlte uns nur Haarscharf, führte aber dazu, dass mein Tier einen Satz zur Seite machte. Clara verlor den Halt, schrie auf als sie drohte vom Rücken des Hirsches zu rutschen. Ich krallte meine Hand in ihren Arm, tat ihr weh, das wusste ich, doch es war mir egal. Wenn ich uns doch nur einen kleinen Vorsprung verschaffen könnte...
„Tu's nicht!", hörte ich Clara rufen. Ihre blauen Augen waren schon wieder nach vorne gerichtet als ich zu ihr hinabsah, doch sie hatte nur einen kleinen Moment gebraucht um meine Gedanken zu lesen. Und sie hatte Recht. Wir hatten keine Ahnung, wer uns da verfolgte, und so lange wir das nicht wussten sollte ich versuchen meine Kräfte zu verbergen. Doch andererseits: Unsere Krieger würden auf der Stelle aufhören uns zu jagen, wenn sie bemerkten, dass sie einer Baumleserin hinterher hetzten.
Der Wald lichtete sich langsam, immer wieder waren Grasbüschel zu sehen. Das Nächste was ich bemerkte war der Kies unter den Füßen meines Hirsches und das aufspritzende Wasser des Flusses, durch den wir rasten. Für einen kleinen Moment sah ich Hailey und Shay neben mir.
Eine riesige Wiese lag vor uns. Es überraschte mich, dachte jedoch nicht weiter darüber nach. Der Wald umgab uns, bildete eine natürliche Grenze. Im Galopp rasten wir durch das hohe Gras, unsere Füße eiskalt von der schneidenden Luft und dem Tau auf den Pflanzen.
„Haltet an!", rief Shay gegen den Wind. Ihr Hirsch stieg, so ruckartig drängte sie ihn plötzlich zum Anhalten und riss die Zügel herum, die locker um seine Nüstern gespannt waren. Haileys Hirschkuh erschrak sich, steig ebenfalls. Anders als Shay konnte sie sich nicht mehr halten und fiel mit einem dumpfen Geräusch ins nasse Gras. Ich griff im vorbeireiten nach den Zügeln, beruhigte Haileys Tier und hielt meines nun endlich ebenfalls an.
Hailey röchelte, rang nach Luft. Ich rutschte von meinem Tier, zog Clara hinter mir her. Sie verschwand in dem Gras, würde für unsere Angreifer erst einmal außer Sichtweite sein. Die Hirsche hielt ich an den Zügeln, während ich mich bückte.
„Hey, alles gut, Hailey, alles gut. Wo tut es weh?" Sie wollte Luft holen um mir zu antworten, doch nichts kam in ihrer Lunge an. Sie war auf den Rücken gefallen, jeglicher Sauerstoff war aus ihren Lungen gewichen. Unter dem Schock und mit der Angst in den Knochen war sie kaum in der Lage mich für einen Moment konstant anzusehen. Verzweifelt drehte sie sich auf den Bauch, drückte sich auf ihre Unterarme und röchelte.
Claras kleine Hand schob sich in meine. Ich sah auf, erwartete Angst zu sehen oder Besorgnis, doch ihre blauen Augen waren auf unsere Umgebung gerichtet. In der Dunkelheit konnten wir kaum etwas sehen, doch sie schien anders zu schauen als ich oder die anderen beiden.
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Die Waldläufer
FantasíaMein Name ist Diane. Ich erzähle eine Geschichte, die mir niemand glauben wird. Kein Mensch zumindest. Ob du es tun wirst, weiß ich nicht. Das werde ich auch nicht herausfinden, denn ich schätze, wir werden uns niemals persönlich treffen. Aber n...