Die Waldläufer um mich herum kämpften im schwachen Licht der Glühwürmchen. Andere lehnten müde gegen die erdige Wand und unterhielten sich im Flüsterton. Ein paar machten ein kleines Nickerchen.
Ich lief durch die große Höhle und beobachtete das Volk des Waldes. Es barg eine so große Schönheit in sich, dass es mir fast seltsam vorkam, dass das nie angesprochen wurde. Die Frauen waren schön. Wenige waren wirklich hübsch, aber die anderen machten sich auffallend attraktiv durch ihre Anmut und ihre kunstvollen Frisuren. Die Umhänge gaben selbst denen in zu schicker Kleidung fürs Kämpfen das Aussehen von Kriegerinnen und unterstrichen wie Wildheit in ihren Augen. Bei den Männern war es ähnlich. Die meisten hatten dunkelblondes Haar, ausgebleicht von der Sommersonne. Hier in der Dunkelheit sah es dunkler aus als es war und die meisten würden über den Winter wohl auch wieder mehr braune Strähnen haben als Blonde, aber das machte nichts. Selbst die jüngsten von ihnen waren aufgeweckt, sahen sich immer aufmerksam um und, wenn sie in Begleitung hier waren, achtete immer darauf zuvorkommend und vorsichtig zu sein. So vorsichtig, wie es eben ging mit Übungsschwertern.
Jemand rief meinen Namen und ich blieb stehen. Ein paar hoben die Blicke, als der Blättersammler Jeremy auf mich zukam. Seine braunen Augen leuchteten auch in der Dunkelheit, was ich schnell einem Grund zuordnen konnte. Leicht aufgeregt zog er sachte ein Mädchen neben sich, kaum älter als ich. Jeremy war ein selbstsicherer, ungestümer Waldläufer, der sehr viel Selbstsicherheit ausstrahlte. Doch nun schien er fast wie ein kleiner Schuljunge, wie er da vor mir stand und zu sprechen begann.
„Leserin, ich wollte Euch meine Freundin Sam vorstellen. Sam", er lächelte sie an und sie verbeugte sich vor mir. Ich lächelte sie freundlich an.
„Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Schülerin Sam", sagte ich.
„Oh, sie ist keine Schülerin mehr", bemerkte Jeremy und Stolz schlich sich in seine Stimme. Seiner Freundin schien das sehr unangenehm zu sein. Sie wurde rot und blickte auf ihre Füße, die mit leichten ledernen Schuhen bedeckt waren. Viele Waldläufer begannen nun damit, sich Schuhe anzuziehen. Selbst für die Waldläufer wurde es nun zu kalt und eine der wichtigsten Regeln die es gab war, dass die Füße nicht frieren durften. Waren sie zu kalt spürte man den Schmerz in ihnen deutlicher und alles was wir taten war eine Folge unseres Geschicks, ausgehend von unseren Füßen.
„Sie wurde von den Lehrern ein Jahr früher zur Auszubildenden genommen, weil sie so ein großes Geschick in ihren Fächern zeigte."
„Das freu mich zu hören! Vielleicht werde ich Euch bald als Lehrerin ansprechen dürfen."
„Ich denke, das dauert noch ein bisschen", lachte Sam nervös und hob ihren Blick wieder. Ihre Haltung war gerade, auch wenn ihr die Situation deutlich unangenehm war. Sie hatte eine Stupsnase im Gesicht, was ihr etwas Kindliches gab. Ihre Augen leuchteten fast golden, so hell war das braun in ihnen.
„Ich freue mich für Euch", sagte ich lächelnd zu den Beiden und meinte es so. Es tat gut zu sehen, dass es auch noch Glück gab.
„Leserin!" Der Blättersammler lief mir noch einmal hinterher, während Sam sich auf den Rückweg machte zu einer kleinen Gruppe von Schülern, mit denen sie wohl da war.
„Ich hörte, dass Ihr bald gehen und das alte Volk suchen wollt", sagte er.
„Die Nachrichten sprechen sich ja schnell rum", erwiderte ich. „Hoffen wir, dass es nicht die Falschen hören."
„Darauf möchte ich hinaus. Wenn uns morgen ein Angriff bevorsteht, weiß ich nicht, wie wir ihn bewältigen sollen. Schon beim Letzten sind fast zwei Dutzend Waldläufer gestorben. Und wir wissen beide, dass er klein war."
„Das, was Ihr ansprecht, ist sehr wohl der Rede wert", bemerkte ich. „Aber Ihr handelt genau so, wie es die Gelben von uns wollen. Die Angst und den Tod, den sie mit hierher brachten in unser Dorf vergiftet uns und wenn wir uns lähmen lassen sind wir schon jetzt verloren. Versteht Ihr, was ich meine?"
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Die Waldläufer
FantasyMein Name ist Diane. Ich erzähle eine Geschichte, die mir niemand glauben wird. Kein Mensch zumindest. Ob du es tun wirst, weiß ich nicht. Das werde ich auch nicht herausfinden, denn ich schätze, wir werden uns niemals persönlich treffen. Aber n...