1. Verflucht

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Harry rannte über das Schlachtfeld, in das sich die Ländereien von Hogwarts verwandelt hatten. Die mondlose Nacht um ihn wurde nur durch rote und grüne Lichtblitze umherfliegender Zauber erhellt. Schmerzerfüllte Schreie drangen an seine Ohren. Er konnte nicht sagen, ob sie von Todessern oder den Ordensleuten kamen. Es war ihm egal.
Das Einzige, was für ihn zählte, war diejenige umzubringen, die ihm so viel Leid zugefügt hatte, wie keine andere. Bellatrix Lestrange.

Noch immer sah er in seinen Träumen Sirius durch den Schleier fallen, Hermines gefolterten Körper, Dobby tot in seinen Armen...

Dazu gesellten sich nun die Bilder seiner Freundin, wie sie blutüberströmt im Dreck lag, Lestrange über sich, die es wagte, ihr rotes Haar zu packen und sie zu verhöhnen. Mit Sicherheit wäre Ginny nun tot, wäre es Harry nicht in diesem Augenblick zusammen mit Dumbledore gelungen, Voldemort endgültig in die Hölle zu schicken und Lestrange damit völlig aus dem Konzept zu bringen. Nun rannte sie feige um ihr Leben, doch sie würde ihm nicht entkommen.

Er lief, seine brennenden Wunden und müden Beine missachtend, so schnell er konnte, und tatsächlich holte er die Flüchtende langsam ein. Keuchend blickte sich Bellatrix immer wieder um und ihre Augen weiteten sich angstvoll, als sie sah, dass Harry immer mehr aufholte.
Er zückte seinen Zauberstab, um sie zu stoppen, doch bevor die Worte Harrys Lippen verlassen konnten, traf ihn ein harter Schlag von der Seite und schleuderte ihn mit voller Wucht zu Boden.
Seine Haut brannte an den Stellen, wo sie über den Dreck schrammte wie Feuer und sein Zauberstab flog ihm aus der Hand.
Als er wieder zu sich kam, nahm er den Grund für seinen Sturz wahr und funkelte die Gestalt finster an.

„Malfoy!"

Eisig graue Augen bohrten sich in seine, als ob der blonde Todesser ihn mit bloßen Blicken töten wollte.

„Potter! Du hast meinen Vater auf dem Gewissen, das wirst du büßen!" Seiner Stimme fehlten jegliche Emotionen.
Erst jetzt wurde ihm seine Lage bewusst. Lestrange und Draco standen über ihm, während er unbewaffnet zu ihren Füßen im Dreck lag.
Seine Muskeln verkrampften sich instinktiv.
Bellatrix richtete ihren Stab auf ihn und lächelte dämonisch.
Sie würde ihn bis zum Tod foltern und Draco würde, ohne mit der Wimper zu zucken, genüsslich zusehen, dessen war sich Harry vollkommen bewusst.

„Crucio!"

Sein Körper begann vor Schmerzen zu zucken, seine Eingeweide brannten wie Feuer und auch wenn er ihr diese Genugtuung nicht geben wollte, schrie er sich die Seele aus dem Leib.
Die leise Hoffnung in ihm, Malfoy könnte ihm helfen, erstarb mit einem Blick in seine eisigen Augen.
Malfoy starrte emotionslos zu ihm herab, ohne einen Muskel zu rühren.

In diesem Moment verfluchte Harry den Slytherin von ganzem Herzen. Warum war Malfoy ein Todesser geworden? Warum hatte er sich nicht für die gute Seite entschieden?
Hasste er Harry so sehr, dass er ihn nun elendig verrecken ließ?

Noch immer wandte er den Blick nicht von dem Blonden. Er wollte ihren persönlichen Krieg, den sie sich seit ihrer ersten Begegnung bei Madam Malkins lieferten, nicht verlieren. Er wollte nicht gebrochen und winselnd zu Dracos Füßen sterben.

Bellatrix senkte den Zauberstab und Harry hatte kurz Zeit, panisch nach Luft zu schnappen.
Doch der Moment währte nicht lang.
Innerlich schloss er mit seinem Leben ab, als Lestrange erneut ihren Stab hob.

"Ava..." sie unterbrach sich, als ihr ein roter Strahl durch die Brust fuhr.
Ungläubig riss sie die Augen auf.
Harry sah, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich.
Mit ihrem letzten Atemzug hauchte sie ein paar Worte, die er nicht verstehen konnte, dann kippte sie nach hinten. Der Zauber entfaltete dennoch seine Wirkung. Ein purpurner Strahl schoss auf ihn zu und traf ihn mitten ins Herz.

Erneut jagte ein stechender Schmerz durch seinen Körper, seine Sicht verschwamm und sein Herzschlag setzte kurz aus.
Doch genauso schnell wie der Schmerz gekommen war, war er auch schon vorbei. Stattdessen umhüllten ihn nun goldene, leicht kühle Flammen.

"Was zur Hölle...?"

Malfoys Raunen holte Harry aus seiner Schockstarre und sein Blick flog wieder zum Slytherin, dessen Augen sich angstvoll weiteten, als die Flammen plötzlich auch auf ihn übersprangen.

Als wäre das alles nicht schon seltsam genug, spürte Harry erneut ein Stechen in der Brust, und diesmal war es unerträglich, als brenne jemand mit einem Eisen etwas in sein Herz.
Panisch presste er seine Hand auf die Stelle, während sein Kopf zu explodieren drohte. Malfoy stolperte ein paar Schritte zurück, dann war der Spuk endgültig vorbei, die Flammen verschwanden und um sie herum wurde wieder alles stockfinster.

„Potter! Was um alles in der Welt war das?!"
Malfoy rang sichtlich um Fassung. Seine sonst so arrogante, eiskalte Maske war verschwunden und hatte einem wachsamen, zögerlichen Ausdruck Platz gemacht.

„Harry!
...
Harry!"

Bevor er Malfoy eine Erwiderung an den Kopf werfen konnte, schallten Hermines Rufe zu ihnen. Harry begriff, dass sie diejenige gewesen war, die Bellatrix getötet hatte und ihm nun zu Hilfe eilte. Hinter ihr konnte er in einigem Abstand die Silhouetten von Ron und Hagrid erkennen.

Er hörte Malfoy neben sich scharf einatmen. Der Blonde warf ihm noch einen kurzen, hasserfüllten Blick zu, bevor er plötzlich losrannte, als seien die Furien hinter ihm her.
Harry fühlte sich noch viel zu benommen, um ihn zu verfolgen. Er war einfach nur heilfroh, mit dem Leben davongekommen zu sein.

"Harry, geht es dir gut?"

Hermine kam keuchend neben ihm zum Stehen und sah ihn besorgt an. "Da war dieses Licht, und..."

Doch Harry konnte ihren Worten nicht mehr folgen. Sein Körper versagte ihm den Dienst. Wie aus dem Nichts umhüllte ihn Schwärze.

Tbc.

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