Kapitel 14

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Es dauerte einige Tage bis sie in Vermont angekommen waren. Auf ihrer Reise nach Vermont machten sie mehrere Stopps, bei kleineren Rudeln um über die verschiedenen Allianzen zwischen den Rudeln zu sprechen. Doch im Gegensatz zu ihrem angenehmen Besuch bei Alina und Eliot waren diese Treffen weit angespannter. Einige Alphas zeigten sich weniger kooperativ und wortkarg. Sie kritisierten die Anwesenheit von Serena als Mensch, denn nicht viele Menschen durften über die Existenz der Wölfe Bescheid wissen. Das Misstrauen gegenüber Menschen war in diesen traditionelleren Rudeln noch tief verwurzelt.

Nach zwei Tagen intensiver Gespräche und anstrengender Fahrt erreichten sie endlich Vermont. Für Serena war Vermont vertraut und doch fremd. Das ansäßige Rudel der Wentworths war ihr vertraut, denn früher, bevor sie verbannt wurde, waren ihr eigenes Rudel und die Wentworths befreundet. Es war ewig her und sie hoffte, dass sie niemanden antreffen würde, den sie selber kannte. 

Sie hatte diese Gegend seit ihrer Flucht nicht mehr betreten und die Nähe zu ihrem alten Zuhause weckte eine Unruhe in ihr, die sie schwer abschütteln konnte. Serena hatte Nathan während der Fahrt über alle wichtigen Details informiert und ihm alle notwendigen Daten und Kontakte zur Verfügung gestellt, sodass er bestmöglich vorbereitet war. Doch ihre Anwesenheit bei dem Treffen würde mehr schaden als nützen, das hatte Nathan eingesehen. Morgen würde sie also im Hotel zurückbleiben. Alex, der heute nacht noch mit einem Flugzeug eintreffen würde, würde seinen Apha bei den Treffen begleiten. 

Im Hotel angekommen, wurden Nathan und Serena Zimmer zugewiesen, die nicht nur nebeneinanderlagen, sondern auch durch eine Verbindungstür miteinander verbunden waren. Nathan, der auf dieser Anordnung bestand, schien es besonders wichtig zu sein, angesichts der Tatsache, dass das Hotel voller fremder Wölfe war. Auch für Serena bot diese räumliche Nähe ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit inmitten der potenziellen Bedrohung durch die anderen Rudelführer. Doch die Frage, die sich ihr aufdrängte, war, wie es um ihre Sicherheit vor Nathan selbst stand, sollte er sich entschließen, ihr zu schaden. Seit ihrem Zusammentreffen mit seinem Wolf hatte sie das Gefühl, dass er eine höfliche Distanz wahrte. Daher hoffte sie, ihm vertrauen zu können, dass er nichts im Sinn hatte. Es wäre ihr lieber gewesen mit Nathan, dem Wolf das Zimmer zu teilen, aber es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er ihr diesen Wunsch erfüllen würde.

Am Abend vor dem großen Treffen mit den Alphas saßen Nathan und Serena zusammen an der Bar des Hotels. Trotz der angespannten Vorzeichen für den kommenden Tag fanden sie in diesem Moment eine seltsame Art von Ruhe. Serena trank einen leichten Cocktail, während Nathan einen Whiskey on Ice bevorzugte. 

"Bleib morgen im Hotelzimmer.", ordnete er an.

Sie lachte bitter. "Das war der Plan. Ich habe kein Interesse daran, jemanden aus meiner Vergangenheit zu begegnen.", erwiderte sie.

"Ach, ja... wir grenzen an das Gebiet der Fitzgeralds. Sind die Rudel befreundet?" 

"Nicht mehr.", gestand sie, "Früher waren sie sich nah."

"Was hat die Freundschaft beendet?", fragte Nathan interessiert.

"Ich glaube nicht, dass das für das Geschäft relevant ist.", sagte sie und schwenkte ihr Glas.

Er reagierte nicht, wartete ihr zögern ab. Dann sprach sie weiter. 

"Die Fitzgeralds verlobten eine ihrer höheren Töchter mit dem Sohn des Betas der Wentworths.", sie blickte ihn bedeutungsvoll an und trank einen Schluck, "Doch der Sohn des Betas fand seine Gefährtin und die Verlobung wurde aufgelöst. Und die Familien zerstritten sich." Sie lächelte. "Die Gefährtin gewinnt immer, hätte die kleine einfach wissen müssen."

Nathan blickte sie deutungsvoll an und hob eine Augenbraue. "Eine höhere Tochter? Kanntest du sie?"

"Gewissermaßen.", antwortete Serena ausweichend.

"Und ihn? Wird er dich erkennen, wenn er dich sieht?",  fragte Nathan vorsichtshalber.

"Es ist schon lange her, dass ich ihn gesehen habe. Aber es ist natürlich möglich. Er steht allerdings nicht auf der Liste, also denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering ist, ihm zu begegnen."  Sie trank ihren Cocktail zu Ende.

"Die hohen Ränge achten nicht auf die niedrigen Ränge, Nathan, geschweige denn Menschen.", sie trank ihren Cocktail leer.

"Aber du bist nicht irgend ein Mensch. Du gehörst zu mir.", erinnerte Nathan sie. Die Worte ließen eigenartigerweise Schmetterlinge in ihrer Magengrube fliegen.


Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt