Kapitel 33

1.7K 85 13
                                    

Der Vollmond hing hoch am Himmel und tauchte den Wald in ein silbriges Licht. Serena und Nathan, beide in ihrer wolflischen Gestalt, jagten durch die dichten Bäume, ihre Bewegungen waren geschmeidig und synchron. Der Wald war ihr Spielplatz, und in dieser Nacht fühlten sie sich frei und ungebunden.

Serenas weiße Wölfin huschte lautlos durch das Unterholz, ihre blauen Augen leuchteten vor Aufregung. Neben ihr war Nathan, ein majestätischer Wolf mit tiefschwarzem Fell, das im Mondlicht glänzte. Sie bewegten sich in perfekter Harmonie, ihre Instinkte führten sie durch den nächtlichen Wald. Nathan war überrascht. Sie konnte problemlos mit seinem Alpha-Wolf mithalten, ohne dass er langsamer werden musste um sich ihrer Geschwindigkeit anzupassen.

Die Stunden vergingen, und die Nacht schien endlos zu sein. Serena wünschte sich, dass dieser Moment niemals enden würde. Sie fühlte sich lebendig, ihr Herz schlug im Rhythmus der Jagd, und die Freiheit des Waldes erfüllte sie mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Neben Nathan fühlte sie sich vollständig, ihre Sorgen und Ängste schienen in der Dunkelheit zu verschwinden.

Nach einer Weile hielten sie an einer Lichtung an, ihre Körper atmeten schwer von der Anstrengung, aber ihre Augen funkelten vor Freude als wären sie zwei junge Welpen. Nathan trat näher und rieb sanft seine Schnauze an Serenas Nacken, ein Zeichen von Zuneigung und Vertrauen. Serena erwiderte die Geste, schnüffelte an seinem Fell und drückte sich fest an ihn.

Sie schmiegten sich eng aneinander, ihre Körper wanden sich umeinander, suchten die Wärme  des anderen. Nathan legte seinen Kopf sanft auf Serenas Rücken, und sie lehnte sich an ihn, ließ sich von seiner Nähe beruhigen. Der Wald um sie herum war still, nur das sanfte Rascheln der Blätter und das gelegentliche Rufen einer Eule durchbrachen die Stille.

Stunden vergingen, während sie so dalagen, in der Gesellschaft des anderen verloren. Die Dunkelheit der Nacht schien sie zu umhüllen, und sie fühlten sich, als ob die Welt nur für sie beide existierte. Ihre Bewegungen wurden langsamer, und schließlich schlossen sie die Augen, zufrieden und erschöpft.


Nathan erwachte und hörte jemanden weinen. Für einen Moment war er desorientiert, doch dann erkannte er den vertrauten Klang. Er blinzelte verschlafen und sah sich um. Sie hatten die Nacht auf einer Waldlichtung verbracht, nur wenige hundert Meter vom Rudelhaus entfernt. Ein Berg von Blättern hatte sie vor der Kälte der Nacht geschützt, aber nun lagen sie verstreut um sie herum. 

Neben ihm saß Serena, ihre Schultern bebten vor unterdrückten Schluchzern. Sofort klingelten bei Nathan die Alarmglocken. „Was ist los?", fragte er nervös und setzte sich auf. Er zog sanft ihre Hände von ihrem Gesicht, um sie besser ansehen zu können.

Serena hob den Kopf und ihre Augen strahlten vor Freude, obwohl Tränen über ihre Wangen liefen. „Ich bin ein Wolf", sagte sie überglücklich. „Kein kaputtes Ding, das weder Mensch noch Wolf ist."

Nathan atmete tief ein, seine Erleichterung vermischte sich mit einer seltsamen Traurigkeit. „Du warst für mich nie kaputt, Serena", sagte er leise. Er beugte sich vor und küsste ihre Tränen weg. 

Serena stand auf und begann, sich die Blätter und das Moos von ihrem Körper zu klopfen. Nathan folgte ihrem Beispiel und bemerkte, wie Serena ihn schockiert ansah. Seine Beine und Arme waren überseht von den tintenartigen Dornenranken des Fluchs.

„Du hast den Fluch auf dich genommen", sagte Serena schockiert. „Das ist das Dümmste, was du machen konntest. Wir wissen nicht, wie der Fluch reagiert, wenn er auf einen Alpha übergeht. Du könntest deine Macht verlieren." 

Er blickte auf sich herunter und sah die dunklen Tätowierungen. "Es sieht aus, als hätten sie aufgehört zu wachsen, als wir beide uns verwandelt haben.", sagte er nachdenklich, "Ich schätze, ein halber Fluch ist genauso wertlos wie ein gebrochener Fluch. Ich werde mich bei Mara erkundigen. Nachdem die Hexe dich fast getötet hat, schuldet sie mir sowieso noch eine Erklärung."

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt