Kapitel 37

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Nathan saß in einem der eleganten Konferenzzimmer des Rudelhauses, das Licht der Deckenlampen warf einen sanften Schein auf die polierten Holztische und die Ledersessel. Seine Verlobte Corvina lehnte an seinen Sitz und unterhielt sich mit ihm. Sie war eine auffallend hübsche Frau, mit feuerrotem Haar und smaragdgrünen kühlen Augen. Jedes Mal, wenn er sie ansah, fühlte er sich, als wäre er in einen Nebel aus Liebe eingehüllt. Es war ein beruhigendes, aber gleichzeitig eigentartiges Gefühl, das er nicht ganz erklären konnte.

Die Vorbereitungen für ihre Zeremonie zur Luna standen fest. Übernächste Woche sollte es soweit sein. Die Vorbereitungen liefen unter Corvinas Obhut. Nathan und sie wollten sicherstellen, dass dieser Tag perfekt wurde, doch ein nagendes Gefühl der Unruhe ließ ihn nicht los. Corvina strahlte neben ihm und sprach in melodischer Stimme, während er in Gedanken versunken war.

Die Tür des Konferenzzimmers ging auf und Serena trat ein. Bei ihrem unsicheren, traurigen Geischtsausdruck fühlte er sich sogleich schuldig. Ihre Augen suchten kurz Nathans Blick, bevor sie auf Corvina fielen. Sie sah enttäuscht aus als hätte sie gehofft, allein mit Nathan sprechen zu können, aber das Schicksal hatte andere Pläne. Nathan hatte sich daran gewöhnt, Corvina bei seinen Absprachen dabei zu haben, schließlich war sie seine baldige Luna und würde ebenso über das Rudel herrschen wie er.

Sie ließ ihre Enttäuschung unausgesprochen und setzte sich langsam an den Tisch.

Nathan konnte nicht anders, als sie anzusehen. Sie sah müde aus vermutlich weil sie immer noch jede Nacht durch den Wald streifte. Ihre blonden Haare waren straff zu einem hohen Zopf geflochten, und ihr feines Gesicht strahlte eine Mischung aus Entschlossenheit und Verletzlichkeit aus. Jedes Mal, wenn er sie an seiner Seite spürte, beruhigte sich sein Puls und er wurde ruhiger. Es war ein seltsames Gefühl. Ganz anders, als das Zusammensein mit Corvina, aber beides elementar wichtig für ihn. Er fühlte sich hin- und hergerissen, wagte es aber nicht, diese Gedanken laut auszusprechen.

Alex trat ein, sein Ausdruck noch weniger amüsiert, als der von Serena. Er ließ sich neben Serena fallen und blickte sie besorgt an. "Geht es dir gut?"

Sie schluckte, nickte aber dann kurz angebunden. 

"Wentworth reist morgen an.", begann Nathan. „Das Meeting mit den Fitzgeralds ist ebenfalls festgelegt. Wir haben keine Wahl, als das Spiel weiterzuspielen, das wir vor wenigen Wochen begonnen haben. Serena wird als meine baldige Luna vorgestellt." Er sah zu seiner Verlobten. "Es ist nur für einpaar Tage, Corvina."

Corvina verzog ihr Gesicht zu einer verärgerten Miene, ihre Augen blitzten wütend auf. „Das ist inakzeptabel", sagte sie scharf, ihre Stimme klang wie das scharfe Klirren von Eis. „Ich bin die rechtmäßige Luna. Warum sollte irgendeine dahergelaufene Omega meinen Platz einnehmen, auch wenn es nur zum Schein ist?"

"Noch bist du keine Luna.", korrigierte Alex sie.  Nathan blickte ihn warnend an und auch Corvina reagierte wütend, wollte etwas einwenden.

Nathan seufzte, versuchte, Corvina ruhig zu stimmen. „Es ist nur vorübergehend. Eine Notwendigkeit, um die Allianz mit den Wentworths und Fitzgeralds zu sichern. Ich kann noch nicht offenbahren, dass ich in dieser Sache gelogen habe."

„Aber ich bin deine Verlobte!", entgegnete Corvina, ihre Stimme wurde lauter. „Ich bin diejenige, die an deiner Seite stehen sollte, nicht sie. Es ist demütigend, so zu tun, als ob sie die Luna wäre, während ich hier sitze und zuschaue."

Nathan legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zu beruhigen. „Ich verstehe deine Bedenken, wirklich. Aber du bist und bleibst meine wahre Gefährtin."

Er wagte es nicht, Serena in diesem Augenblick anzusehen. Er brach ihr ein weiteres Mal das Herz mit seinen Worten.

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt