Kapitel 49

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Der sterile Geruch des Krankenhauses umgab sie, und das monotone Piepen der Überwachungsmonitore bildete eine beruhigende Hintergrundmelodie. Während eine Krankenschwester Serenas Wunden kontrollierte, saß Serena auf einer Pritsche in einem von Nathans Medizinzentren. Sie spürte den leichten Druck der Bandagen, die ihre Wunden bedeckten. 

Nachdem sie versorgt wurde, hatte sich endlich duschen können, und das warme Wasser hatte den Schmutz und das Blut von ihrem Körper gespült. Nun trug sie eine dunkelgrüne Leggings und ein weißes T-Shirt, das man ihr gebracht hatte. Die Kleidung fühlte sich angenehm weich an und vermittelte ihr ein Gefühl von Normalität, trotz der chaotischen Ereignisse der letzten zwei Tage

Serena hob den Kopf und bemerkte Nathan, der im Türrahmen stand. Er trug nur seine Boxershorts, und sein muskulöser Körper war an mehreren Stellen einbandagiert. Sein Bein und sein Arm waren sorgfältig verbunden, aber trotz der offensichtlichen Verletzungen ließ er sich den Schmerz kaum anmerken, als er sich ihr näherte.

Die Krankenschwester, die gerade  ihr Besteck und das Desinfiziermittel einsammelte, nickte Nathan noch einmal zu, bevor sie den Raum verließ. Nathan bedankte sich kurz und wandte sich dann ganz Serena zu. Mit sanften Schritten trat er ganz nah an sie heran und machte es sich zwischen ihren Beinen gemütlich. Seine Hände glitten unter ihr T-Shirt auf ihre Taille um sie näher an sich heran zu ziehen. Obwohl sie etwas angehoben saß, musste sie hochschauen, um ihm in die Augen zu blicken.

„Wie geht es dir?" fragte er, seine Stimme sanft und besorgt. Seine Augen suchten ihren Blick, und Serena spürte die tiefe Verbindung zwischen ihnen.

„Besser," antwortete sie mit einem schwachen Lächeln. Die Wärme seiner Hände auf ihrer Haut beruhigte sie, und sie fühlte sich sicher in seiner Nähe.

Nathan strich sanft mit dem Daumen über ihre Taille, ein zärtliches Zeichen seiner Zuneigung. „Die Männer und die Magd, die mit Vale zusammengearbeitet haben, wurden gefasst," sagte er leise. „Sie erhalten nun die nötige Strafe."

Serenas Hand bewegte sich hoch zu seiner Wange und berührte die unrasierten Bartstoppeln. Sie wollte jetzt nicht über diese verbrecherische Bande sprechen. Am liebsten würde sie die Stunden im Kerker aus ihren Gedanken auslöschen. 

"Alex wurde bewusstlos im Wald gefunden. Auch ihm geht es nun besser, aber er muss sich noch erholen. Das Betäubungsmittel, das Vale benutzt hatte, scheint die Wölfe stärker auszuknocken."

"Ich bin froh, dass es ihm gut geht.", flüsterte sie, dann strich sie zart über den Verband auf Nathans arm. "Und ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn..."

"Hey...", Nathan hob ihr Kinn sanft an, als sie versuchte, sich wegzudrehen, um ihre Tränen zu verbergen. Sein Blick war voller Wärme und Zärtlichkeit, als er ihre Augen suchte. 

Zögernd hob sie ihren Kopf und sah ihn an, ihre Augen schimmerten vor Tränen. "Ich will jede Facette von dir sehen, Serena. Die starke und die schwache, die alberne, die ernste... Versteck das nie mehr vor mir. Ich bin dein Gefährte, bis ans Ende unserer Tage und darüber hinaus." 

Serena spürte, wie seine Worte ihr Herz erwärmten. 

"Du bist die stärkste Person, die ich kenne und der Kampf mit Vale hat gezeigt, dass du für das Rudel und mich mit all deiner Kraft kämpfen würdest. Ich hätte nicht stolzer sein können. Du warst so tapfer und ich liebe dich so sehr dafür."

Sie lächelte traurig. "Wärst du das auch, wenn ich bloß eine  nutzlose Omega-Braut wäre?", fragte sie zögernd.

Nathan schüttelte den Kopf. "Das meinst du nicht ernst?", fragte er, "Richard hat das nicht ernst gemeint und das weißt du. Er wollte von dir ablenken um uns beide zu retten und das rechne ich ihm hoch an."

Serena ließ ihre Hände auf ihren Schoß fallen und sah ihn voller Ernst an, versuchte aus seinen Zügen die Wahrheit herauszulesen. "Das beantwortet meine Frage nicht."

Nathan trat einen Schritt zurück und sah sie entsetzt an. "Wie kannst du das überhaupt anzweifeln."

Sie wollte es nicht. Sie wollte nicht daran zweifeln, aber der Kampf mit Vale... und Richards Worte haben ihr heftig zugesetzt. Noch wenige Stunden zuvor hatte sie sich wie die Königin der Wölfe gefühlt doch nun spürte die Unsicherheit, die sich in ihr ausbreitete, und sie hasste sich selbst dafür. "Nathan, ich habe mein halbes Leben lang geglaubt, dass ich nichts wert bin," flüsterte sie, ihre Stimme voller Schmerz. "Dass ich nur eine Bürde bin. Wie kann ich jetzt einfach daran glauben, dass es nicht so ist? Mein Dasein hat alle in Gefahr gebracht. Es hätte dich fast umgebracht."

Nathan atmete tief durch, sein Blick fest und eindringlich. "Serena, du könntest die schwächste Omega der Welt sein, von mir aus könntest du auch ein Mensch sein und es würde nichts an meinen Gefühlen für dich ändern. Meine Liebe zu dir ist nicht an deinen Rang oder deine Stärke gebunden. Sie ist an dich gebunden, an die Person, die du bist. Dein Mut, deine Entschlossenheit, deine Liebe – das sind die Dinge, die dich ausmachen und die ich liebe."

Er zog sie in eine feste Umarmung und hielt sie, als würde er sie nie wieder loslassen wollen. "Du bist meine Luna, und mit jeder Faser meines Daseins, weiß ich, dass du zu mir gehörst. Nicht wegen irgendeines vorbestimmten Weges oder weil du die Tochter eines Alphas bist, sondern weil du die Frau bist, die ich liebe. Und nichts auf dieser Welt wird das jemals wieder ändern."

Serena legte ihren Kopf an seine Brust und ließ die Tränen endlich frei fließen. Sie spürte die Sicherheit und Geborgenheit in seinen Armen und wusste, dass sie endlich einen Platz gefunden hatte, an dem sie wirklich hingehörte.

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt