Kapitel 24

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Als Nathans Lippen die von Serena berührten, fühlte er eine unerwartete Intensität, die durch sein ganzes Wesen strömte. Es war mehr als ein Kuss; es war eine Erfahrung, die tief in sein Innerstes eindrang. Er hatte nicht viel von diesem Moment erwartet, Nathan hatte sich lediglich darauf eingestellt, eine Illusion für die anderen zu erzeugen und seine Lust nach dieser Frau zu stillen. Doch das, was er dabei fühlte, als er Serena berührte und küsste, war weit entfernt von jeglicher Vortäuschung.

Sein Wolf, der in den letzten Tagen eine tief ruhende Präsenz in ihm war, erwachte mit unerwarteter Vehemenz. Nathans Herzschlag beschleunigte sich, als der Wolf in ihm zu drängen begann, sich mit Serena zu verbinden. Dieser Drang war überwältigend, verwirrend und unerwartet.

Während ihre Lippen aufeinandertrafen, spürte Nathan, wie sein Wolf versuchte, die Verbindung zu vertiefen, ein Band zu knüpfen, das über das Physische hinausging. Doch etwas blockierte ihn. Es war, als stieße er gegen eine unsichtbare Wand, die ihn daran hinderte, vollständig zu Serena durchzudringen. Dieser Widerstand frustrierte ihn zutiefst und ließ ihn sich hilflos fühlen.

Als sie sich schließlich voneinander lösten, suchte Nathans Blick den ihren, suchte nach einem Zeichen von Verständnis, nach einer Spiegelung seines inneren Aufruhrs. Ihre Wangen waren gerötet und sie atmete heftig. Es wirkte als wäre sie ebenso überrumpelt von der Intensität ihrer Gefühle.

„Alles in Ordnung?", fragte er leise.

„Ja", hauchte sie.

„Ich brauche jetzt dringend einen Drink", gestand er und strich sich durch das kurze Haar.

Als sie sich durch die Menge bewegten, spürte Nathan die Blicke auf sich, das stumme Raunen, das ihr Verlassen der Tanzfläche auslöste. Er führte Serena behutsam durch die Menschenmenge, ihre Hand leicht auf seinem Arm ruhend.

Sie erreichten schließlich die Bar am anderen Ende des Saals. Während sie auf einen Cocktail und einen Whisky pur warteten, konnte Nathan nicht umhin, darüber nachzudenken, was dieser Kuss für sie beide bedeutet hatte. Die Blockade, die er gespürt hatte, diese unsichtbare Barriere, die ihn daran gehindert hatte, vollends zu ihr durchzudringen, ließ ihn nicht los. Was bedeutete das?

Während sie am Rand der Bar standen und ihre Drinks genossen, drehte Serena das kleine Schiffchen in ihrem Cocktailglas, ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. „Du warst ziemlich glaubhaft", sagte sie und ihr Lachen mischte sich unter die Musik und das Gesprächsrauschen des Ballsaals. „Den Kuss würde selbst ich als echt abkaufen."

Nathan betrachtete sie einen Moment lang, sein Gesicht ernst und nachdenklich. Ihre Worte, obwohl scherzhaft gemeint, trafen eine empfindlichere Saite in ihm. War dies Serenas Art, eine Distanz zwischen ihnen zu schaffen, eine Barriere wiederaufzubauen, die während ihres Kusses ins Wanken geraten war?

Er fragte sich, ob sie wirklich nur ihre Rolle gespielt hatte, oder ob der Kuss für sie ähnlich verwirrend und intensiv gewesen war wie für ihn. Doch er konnte die Frage nicht laut aussprechen, denn in dem Augenblick sah er, wie Wentworth geradewegs auf sie zu ging.

Wentworths Auftreten war so förmlich wie sein Ruf es vorhersagte, und während er sich Serena und Nathan näherte, legte sich eine kühle Miene über sein Gesicht. Er klopfte Nathan auf die Schulter. „Alpha Nathan, ich war auf der Suche nach meiner Tochter. Sie scheint seit dem Beginn des Balls verschwunden zu sein. Wahrscheinlich hat sie sich entschieden sich zurück zu ziehen. Aber es ist auch wichtig, meine Gäste zu begrüßen." Er wandte sich dann zu seiner Begleitung.

„Serena, richtig?", begann er mit einer Stimme, die mehr Reserviertheit als Wärme vermittelte. „Ich habe heute viel von Ihnen gehört, meine Liebe."

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt