Kapitel 21

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Das Morgengrauen war kaum angebrochen, und das Hotelrestaurant füllte sich langsam mit den ersten Gästen. Nathan und Serena saßen an einem ruhigen Tisch beim Fenster, wo das einfallende Licht den Tisch in ein warmes Licht tauchte. Trotz der frühen Stunde schienen Nathans Sinne wachsam, als er einige der anderen Alphas, die das Restaurant betraten, mit einem kurzen Nicken grüßte. Sie beäugten seine Gesellschaft, während sie von einer Kellnerin zu einem Tisch geführt wurden.

"Ist es wirklich eine gute Entscheidung, mich hier zu zeigen?", fragte sie zögernd.

"Angriff ist die beste Verteidigung, Serena. Da jetzt ohnehin klar ist, dass du ein Wolf meines Rudels bist, ist es klüger, dich durch die Öffentlichkeit zu schützen.", sagte Nathan. 

"Sie werden dich in Frage stellen, wenn sie sehen, dass du dich mit einer schwachen Omega umgibst", warnte Serena.

"Ich pfeife auf ihre Meinung, Serena. Ich bin Alpha des Hawthorne Rudels und nur meine Familie zählt. Du gehörst dazu. Und ich rate dir, dich mit dem Gedanken anzufreunden.", erwidert Nathan bestimmt.

Sie blickte ihn unsicher und kritisch an.

"Ich verlange nicht, dass du dich über Nacht anpasst.",  beruhigte er sie, "Aber ich will dich bei mir haben."

Sie lachte bitter. "Warum?", fragte sie. "Warum bist du so versessen darauf, dir selbst zu schaden?"

Nathan lehnte sich zurück, legte lässig einen Knöchel auf sein Knie und musterte Serena mit einem durchdringenden Blick. Seine Haltung war entspannt, aber sein Ausdruck verriet tiefes Nachdenken. "Ich bin ein sehr pragmatischer Mensch, Serena. Ich halte an Dingen fest, die mir nutzen, und du... du tust meinem Wolf gut. Er ist ruhiger, wenn du in der Nähe bist, und das hilft mir, ihn besser zu kontrollieren. Ich kann dir nicht genau sagen, warum das so ist, aber ich habe vor, das herauszufinden. "

Seine Worte verletzten sie, aber sie überraschten sie nicht. Serena rechnete ihm hoch an, dass er so ehrlich mit ihr war. „Was geschieht, wenn du eines Tages feststellst, dass du mich nicht mehr an deiner Seite brauchst und diese Zweckgemeinschaft für dich nutzlos wird?", fragte sie, „Wirst du mich dann beiseite legen, als wäre ich nur ein ausgedientes Werkzeug, das seinen Dienst erfüllt hat?" 

 "Ich habe nicht vor, dich wie ein ausgedientes Werkzeug zu behandeln." erklärte er in seinem Stolz verletzt...

Er unterbrach sich, als er sah, dass Alex auf sie zukam. Er ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl neben Nathan nieder. „Du siehst beschissen aus", bemerkte Nathan trocken.

„Ich hab kein Auge zugetan", erwiderte Alex genervt. Sein Blick fiel auf Serena, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Es scheint dir wieder besser zu gehen."

"Den Umständen angemessen.", antwortete sie ausweichend. Die Tatsache, dass Nathan ihren Beitritt erzwungen hatte, würde noch eine Weile an ihr nagen. Aber auch so fühlte sie sich anders. Vielleicht war sie schon länger kein Teil eines Rudels gewesen und hatte dieses Gefühl lediglich vergessen. Sie konnte das Gefühl kaum umschreiben aber es fühlte sich ein wenig mehr... Wolf... stellte sie fest.

Nathan nahm einen Schluck Kaffee. „Wir werden die Aufnahme mit einem öffentlichen Ritual feiern, sobald wir zurück sind."

„Ich wüsste nicht, was es zu feiern gibt", warf Alex spöttisch ein. „Du wirst nur Ärger mit dem Rudel heraufbeschwören."

Nathan fixierte ihn mit einem herausfordernden Blick. „Wenn sie mir vertrauen, werden sie es akzeptieren."

"Höchstens wenn du das gemeinsame Projekt mit den anderen Rudeln erfolgreich ist und du mit guten Nachrichten in Vancouver ankommst, was seit gestern in weite Ferne gerückt ist.", schätzte Alex ein.

"Tut mir Leid, dass ich Unruhe reinbringe.", sagte Serena um die Situation zu beruhigen.

Alex winkte ab und gab ihr ein müdes Lächeln. „Oh Darling, du kannst am wenigsten für diese Situation. "

Die Liebkosung brachte ihm einen strafenden Blick von Nathan ein. "Worauf willst du hinaus, Beta?", fragte Nathan.

"Du willst Wentworths Vorschlag nicht ernsthaft in Erwägung ziehen?", Alex lehnte sich vor um Nathan genauer in den Fokus zu nehmen. 

"Welcher Vorschlag?", fragte Serena.


Nathan setzte seine Kaffeetasse mit einem leisen Klirren ab. „Wentworth glaubt, dass seine Tochter die perfekte Kandidatin für unsere Luna wäre", erklärte er, während er Serena direkt ansah, um ihre Reaktion einzuschätzen, „Er strebt eine Zweckehe an und erwartet, dass ich seine Tochter Elara heute Abend auf der Gala treffe."

Ihre blauen Augen weiteten sich unmerklich vor Überraschung, und ein Hauch von Verwirrung schwang in ihrer ansonsten kontrollierten Haltung mit. Für einen Moment schien ihr der Atem zu stocken, als die Tragweite von Nathans Worten sie traf. 

Er sprach weiter.  „Ich möchte, dass du dabei bist. Ich will, dass es offensichtlich ist, dass ich der denkbar schlechteste Kandidat für seine Tochter bin und keinerlei Interesse an einer romantischen Verbindung mit ihr habe."

Alex runzelte die Stirn als er die Worte seines Alphas hörte. Langsam ergaben einpaar Dinge einen Sinn.

„Und was habe ich damit zu tun?", fragte Serena, während sie versuchte, ihre wachsende Unruhe zu verbergen.

„Ich werde Wentworth klar machen, dass ich bereits eine von der Mondgöttin erwählte Gefährtin habe. Nur so kann ich die arrangierte Ehe vermeiden, und er kann immer noch das Projekt gesichtswahrend als mein Partner annehmen." Nathan sprach ruhig, aber entschlossen. "Er wird sich nicht gegen eine Verbindung stellen wollen, die vom Schicksal bestimmt wurde."

Sie atmete scharf ein. „Aber ich bin nicht deine Gefährtin."

Er lachte bei ihrem abweisenden Ton. Die Antwort kam zu schnell, zu ablehnend. Für einen flüchtigen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht, ein kaum merklicher Ausdruck von Verletztheit, den er schnell unter einer Maske der Gleichgültigkeit verbarg. Er lehnte sich zurück, seine Augen ein wenig verengt, als er ihre Worte in seinem Kopf abwog. Es war nicht so, dass er ernsthaft erwartet hatte, sie würde sich plötzlich emotional öffnen, aber die Direktheit ihrer Ablehnung stach dennoch. 

"Natürlich nicht", erwiderte er schließlich, seine Stimme gefasst, aber ein wenig kühler als zuvor. "Ich weiß, dass wir keine Gefährten sind, Serena. Es reicht, wenn wir den Anschein erwecken." 

Serena lehnte sich zurück und versteifte die Arme vor der Brust. "Warum sagst du ihm nicht einfach, dass du eine Gefährtin hast..."

"Er wird es nicht ernst nehmen, wenn er es nicht sieht.", erklärte Nathan.

"Du spielst mit dem Feuer, Nathan", warnte Alex, der die Situation mit einer Mischung aus Besorgnis und Missbilligung betrachtete.

"Wir haben hier nichts zu verlieren. Entweder er lenkt ein und ich bekomme ihn als Allianz. Oder wir haben hier nichts mehr zu suchen. Ich werde mir von einem fremden Rudelführer keine Zweckehe aufbinden lassen."

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt