Kapitel 5

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In der ruhigen Atmosphäre ihrer Wohnung, nur erleuchtet durch das gedämpfte Scheinen der Straßenbeleuchtung, betrachtete Serena sich im Spiegel. Sie trug ein schlichtes, dunkelgrünes Kleid, das bis zu den Knöcheln reichte und das sie einst in einer kleinen Boutique in Mailand gefunden hatte. Dieses Kleid war eines der wenigen Überbleibsel ihrer Vergangenheit, ein Andenken an einfachere Zeiten, das sie sich übrig gelassen hatte. Aber es war nichts besonderes. Es hatte einen einfachen Schnitt und zeigte ein wenig Rücken. Ein geschickter Seitenschlitz gab dem sonst unauffälligen Kleid einen eleganten Touch. Serena ließ ihre Haare offen, befestigte sie jedoch seitlich mit zwei Haarnadeln, wodurch sie elegant über eine Schulter drapiert wurden. 

Über ihre Schultern legte sie eine leichte weiße Stola, die sie sich heute von ihrem letzten Notgroschen gekauft hatte. Sie hatte ihr Geld für etwas ausgegeben, was sie aussehen ließ wie etwas, das sie nicht mehr sein wollte. Eine perfekt drapierte Puppe, die man als Teenager aus ihr gemacht hatte.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als ihr Handy vibrierte. Eine E-Mail von Nathan. Er hatte einen Fahrer arrangiert, der sie abholen sollte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Als Serena das Restaurant betrat, wurde sie sofort von seiner eleganten und fein ausgearbeiteten Atmosphäre in den Bann gezogen. Das auffälligste Merkmal war ein prächtiger, lebendiger Baum, der sich majestätisch in der Mitte des Raumes erhob und seine Zweige wie schützende Arme über die Tische ausstreckte. Der Raum selbst war in ein weiches, schummriges Licht gehüllt, das von geschmackvoll entworfenen Lampen ausgestrahlt wurde und eine intime und beinahe magische Atmosphäre schuf. Zarte Musik, dezent im Hintergrund, erfüllte den Raum ohne die Unterhaltungen zu stören und verlieh ihm ein Gefühl von Luxus und Feinheit. Jedes Element, von den sorgfältig arrangierten Tischen bis zu den unaufdringlichen Kunstwerken an den Wänden, trug zu einem Eindruck von Exklusivität bei. Sie wurde zum Tisch geführt an dem Nathan und andere Gäste schon saßen. Als er sie sah, stand er auf um sie kurz zu begrüßen und vorzustellen.

"Das ist Serena, meine Assistentin." Nathans Stimme war selbstbewusst, als er die Vorstellung machte. Serena trat vor, lächelte höflich und reichte den Investoren nacheinander die Hand, um sie zu begrüßen. Die elegante Frau an Nathans Seite, deren Anwesenheit Serena bereits bei ihrer Ankunft aufgefallen war – nicht zuletzt wegen der lässigen Art, wie Nathan seinen Arm um sie gelegt hatte, während sie beisammen saßen –, erhob sich ebenso.

Gekleidet in einem atemberaubenden roten Kleid, strahlte sie eine Eleganz aus, die Serena unweigerlich faszinierte. Sie hatte wunderschöne gebräunte Haut und ein strahlendes einnehmendes Lächeln. War sie seine Luna? Sie musste es sein. Sie wirkte wie eine Gefährtin eines Alphas, die durch ein tiefes, rituelles Band an ihn gebunden wurde. Die Art, wie sie sich mit einer natürlichen Anmut bewegte, wie sie perfekt zu Nathans Erscheinung passte. 

"Nathan," begann sie, ihr Lächeln warm und einladend, "sie ist viel zu hübsch, um deine Assistentin zu sein."

"Ich suche mir meine Assistenz nicht nach ihrem Erscheinungsbild aus, Amanda.", korrigierte er sie leise, "Hör auf, du bringst sie in Verlegenheit."

"Ich bin nicht sicher, bist du ein Wo...", ehe Amanda Wolf sagen konnte, wurde sie von Nathan unterbrochen. 

"Sie kommt nicht aus unsere Familie...", warnte er, und ließ sie glauben, dass Serena nur ein Mensch war.

"Kann Sie nicht für sich sprechen?", fragte Amanda und wischte seinen Widerspruch fort.

Serena öffnete gerade den Mund, bereit, Amanda zu antworten und wurde sofort unterbrochen.  Mit einem breiten Lächeln, das seine gute Laune und seinen Witz verriet, schritt ein Mann direkt auf die Gesellschaft zu. Er war groß und unbestreitbar attraktiv, wenngleich sein Aussehen nicht an die magnetische Anziehungskraft Nathans heranreichte. Doch was ihm vielleicht in übernatürlicher Schönheit fehlte, machte er durch seine strahlende Präsenz und seinen unbeschwerten Charme wett. "Hey, alter Freund.", begrüßte er Nathan herzlich. "Wie immer eine Schönheit.", begrüßte er Amanda. Dann sah er Serena und erstrahlte. "Serena, richtig?", sagte er, "Ich freue mich, dass Nathan es geschafft hat, dich auszuwählen."

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt