Kapitel 45

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Serena stand inmitten des prächtigen Badezimmers, die glatten, weißen Fliesen und die funkelnden Kristallleuchter reflektierten das warme Licht. Der Raum war erfüllt von einem sanften Duft nach Lavendel und Rosen, der sie beruhigen sollte, doch ihr Herz schlug unaufhörlich in ihrer Brust. Heute war der Tag, an dem sie vor dem gesamten Rudel und den anwesenden Fitzgeralds und Wentworths als Nathans rechtmäßige Luna verkündet werden sollte. Eine Mischung aus Aufregung und Nervosität durchströmte sie, während sie den Frauen des Rudels überlassen wurde, um sich auf die Zeremonie vorzubereiten.

Mit sanften, aber bestimmten Händen führten die Frauen Serena zu einem großen Marmorbad, das mit wohlriechenden Ölen und Blütenblättern gefüllt war. Der Dampf stieg auf und umhüllte sie, während sie in das warme Wasser glitt. Die Hitze entspannte ihre Muskeln und ließ die Anspannung etwas nach. Zwei Frauen, beide älter und mit erfahrenen Händen, begannen, ihren Körper mit sanften Bewegungen zu waschen. Serena schloss die Augen und ließ die Fürsorge über sich ergehen, spürte, wie die Aufregung in ihrem Inneren langsam einer ruhigen Akzeptanz wich.

Nach dem Bad wurde sie mit weichen, flauschigen Handtüchern abgetrocknet. Jedes unnötige Haar wurde vorsichtig entfernt. Eine der Frauen, eine Heilerin des Rudels, nahm eine kleine Flasche mit goldenem, schimmerndem Öl und begann, es auf Serenas Haut zu verteilen. Das Öl hinterließ einen sanften Glanz und ein angenehmes Gefühl von Geschmeidigkeit. Es war, als würde sie in Sternenlicht gehüllt werden, bereit, in die Nacht hinauszutreten und ihre neue Rolle anzunehmen.

Während das Öl auf ihrer bloßen Haut trocknete, stand sie vor einem voluminösen prächtigen Spiegel und fühlte sich wie die Königin Kleopatra, wunderschön und mächtig, während die Frauen begannen, ihr Haar zu flechten. Ihr blondes Haar aus kunstvolle Zöpfen und Locken  wurde hochgesteckt. Eine Steckfrisur, die sowohl elegant als auch majestätisch wirkte. Die Frauen arbeiteten schweigend, ihre Hände flogen geschickt durch das Haar, und Serena konnte die Hingabe und den Respekt in ihren Bewegungen spüren. 

Die älteste der Frauen trat vor und begann, Serena zu schminken. Es war ein zartes, kaum auffälliges Make-up, das ihre natürlichen Vorzüge betonte. Ihre blauen Augen leuchteten intensiver, ihre Wangenknochen wurden sanft hervorgehoben, und ihre Lippen bekamen einen Hauch von Rosé. Serena betrachtete sich im Spiegel und erkannte kaum die Frau, die ihr entgegenblickte. Sie wirkte nicht mehr, wie die Omega, die sie einst war. Sie war die Luna dieses Rudels. Die Königin der Wölfe. Ihr Magen krampfte sich vor der Verantwortung zusammen, die ihr bevorstand. Sie atmete tief durch, versuchte, die Nervosität zu besänftigen.

Während sie vor dem Spiegel stand, halfen die Frauen in ihre Unterwäsche. Ein Hauch von weißer Spitze kleidete ihren Venushügel, während eine zarte Corsage ihre Brüste hervorhob. Während die Frauen die Haken der Corsage schloßen, flüsterten sie leise mit einander und Serena hatte den Eindruck Nathans Namen gehört zu haben.

"Was habt ihr?", fragte sie nervös. 

"Nichts, meine Luna.", sagte die eine Frau.

"Es ist nur so...", sagte die andere zögerlich, "Alpha Nathan ist bereits vor der Zeremonie auf die Jagd."

Serena runzelte die Stirn. "Warum?", fragte sie unsicher.

"Sie haben eine Spur des Angreifers von letzter Nacht. Sie wollten der Spur nachgehen bevor sie verschwindet."

Serena nickte unsicher. "Also wird er sich vielleicht verspäten..."

"Oh, ich denke nicht, meine Luna.", versuchte die Heilerin sie zu beruhigen, "Wir werden mit den Vorbereitungen weitermachen, so wie es uns Alpha Nathan angeordnet hat."

Als die Vorbereitungen fast abgeschlossen waren, brachten die Frauen das Kleid herein. Es war schlicht und doch atemberaubend, ein weißes Kleid, das sanft um ihren Körper bis zum Boden floss. Die seidigen Stoffe schmiegten sich an ihre Haut, und sie spürte, wie das Kleid sich perfekt an ihre Form anpasste. Ein weiteres Schmuckstück wurde hervorgebracht, eine alte Mondkette aus Amethyst und Platin. Die Kette wurde ihr um den Hals gelegt, und sie fühlte das kühle Metall und die schweren Steine, die wie ein uraltes Versprechen um ihren Hals lagen.

Schließlich war sie bereit. Die Frauen traten zurück und betrachteten ihr Werk mit zufriedenen Blicken. Danach verabschiedeten sie sich.

Sie wurde in dem kleinen Gästezimmer allein gelassen. Es war schon spät abends, und der Vollmond begann, seinen Weg über den Himmel zu nehmen. Die Minuten verstrichen, und ihre Nervosität wuchs mit jeder Sekunde.

Die Ereignisse der letzten Tage wirbelten in ihrem Kopf umher, und sie spürte, wie sehr sie endlich bei Nathan sein wollte. Ihre Befürchtung, dies alles sei nur der Fiebertraum einer Omega war, nahm ihr die Luft zum Atmen. Nein, das war real, sagte sie sich. Nathan hatte sie als seine Luna ausgewählt, hatte ihr zugesichert, dass sie zusammen gehörten. Sie spürte es mit jeder Faser ihres Körpers. Doch der Fluch, der auf ihm lastete, und die Bedrohung, die noch immer über ihnen schwebte, machten es schwer, sich ganz auf die Zeremonie zu konzentrieren.

Es war schon spät, und sie wartete ungeduldig auf Nathans Beta, der sie zum See führen sollte. 

Plötzlich hörte sie Schritte im Flur. Sie hielt den Atem an und richtete sich auf. Endlich, dachte sie. Die Tür öffnete sich langsam, und Serena spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Doch statt Alex trat eine junge Frau ein, die Serena noch nicht kannte. Sie war schlank, hatte dunkles Haar, das zu einem kurzen Zopf geflochten war, und trug die schlichte Kleidung einer Angestellten.

„Verzeihung, meine Luna, die Frauen haben noch den Haarkamm vergessen", sagte die Magd und zeigte einen wunderschönen Kamm in ihren Händen.

Serena nickte enttäuscht und setzte sich auf das Bett, damit die Frau besser an ihre gesteckte Frisur kommen konnte. Sie trat näher, holte einige der Haarnadeln heraus. Während die junge Frau hinter Serena stand, bemerkte Serena einen Geruch, der ihr nicht vertraut vorkam. Es war nicht der Duft ihres Rudels, sondern etwas Unbekanntes.

Bevor Serena etwas sagen oder sich wehren konnte, steckte die Magd den Haarkamm tief in ihr Haar, sodass die Haarnadeln ihre Kopfhaut verletzten. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Serena, und sie schrie auf, stand hastig auf und drehte sich um. Ihre Sicht verschwamm, und sie spürte, wie die Welt um sie herum verblasste. Im gleichen Moment fiel sie zu Boden. Die Dunkelheit brach über sie herein und zog sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit.

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt