Kapitel 23

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Die Gala hatte bereits begonnen, und der Ballsaal erstrahlte im Schein unzähliger Kerzen und funkelnder Kronleuchter, die die Kleidung der Gäste in schimmerndes Licht tauchten. Die Musik schwoll an, als das Orchester eine elegante Melodie spielte, und die Tanzfläche füllte sich mit Paaren. Serena fand sich in den Armen von Alex wieder, der sie behutsam über das Parkett führte. Trotz der festlichen Atmosphäre lag eine gewisse Anspannung in der Luft, die nicht nur auf das übliche soziale Geplänkel zurückzuführen war.

„Er hat sich bisher aus jeder Schieflage manövrieren können. Nathan ist sehr jung Alpha geworden.", versuchte Alex, Serena zu beruhigen, während sie durch die Menge tanzten. Seine Worte waren gedacht, um sie zu trösten, aber sein Blick verriet Sorge.

Serena nickte, bemüht, ihre Besorgnis zu verbergen, aber ihre feuchte Hand in der seinen verriet ihre Nervosität. „Ich weiß, aber es ist schwer, nicht darüber nachzudenken, was mit Nathan gerade gesprochen wird." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, übertönt von der Musik und den Gesprächen um sie herum.

"Aber es ist immer noch besser, als eine Luna zu akzeptieren, die nicht wirklich zu unserem Hawthorne-Rudel passt. Nathan wird eine starke Luna an seiner Seite brauchen." Seine Worte waren klar und deutlich, fast wie eine Warnung an Serena gerichtet, sich nicht zu sehr an die Vorstellung zu gewöhnen, dauerhaft an Nathans Seite zu sein.

Als das Lied zu einem sanften Ende kam, entdeckte Serena Nathan. „Ich übernehme für den Nächsten", sagte er und klopfte Alex ab. Der Beta trat zur Seite und fragte erwartungsvoll wie das Gespräch mit Wentworth gelaufen war. „Wentworth hat die Ankündigung einer Gefährtin erwartungsgemäß ernst genommen", erklärte Nathan leise. „Er möchte Serena später persönlich kennenlernen und sich selbst davon überzeugen. Aber er braucht dennoch eine Absicherung, bevor er als Partner in die Bauprojekte einsteigt. Wir sind also noch nicht mit den Verhandlungen fertig."

Er blickte zu seinem Beta: „Hör dich bitte um. Wir müssen wissen, warum Vale heute nicht aufgetaucht ist. Er ist zu gefährlich als das wir nicht wissen, wo er sich befindet." Alex nickte, dann verschwand er in der Menge. 

Der Tanz begann, und Nathan legte seine Hände sanft aber bestimmt um Serenas Taille und zog sie näher an sich heran. Mit einem charmanten Lächeln flüsterte er ihr ins Ohr: „Wenn wir schon Bbeobachtet werden: Lass uns die beste Show liefern, die wir können."

Es würde Serena nicht schwerfallen, die Rolle zu übernehmen, die Nathan von ihr erwartete. Tatsächlich war Nathan ein außergewöhnlich attraktiver Mann mit einer Alpha-Ausstrahlung, die jedem auffallen musste. Sein Lächeln war charmant und sein Verstand scharf. Seine dominante Art hatte allerdings auch ihre Schattenseiten, die sie an den Rand der Verzweiflung trieben, besonders nach dem gestrigen Vorfall, als er sie bewusst beeinflusst hatte. Trotzdem fühlte sie sich in seiner Nähe sicher und geschützt, was in ihrer aktuellen Situation ein unerwarteter Trost war.

Ihre Körper passten perfekt zusammen, bewegten sich synchron auf dem Tanzparkett. Beim Gedanken daran, dass sie sich ihm gestern in einem Moment der Schwäche angeboten hatte, spürte sie, wie ihre Wangen heiß wurden. Die Erinnerung daran brachte eine ungewollte Röte auf ihr Gesicht. 

Während sie sich im Takt der Musik bewegten, die elegant und leidenschaftlich durch den Ballsaal schwebte, erlaubte sie sich, sich enger an ihn zu schmiegen. Ihre Bewegungen auf dem Parkett waren fließend und harmonisch, fast so, als hätten sie Jahre zusammen getanzt. Nathans Führung war sicher und bestimmt, und Serena fand sich dabei, wie sie ihn nicht nur spielte, sondern tatsächlich bewunderte. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Moment schien alles um sie herum zu verblassen. 

Nathan verlangsamte ihre Schritte, bis sie beide in der Mitte der Tanzfläche zum Stillstand kamen. Er hob seine Hände und legte sie sanft an Serenas Wangen, seine Augen suchten die ihren. Er lächelte spitzbübisch. „Es gibt etwas, das ich bereue", flüsterte er mit einer Intensität, die die Musik zu übertönen schien. „Ich hätte dich gestern in deinem Hotelzimmer küssen sollen, als wir allein waren. Es tut mir leid, dass unser erster Kuss nun vor all diesen Augen stattfinden wird."

Serena zögerte einen Moment, ihr Blick wanderte unsicher zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Nathans Lippen waren fest, leicht gerötet, und zogen sich in einer Mischung aus Vorfreude und Lust zu einem fast unmerklichen Lächeln. Etwas in der Art, wie er sie ansah, ließ Serenas Herz schneller schlagen.

Ohne weitere Worte zu verlieren, beugte Nathan sich vor und ihre Lippen trafen sich in einem sanften, aber leidenschaftlichen Kuss. Serena spürte, wie ein Feuerwerk an Emotionen in ihr entflammte, eine Hitze, die sich durch ihren ganzen Körper ausbreitete. Ihre anfängliche Unsicherheit wich einer überraschenden Zärtlichkeit, und sie erwiderte den Kuss, drückte sich näher an ihn heran.

Während der Kuss sich vertiefte, überkam Serena eine Flut an Empfindungen, die sie so noch nie erlebt hatte. Unter der Oberfläche ihrer Haut entstand eine eigenartige Wärme, die sich anfühlte, als würde ihr Innerstes von einem lodernden Feuer verzehrt. Zugleich spürte sie, wie etwas in ihr zu reißen begann, als würde eine unsichtbare Barriere langsam einbrechen. Sie konnte nicht begreifen, was genau vor sich ging, aber es fühlte sich an, als ob etwas Altes, tief in ihr Verwurzeltes, sich unter dem Druck seiner Nähe zu lösen begann. Als ob ihr Körper nicht mehr nur ihr gehörte. 

Der Kuss, anfangs zart und forschend, wurde immer fordernder. Nathans Hände wanderten sanft über ihren Rücken, und mit jeder Berührung schien die Wärme in ihr anzusteigen. Es war mehr als bloße körperliche Anziehung; es war, als ob jede Faser ihres Seins auf eine tiefere, unbekannte Verbindung mit Nathan reagierte.

Schließlich lösten sie sich voneinander, beide sichtlich bewegt von der Intensität ihrer Gefühle. Serenas Atem war schwer, ihre Wangen glühten, und in ihren Augen lag ein ungewohnter Glanz. Sie blickte Nathan verwirrt an, wollte sprechen, doch fand keine Worte, die die Turbulenzen in ihrem Inneren beschreiben konnten. Etwas hatte sich verändert.

„Alles in Ordnung?", fragte Nathan leise, seine Stimme etwas besorgt.

Serena nickte langsam, immer noch unter dem Eindruck des Moments. 

Rising Omega: Die Versuchung des AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt