Asmodeus

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Jahrhunderte des Wartens hatten endlich ein Ende gefunden. Edom war ein endloser Alptraum aus Feuer und Schatten, ein Reich, in dem Zeit und Raum kaum eine Bedeutung hatten. Die düsteren Landschaften von Edom schienen in ewiger Dämmerung zu verharren, beleuchtet von den unheilvollen Flammen, die überall loderten. Doch all das wurde zur Nebensache, als ich endlich vor meinem Sohn, Magnus Bane, stand. Er war eine imposante Erscheinung – groß, mit scharfen, katzenartigen Augen, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten, und einem Ausdruck, der gleichzeitig Schmerz und unbändige Wut zeigte. Seine Worte waren wie scharfe Klingen, die auf mich einprasselten.

"Du warst nie da," schrie Magnus, seine Stimme bebend vor Zorn und Trauer. "Als ich dich am meisten brauchte, hast du mich verlassen. Aber es gab jemanden, der da war. Evangeline. Sie hat mich aufgenommen, als ich alles verloren hatte. Nicht du. Evangeline gab mir ein Zuhause, als du es nicht tatest."

Evangeline. Der Name hallte in meinem Kopf wider, ein schmerzhaft süßer Klang. Eine Vampirin, Nachkommin von Graf Draculea. Die Vorstellung allein, dass jemand anders sich um meinen Sohn gekümmert hatte, weckte eine Flut an Emotionen in mir, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt hatte. Wut, Neid, und etwas, das ich nicht sofort identifizieren konnte. Doch mein Platz war nicht hier in Edom. Noch nicht. Ich ließ sie ziehen, ohne die tieferen Fragen zu stellen, die in mir aufstiegen.

Wochen später, auf der Erde, verfolgte mich der Gedanke an Evangeline wie ein Schatten. Wer war sie wirklich? Warum hatte sie Magnus geholfen? Und warum berührte ihr Name mein Herz auf eine Weise, die mir völlig fremd war? Diese Fragen trieben mich dazu, Magnus erneut aufzusuchen. Ich musste Antworten finden, um den Frieden zu finden, den ich seit Jahrhunderten suchte.

Magnus war nicht erfreut, mich zu sehen. Sein Gesicht war ein steinernes Abbild der Enttäuschung und des Misstrauens. Doch das Schicksal spielte uns einen Streich. Raphael, ein Vampir, ein enger Vertrauter von Magnus, war in Schwierigkeiten. Keine Magie, die Magnus anwandte, konnte ihm helfen. In seiner Verzweiflung rief er Evangeline. Und sie kam.

Evangeline trat in den Raum und alles um mich herum schien still zu stehen. Sie war von majestätischer Schönheit, ihre Haut war alabasterweiß, ihre Augen glühten in einem tiefen, unendlichen Rot. Ihr langes, schwarzes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und ihre Lippen waren wie blutrote Rosen. Sie strahlte eine Macht und Anmut aus, die jeden in ihrer Nähe in Ehrfurcht erstarren ließ. Doch in ihren Augen lag eine Kälte, die selbst die Feuer von Edom hätte erstarren lassen. Sie schritt direkt auf mich zu, ohne auch nur einen Hauch von Zögern, und schlug mir mit einer Kraft ins Gesicht, die meine Augen vor Schock weit öffnete.

Noch nie zuvor hatte mich jemand so behandelt. Der Schmerz auf meiner Wange war nichts im Vergleich zu dem Sturm der Gefühle, den sie in mir auslöste. Sie drehte sich um und ging, ihre Präsenz hinterließ eine unerklärliche Leere in mir. Ich stand da, unfähig, mich zu rühren, und beobachtete, wie sie sich um Raphael kümmerte. Ihre Bewegungen waren sanft und präzise, jede Geste zeugte von einer tiefen Fürsorge und Hingabe.

In diesem Moment erkannte ich etwas, was mich tief erschütterte: Ich war nicht wütend. Nein, ich war fasziniert, verzaubert, ja, fast schockverliebt. Ihr Mut, ihre Entschlossenheit und ihre Liebe zu meinem Sohn berührten mich auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Die folgenden Tage verbrachte ich damit, alles über sie herauszufinden. Evangeline, die Vampirin, die sich um Magnus gekümmert hatte, als er am verletzlichsten war. Diejenige, die ihm ein Zuhause gab und ihm zeigte, dass er nicht allein war. Ihr voller Name war Lady Evangeline Draculea, und sie war bekannt für ihre Weisheit und ihre Unnachgiebigkeit. Eine Frau, die in der Dunkelheit geboren und doch ein Licht in der Welt war.

Ich suchte nach einer Möglichkeit, sie wiederzusehen, um mit ihr zu sprechen, um zu verstehen, was sie bewegte. Doch Magnus war nicht bereit, mich in ihre Nähe zu lassen. Es war ein Kampf gegen seine Abneigung, gegen die Vergangenheit, die uns alle belastete. Dennoch gab ich nicht auf. Ich wusste, dass ich sie wiedersehen musste.

Schließlich fand ich meine Gelegenheit. In einer mondlosen Nacht, als die Sterne über dem New Yorker Himmel funkelten, trat ich vor sie. Ihr Blick war kalt, doch ich konnte die Wärme dahinter erahnen. Sie stand vor einem der hohen Fenster ihres Anwesens, ihr Blick in die Dunkelheit gerichtet.

"Lady Evangeline," sagte ich sanft, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern in der Nacht. "Ich möchte dir danken. Für alles, was du für Magnus getan hast. Du hast ihm gegeben, was ich ihm verweigert habe. Und dafür schulde ich dir mehr, als Worte jemals ausdrücken können."

Sie drehte sich langsam zu mir um, ihre Augen durchbohrten mich mit einer Intensität, die mein Herz schneller schlagen ließ. "Was glaubst du, Asmodeus, kann ein einfaches Dankeschön die Jahrhunderte der Vernachlässigung und des Schmerzes ungeschehen machen?" Ihre Stimme war kühl und kontrolliert, doch ich konnte die tiefe Trauer darin hören.

"Nein," antwortete ich leise, "das glaube ich nicht. Aber es ist ein Anfang. Ein Schritt, um zu verstehen und vielleicht eines Tages zu vergeben."

Sie schwieg lange, und ich wusste nicht, was in ihrem Inneren vorging. Doch ihre Augen, diese tiefen, unendlichen Augen, hielten den Schlüssel zu einer Wahrheit, die ich zu entdecken bereit war. "Magnus ist mir wichtig," sagte sie schließlich. "Mehr als du dir vorstellen kannst. Ich werde alles tun, um ihn zu schützen. Auch vor dir."

"Ich will ihm nicht schaden," sagte ich schnell. "Ich möchte nur eine Chance, ihm zu zeigen, dass ich mich geändert habe. Dass ich ein Teil seines Lebens sein kann, so wie du es bist."

"Das wird sich zeigen," erwiderte sie und wandte sich wieder dem Fenster zu. "Fürs Erste hast du meine Aufmerksamkeit, Asmodeus. Doch enttäusche mich nicht."

Vielleicht würde es Zeit brauchen. Vielleicht würde es nie geschehen. Aber eines wusste ich: Diese Frau, diese Vampirin, hatte mein Herz auf eine Weise berührt, die ich nie erwartet hatte. Und ich würde alles tun, um das Band zu verstehen, das uns nun unwiderruflich verband.







 Und ich würde alles tun, um das Band zu verstehen, das uns nun unwiderruflich verband

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Oneshots (Alles mögliche)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt