Teil 57

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Enzo

Als mein Handy klingelt und ich Claire's Stimme höre, fallen mir tausend Steine vom Herzen. Ihre Stimme klingt schrecklich, aber sie lebt.

Ich schreie Mario an, dass wir schnell fahren sollen, aber er bleibt entspannt. Zumindest nach außen, denn ich weiß, er hat sich auch wirklich Sorgen um seine *Schwester* gemacht. Die ganze Nacht haben wir kein Auge zugetan und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Aber wir haben keinerlei Anhaltspunkte bekommen. Die Videoüberwachungen aus der Nachbarschaft des Cafés waren gelöscht. Die ganze Entführung war komplett durchgeplant und nichts dem Zufall überlassen.

Als wir endlich den Parkplatz erreichen, sehen wir Claire leblos auf dem Boden liegen. Der Wagen steht noch nicht mal als ich heraus springe. Mit großen Schritten laufe ich zu Claire und nehme sie in den Arm. "Claire... Baby...wach auf!" Versuche ich sie zu wecken. Als ich ihren Puls fühle beruhige ich mich etwas. "Sie lebt!" Ruf ich Mario und Vito zu. Sichtlich erleichtert kommen sie zu mir. Claire ist leichenblass, ihre Kleidung zerrissen und schmutzig. Abgesehen davon scheint sie jedoch unverletzt zu sein. Was ist ihr nur passiert?

Zuhause angekommen, wartet bereits ein Arzt auf uns. Ich lege sie in unser Bett und lasse den Doc seine Arbeit machen. Ungeduldig stehe ich vor der Tür und warte. Auch Sophia und Albert sind hier und warten auf Neuigkeiten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Doc aus dem Zimmer. "Ihr geht es soweit gut. Keine schweren offensichtlichen Verletzungen. Sie ist dehydriert. Ich habe ihr eine Infusion gelegt. So wie es aussieht, wurde sie unter Drogen gesetzt. Was es genau war, wird die Blutanalyse zeigen." Er hebt eine Kanüle mit Blut hoch. "Sobald ich mehr weiß, sage ich Bescheid. Sie soll sich ausschlafen, viel trinken und die nächsten Tage schonen. Wenn was ist, sagt Bescheid." Erklärt der Arzt und geht nachdem ich ihm gedankt habe.

Sofort stürme ich ins Zimmer. Meine Schöne schläft noch immer, aber sie hat wieder etwas Farbe. Ich setze mich zu ihr ans Bett. "Wenn dir was passiert wäre.... Ich hätte es nicht überstanden." Flüstere ich leise und streichel ihre Hand.

Langsam öffnen sich Claire's Augen. Sie blinzelt mehrmals und scheint noch desorientiert. Doch als unsere Blicke sich treffen, strahlt sie mich an. "Enzo." Flüstert sie und ihr Stimme klingt noch immer kratzig. "Psst alles gut. Du sollst dich ausschlafen und schonen. Wir reden später." Sage ich ihr und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Kannst...kannst du hier bleiben?" Fragt sie schüchtern. Ich nicke und lege mich zu ihr. Sofort kuschelt Claire sich in meinen Arm und schläft wieder ein.

Da ich letzte Nacht kein Auge zugemacht habe, bin ich wohl auch eingeschlafen. Ich werde von einem fürchterlichen Schrei wach. Claire sitzt aufrecht im Bett, Schweiß gebadet und atmet schwer. "Hey, alles gut. Du bist in Sicherheit." Flüstere ich und nehme sie in den Arm. Wir kuscheln uns wieder ein. Ich spüre, wie Claire's Gedanken kreisen. Aber ich warte ab, bis sie soweit ist und darüber reden möchte.

Doch sie sagt kein Wort, sie ist in ihrer eigenen Welt. Etwas später klopft es und Alfred und Sophia treten ein. In ihren Händen zwei Tabletts mit einer Menge Essen und Trinken. Sie erkundigen sich kurz bei Claire, wie es ihr geht, doch sie blockt ziemlich ab. So wortkarg habe ich sie noch nie erlebt und langsam macht mir ihr Verhalten Angst. Nachdem wir zusammen Sophia's leckere Lasagne und eine große Portion Tiramisu verdrückt haben, wage ich einen Versuch. Ich nehme ihre Hand. "Magst du mir erzählen, was passiert ist?" Frage ich vorsichtig. Claire schluckt und ihre Gesichtsfarbe entweicht ihrem Gesicht. "Sie haben mich in einen dunklen Raum gesperrt und die ganze Zeit alleine gelassen. Ich weiß nicht wer die waren oder was sie wollten. Ich hatte die Augen verbunden. Nachdem jemand bei mir war, war die Tür nicht versperrt und ich konnte fliehen." Erklärt sie mir. Doch sie wirkt irgendwie anders. Nervös vielleicht. Aber es liegt ielleicht einfach daran, dass sie entführt wurde.

Ich lasse es erstmal gut sein und nehme sie in den Arm. Da es nun schon dunkel ist, beschließen wir wieder weiter zu schlafen. Morgen sieht es schon wieder anders aus.

Am frühen Morgen höre ich bereits die Dusche im Badezimmer. Die Bettseite neben mir ist leer und daher schleiche ich mich zu Claire unter die Dusche. Ihren nackten Körper unversehrt zu sehen, macht mich glücklich. Ich nehme sie von hinten in den Arm und küsse ihre Schulter. "Guten Morgen, meine Schöne." Wispere ich. Als ich sie berühre, versteift Claire sich merklich und hält den Atem an. Einige Sekunden später presst sie ein "Guten Morgen" heraus. Noch immer scheint sie nicht ganz fit zu sein, daher biete ich ihr an, sie einzuseifen. Doch sie lehnt es rigeros ab und schiebt mich sogar aus der Dusche. Irgendwas stimmt hier nicht. Ob ihr doch mehr weh getan wurde, als gedacht.

Ich trockne mich ab und ziehe mich an. Mit den Sorgen um Claire läufe ich durchs Haus. An der Treppe fängt Mick mich ab. "Wie geht's ihr?" Fragt er und macht mit dem Kopf eine Bewegung nach oben. "Sie ist noch ganz schön Durcheinander. Aber viele Hinweise konnte sie nicht liefern, da ihre Augen verbunden waren." Erkläre ich ihm. Zusammen gehen wir zum Frühstück, wo bereits die üblichen Leute sitzen. Natürlich sind alle um Claire besorgt. Nach einer Zeit gesellt sie sich zu uns. Ich will ihr gerade einen Kuss auf die Wange geben, da entzieht sie sich meiner Berührung. Verdutzt schaue ich sie an. Auch allen anderen entgeht das nicht. Doch ich gebe ihnen ein Zeichen, dass sie es ignorieren sollen. Es wird schon wieder. Da bin ich mir ganz sicher. Sie braucht einfach etwas Zeit und Ruhe, so wie der Doc gesagt hat.

Claire ist während des Frühstücks still und in Gedanken versunken. Weder einen Kaffee noch Sophia's Omlette rührt sie an. Wenn man sie anspricht, antworte sie kurz und knapp. Ihre Stimme klingt dabei so monoton, dass ich wirklich Angst bekomme. Mario scheint es nicht anders zu gehen und sieht sie eindringlich an. Mick mustert sie eher etwas kritisch. Keine Ahnung was denen allen durch den Kopf geht.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt