Teil 69

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Enzo

Ich kann es einfach nicht glauben, dass Mario der Verräter ist. Das Claire gerade ihn beschuldigt, verwundert mich schon stark. Aber nachdem er erklärt hat, dass seine Eltern Tod sind, bröckelt auch bei Claire der Verdacht.

Gerade als ich mich an Claire wenden will, geht die Tür auf. Ich blicke in den Lauf einer Pistole. Massimo. "Nette Privatfeier. Warum bin ich nicht eingeladen, wo meine Freundin doch daran teilnimmt?" Spottet er und betont das Wort Freundin besonders. Er kommt in den Raum und schließt hinter sich die Tür. Ich bewege mich langsam, sodass ich mich vor Claire stelle. "Na, du bist ein wahrer Gentleman. Ich wusste es, dass die Kleine noch an dir hängt." Grinst er fies. "Lass die Frauen gehen, sie haben damit nichts zu tun." Sage ich ernst. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass auch Leonardo Stella hinter sich gezogen hat.

Doch Massimo grinst nur. "Du stellst dich immernoch vor diese Schlampe, obwohl sie dich belogen hat?" Brüllt er. "Lass sie in Ruhe." Knurre ich durch zusammen gebissenen Zähnen. Massimo lacht laut auf. "Vielleicht hat sie sich ja sogar von mir ficken lassen, nur um an Informationen zu kommen." Erwidert er. Claire keucht hinter mir auf. "Meinst du wirklich, ich hätte dein kleines Schauspiel nicht durchschaut? Liebend gern hättest du doch die Beine breit gemacht, um deinen ach so tollen Enzo zu retten!" Schreit er in Claire's Richtung. "Aber jetzt ist es zu spät. Mein Plan, dich hier alleine zu erwischen ist aufgegangen. Nur zur Information, dein kleiner Chauffeur hat nichts mit der Sache zu tun. Ich wollte Claire nur testen! Und ich hatte Recht. Sie ist sofort zu dir gelaufen und hat es brühwarm erzählt. Frauen. Auf die ist kein Verlass." Grinst er und lädt seine Waffe durch. "Wie du eben so schön gesagt hast. Zeit für einen Neuanfang. Du zerstört alles für das die Mafia in Italien steht. Das kann ich nicht zulassen!" Erklärt er mit eiskalter Stimme. Sein Gesicht ist ausdruckslos als der Schuss fällt.

Ich höre den Schuss, dann einen Schrei und schon liege ich am Boden. Sofort fällt noch ein Schuss. Ich weiß gar nicht was passiert. Alle brüllen durcheinander. Ich schaue an mir runter, aber ich habe keine Wunde. Verwirrt schaue ich mich um. Dann sehe ich es. Claire liegt am Boden. Ihr goldenes Kleid färbt sich rot und sie hat die Augen geschlossen. Sofort robbe ich mich zu ihr. "Claire. Baby... Alles wird gut!" Schreie ich und blicke verzweifelt umher. Stella reagiert sofort und springt mir zur Seite. Sie ist Krankenschwester und studiert Medizin. Sie muss ihr helfen. Leonardo zieht mich von Claire weg. "Lass sie machen. Sie schafft das. Vito hat eurem Doc bereits Bescheid gegeben." Sagt mein Bruder. Zu Giovanni sagt er noch "Bring die Leiche hier weg." Doch ich bekomme alles nur wie durch Watte mit. Meine schöne Claire liegt hier auf dem Boden... Sie hat mich zur Seite geschupst. Das gibt es gar nicht. Mein Bruder hält mir ein Glas Whisky hin. "Hier, trink und dann musst du zurück zu den Gästen!" Sagt er ruhig aber bestimmend. Ich brauche einen Moment, um es zu begreifen. Das kann doch nicht sein ernst sein. Ich bleibe bei Claire. Scheiß auf die Leute. Als ob er meine Gedanken lesen kann, sagt er: "Du bist der Boss. Du musst Stärke zeigen. Gerade wenn da draußen mehr Leute sind, die so wie dieser Massimo denken."

Ich genehmige mir noch einen weiteren Whisky und wische das Blut von den Händen. Dann atme ich tief durch und gehe. "Ihr informiert mich, wenn es was Neues gibt." Rufe ich Stella zu, die kurz nickt.

Mit schwerem Herzen gehe ich wieder ins Wohnzimmer. Zum Glück haben die Leute nichts gehört und die Stimmung ist gut. Ich versuche mich an Smalltalk, doch meine Gedanken sind bei Claire. Vito unterstützt mich tatkräftig und so überstehe ich den Abend.

Sobald die Tür hinter dem letzten Gast zu ist, laufe ich zum Krankenzimmer. Leonardo und Giovanni stehen davor. "Stella assistiert dem Doc. Wir haben noch nichts gehört." Erklärt mir mein Bruder. Fluchend schlage ich gegen die Wand. "Ich darf sie nicht verlieren. Nicht sie auch noch!"

Es dauert noch Stunden, bis der Doc mit Stella endlich aus dem Zimmer kommt.  "Sie lebt." Sagt er erschöpft. "Aber die nächsten 24 Stunden sind entscheidend. Die Kugel hat ihr Herz um ein paar Millimeter verfehlt, sonst hätte ich nichts mehr machen können." Erklärt er weiter. Vor Erleichterung rollen mir Tränen die Wange hinunter. Ist mir völlig egal, wer das sieht. "Kann ich zu ihr?" Frage ich. "Ja. Aber sie braucht Ruhe. Daher nur kurz. Ich bin die ganze Nacht hier, falls was ist." Erklärt der Doc.

Bevor ich die Tür öffne, atme ich nochmals durch und wische mir die Tränen weg. Im Raum ist nur das regelmäßige piepen der Geräte zu hören. Claire schaut so verloren aus in diesem Bett. Ihr Haar ist wie ein Fächer um ihren Kopf ausgebreitet. Trotz allem ist sie wunderschön.

Ich setze mich auf den Stuhl neben dem Bett und nehme ihre Hand in meine. "Meine Schöne... Es wird alles gut. Du bist in Sicherheit." Flüstere ich und mir kommen die Tränen. "Warum hast du mich weg geschupst? Ich hatte doch extra eine schusssichere Weste an." Wispere ich. Ich weiß, ich bekomme keine Antwort, aber ich muss es einfach loswerden. Während ich hier so sitze und ihre Hand halte, wird es mir bewusst. Ich liebe diese Frau und ich werde sie heiraten. Sobald sie wieder wach ist, werde ich sie fragen. Nie wieder werde ich es zulassen, dass wir getrennt sind. Der Doc kommt rein und gibt mir ein Zeichen, dass es Zeit zum gehen ist.

Ich beuge mich zu ihr runter und drücke meine Lippen auf ihre. "Ich liebe dich!" Flüstere ich.

Plötzlich fangen ihre Monitore an zu piepen. Blitzschnell schiebt der Doc mich zur Seite und Stella kommt in das Zimmer gestürmt. Wie festgewachsen bleibe ich stehen. Unterbewusst höre ich Stimmen. Es darf ihr nichts passieren. Dann werde ich am Arm gepackt und aus dem Zimmer gezogen. Im Flur lass ich meinen Tränen freien lauf und Leonardo schließt mich in seine Arme.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt