Teil 85

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Enzo

Meine Augen fliegen über den Gebäudeplan. Am rechten oberen Rand lese ich die Anschrift. Sie kommt mir sehr bekannt vor. "Moment mal. Ist das das Mutti Anwesen?" Frage ich irritiert. "Ganz genau." Antwortet Claire's Bruder in einwandfreiem italienisch. Einige Sekunden starren wir uns in die Augen, bis er den Blickkontakt abbricht. "Massimo ist ein Studienfreund von Pierre. Das haben uns unsere Kontakte verraten." Mischt sich nun Claire's Vater ein. Mein Kiefer mahlt wie verrückt und ich balle meine Hände zu Fäusten. "Geh ich Recht in der Annahme, dass Mutti eigentlich für dich arbeitet?" Spottet Delamare Junior. Nun bin ich es, der süffisant grinst. "Hat gearbeitet. Sagen wir so, es ist ihm nicht so gut bekommen, mich erschießen zu wollen." Erkläre ich ruhig. Bis auf ein kurzes Mundwinkel zucken erhalten ich keinerlei Reaktion von den beiden. Aber egal. "Zurück zum Thema. Wie viele Leute hat Pierre um sich?" Frage ich. Die beiden tauschen einige Blicke aus. "Aus Frankreich hat er nur eine Hand voll Männer mitgenommen. Aber ob er hier noch welche rekrutiert hat, wissen wir nicht. Wir werden uns auf alles gefasst machen müssen." Erklärt Senior. "Gut. Ich bin mit 20 Leuten hier, aber kann noch mehr organisieren. Doch je mehr Leute, umso mehr Aufsehen erregen wir." Entgegne ich ihnen. "Ich schlage vor, wir greifen direkt an und nutzen das Überraschungsmoment." Erkläre ich selbstbewusst. Ich will endlich Claire wieder in meine Arme schließen. Claire's Vater nickt zustimmend. " Das gefällt mir. Nicht lange reden, sondern handeln." Erklärt er und pfeifft laut. Aus dem hinteren Teil des Flugzeuges kommen fünf weitere Schränke von Männern. Ich musterte diese genau. "Dann sollte es wohl reichen." Grinse ich und stehe auf. Beim verlassen des Flugzeugs greift Claire's Bruder an meine Schulter. "Danke, dass du dich um Claire kümmerst. Ich bin übrigens Jules." Sagt er grinsend. Ich schaue finster auf meine Schulter und dann Jules in die Augen. Er zieht sofort die Hand weg. "Ich weiß." Sage ich und gehe die Stufen nach unten. Dort stehen Leonardo mit Vito und Mick. Gespannt schauen sie mich an. "Sie ist in Massimo's Villa." Brülle ich so laut, dass alle Jungs es direkt mitbekommen. Dann geht alles ganz schnell. Wir verteilen Claire's Familie und die Schränke in den Autos und rasen zum Anwesen. Versteckt hinter Büschen parken wir und legen unsere schusssicheren Westen an. Als ich den Kofferraum, indem sich unsere Waffensammlung befindet, öffne, zieht Jules scharf die Luft ein. "Na da kann ja nichts mehr schief gehen." Grinst er und wackelt erfreut mit den Augenbrauen. Auch sein Vater sieht ziemlich beeindruckend zwischen den gleich ausgestatteten Kofferräumen hin und her, sagt sonst aber nichts. Ich übernehme das Kommando und weise alle an, was sie zu tun haben. Amüsiert nickt Jules mir zu. Der alte Herr hält sich ebenfalls im Hintergrund. Dann geht alles ganz schnell. Am Tor stehen nur zwei Wachen, die ausgeschaltet werden müssen. Vor der Eingangstür zwei weitere. Einige meiner Jungs werden das Gelände sichern. Mick holt sein Dietrich heraus und öffnet im nu lautlos die Tür. Da wir Schalldämpfer benutzen, hat uns noch niemand gehört. Eine weitere Wache kommt in den Flur. Jules schaltet dieses ebenfalls lautlos aus. Mit einem Tablett in der Hand steht auf einmal eine junge Frau vor mir. Jules begreift sofort die Situation und hält ihr den Mund zu, nimmt ihr das Tablett ab und zieht sie zurück in den Raum aus dem sie gekommen ist.

Wir stoßen weiter vor und hören hinter einer Tür winseln und stöhnen. Bitte nicht. Lass es nichts das sein, was ich vermute. Ohne zu zögern stoße ich mit einem lauten Knall die Tür auf. Mein Blick fällt sofort auf den Esstisch. Claire liegt dort halb entblößt. Sie ist kaum noch bei Bewusstsein und dieser Arsch schwebt mit runter gelassener Hose über ihr.

Ich richte meine Waffe auf ihr. "Wag es nicht!" Knurre ich. Nachdem er sich gefangen hat, stellt er sich gerade hin und grinst breit. Seine Hose bleibt weiter auf seinen Knöchel hängen und ich muss mich zusammen reißen nicht laut los zu lachen, bei dem Blick auf sein kleines Würstchen. Doch ich bin nicht der Einzige, dem das auffällt. Vito prustet lauthals los. "Alter, was willst du denn mit dem mickrigen Teil anrichten?"  Lacht er und jetzt können sich alle nicht mehr halten. Selbst Claire's Vater scheint es zu belustigen.

"So Spaß beiseite. Finger weg von meiner Tochter." Sagt er schließlich in einem finsteren Ton. Pierre zuckt leicht zusammen, als ob er jetzt erst realisiert, wer hier alles steht. Mein Blick geht immer wieder zu Claire. Sie röchelt und kämpft immer wieder damit, ihre Augen zu öffnen.

Blitzschnell zieht Pierre eine Pistole aus seinem Holster und drückt den Lauf an Claire's Schläfe. Fuck. Claire ist so weg getreten, dass sie es gar nicht richtig mitbekommt. Claire's Vater geht einen Schritt auf ihn zu. "Mein Sohn. Was soll das denn alles? Wir hatten doch bereits drüber gesprochen, dass ich Claire nicht mehr zu einer Hochzeit zwingen werde." Sagt Claire's Vater in ruhigen Ton, während er mir unauffällig Handzeichen gibt, mich von links an zu schleichen. "Wir haben doch besprochen, dass Claire selber entscheiden darf, wen sie heiratet. Wenn sie sich aus freien Stücken für dich entscheidet, steht euch nichts im Wege. Aber glaubst du, das Kidnapping und Vergewaltigung der richtige Weg sind?" Redet er weiter auf ihn ein. Pierre sieht gerade nachdenklich aus und blickt zu Claire. Dann schaut er an sich herunter und realisiert sein entblößtes Würstchen. Während er die Waffe weiterhin auf Claire richtet, versucht er mit der anderen Hand seine Hose hoch zu ziehen.

Dadurch ist er so abgelenkt, dass ich meine Chance nutzt. Ich hebe in sekundenschnelle meine Waffe und drücke an. Perfekter Schuss mitten in die Stirn. Leblos fällt der Bastard zusammen. Mit schnellen Schritten bin ich bei Claire und ziehe schnellstmöglich das Kleid nach unten und nehme sie in den Arm. "Meine Schöne. Du bist in Sicherheit. Alles wird gut!" Flüstere ich ihr zu, während ich sie hin und her wiege. "Enzo." Haucht sie mit kratziger Stimme. Als sie ihre Augen öffnet, strahlt sie mich an, während Tränen ihre Wange hinunter rollen. Ihr Blick geht zur Seite und sie zuckt merklich zusammen. "Papa.. Jules... Was.... Was macht ihr denn hier?" Fragt sie und sackt plötzlich in sich zusammen. "Claire... Claire..." Brülle ich verzweifelt. Mit einem Ruck werde ich von Claire weg gerissen und zur Seite geschoben. Ein junger Mann beugt sich über sie und fühlt ihren Puls. Leonardo, der mich noch immer an meinen Schultern festhält, flüstert mir zu. "Alles okay. Er ist Arzt und hat sich die ganze Zeit um sie gekümmert."

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt