Teil 98

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Claire

Noch völlig verschlafen trete ich aus dem Flugzeug. Enzo's Neffe ist ja wirklich Zucker und hat mich bereits herzlich begrüßt. Aber was mich dann draußen erwartet, überfordert mich total. Stella, die ich ja nur flüchtig kenne, die mir aber das Leben gerettet hat, stürmt auf mich zu und umarmt mich. Mit dabei ist noch eine weitere Frau. Kreischend schließen sie mich in die Arme, während die Herren sich lässig mit einem Handschlag und Schulterklopfen begrüßen. Leonardo kenne ich nun schon ein wenig, obwohl die Situationen immer ein wenig kompliziert waren, aber er lächelt mich freundlich an und schließt mich in eine freundliche Umarmung. Der andere Typ kommt mir irgendwie auch bekannt vor. "Hey, ich bin Giovanni. Wir wurden uns damals auf der Party nicht richtig vorgestellt und diese verrückte Nudel ist meine Frau Lucy." Erklärt er augenzwinkernd und kassiert direkt eine Klatsche von seiner Frau. Ich mag sie jetzt schon.

Nachdem unsere Koffer in den Autos verstaut sind, fahren wir los. Die Fahrt dauert nicht lange und wir kommen an einer gut gesicherten Villa an. Enzo hilft mir gerade beim Aussteigen, als bereits eine ältere Frau aus dem Haus gestürmt kommt. "Enzo! Endlich... Wie geht es dir?" Plappert sie direkt drauf los. Enzo zieht sie in eine herzliche Umarmung und gibt ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Unbeholfen stehe ich nur rum, bis sich eine kleine Hand in meine schiebt. "Das ist Roberta. Sie macht die besten Pancakes der Welt." Erklärt mir Luca freudestrahlend. "Aha. Ich liebe Pancakes." Antworte ich noch etwas irritiert, was Enzo's Augen funkeln lassen. Als Enzo wieder zu mir blickt und sieht, dass ich Händchen mit Luca halte, wird sein Blick ganz weich und liebevoll. Schnell kommt er zu mir und gibt mir einen kleine Kuss. "Roberta, das ist Claire. Meine Freundin." Erklärt er und grinst bis über beide Ohren. Er sieht hier in seiner alten Heimat so glücklich und gelöst aus. Doch bevor ich noch weiter drüber nachdenken kann, werde ich in eine feste Umarmung gezogen. "Ciao. Claire. Schön dich endlich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört." Lacht sie und mir ist es super peinlich. Es werden nicht nur gute Geschichten sein, denn es ist eine Menge schief gelaufen in letzter Zeit.

Stella hakt sich bei mir unter und zieht mich mit ins Haus. Es ist ein moderner Stil, der aber viel Persönlichkeit widerspiegelt. Es ist gemütlich. Ein trautest Heim einer normalen Familie... Naja nicht ganz... eine ganz normale Mafiafamilie.

Ein weiterer Mann kommt gerade die Treppe runter. Auf dem Arm trägt er ein süßes kleines Mädchen. "Das ist dann wohl die süße Aurora." Lacht Enzo und schnappt sich sofort seine Nichte. Der Anblick, den Enzo mit dem Baby abgibt, macht mich ganz wuschig. Ist starre ihn an und lecke mir unbewusst über die Lippen. Erst als sich neben mir jemand räuspert, merke ich, wie sehr ich gestarrt habe. Enzo grinst wissend und zwinkert mir zu. "Hey, ich bin Luigi." Höre ich eine Stimme neben mir. "Wir haben uns auf der Party gesehen." Erklärt er mir. Oh Gott, noch jemand der weiß, dass ich zwischendurch bei Massimo war. Verlegen schaue ich ihn an und zwinge mich zu einem Lächeln. "Hey. Ja mmm, danke für eure Hilfe. War eine scheiß Situation." Stammel ich rum und mit jedem Wort mehr, könnte ich mir in den Arsch beißen. Doch die Leute um mich herum nehmen es anscheinend mit Humor und Lachen lauthals.

Enzo zieht mich zu sich in den Arm, während er die kleine Aurora im anderen Arm schaukelt. "Ooooh. Ein tolles Bild." Höre ich Roberta hinter mir verzückt auflachen. "Ja Enzo... Tolles Bild. Wann ist es denn bei euch so weit?" Grölt Giovanni, der gerade mit unseren Koffern das Haus betritt. "Nun, ich denke es hat noch viel Zeit. Ich will Claire im Moment noch ein wenig für mich haben und mich um die Geschäfte kümmern. Da passen Babys im Moment nicht." Sagt er monoton.

Und irgendetwas in mir zieht sich gerade zusammen. Ich kann es gar nicht beschreiben. Es tut irgendwie weh. Ich zucke zusammen, als ob mir jemand ein Messer ins Herz gerammt hat. Die Frauen in der Runde bemerken es, während die Männer Enzo nickend zustimmen. Mir wird ganz heiß und kalt und.... Übel. Was ist denn bloß los? Stella scheint meinen verzweifelten Blick zu deuten und zieht mich mit sich. "Ich denke, wir Mädels machen uns erstmal frisch." Erkläre sie und sieht Lucy eindringlich an. "Lasst euch Zeit. Das Essen braucht noch ein wenig." Ruft Roberta und verschwindet in einen anderen Raum. Essen? Oh Gott mir wir noch übler.

Mit schnellem Schritt laufen wir die Treppe hoch und treten in ein wunderschönes Schlafzimmer ein. Ein riesen Familienbett steht mitten im Zimmer und nebendran eine Kinderwiege. Eindeutig Stella und Leonardos Schlafzimmer. Mit fester Hand schiebt Stella mich ins Bad, wo ich mich direkt über das Klo beuge und mich übergebe. "Hab ich mir doch gedacht." Grinst Stella und hält mir die Haare. Lucy lässt währenddessen Wasser in ein Glas laufen und reicht es mir.

Nachdem sich mein Magen beruhigt hat, schieben die beiden mich aufs Bett. "Wie weit bist du?" Fragt Stella schließlich und sieht mich mitfühlend an. Ich runzel die Stirn und verstehe nicht. "Na schwanger.... Wie lange bist du schwanger." Springt Lucy nun ein. "Ich... Ich bin nicht...." Stammel ich und zucke zusammen. "Fuck!" Stöhne ich auf. Natürlich. Wir haben seit meinem Koma nicht verhütet. Ich hab es einfach vergessen. Ich schlage mir die Hände vors Gesicht, um meine Tränen aufzuhalten. Doch es ist zu spät. In strömen laufen sie meine Wange hinunter. Stella und Lucy setzen sich zu mir aufs Bett. Eine rechts eins links von mir und streicheln mir beruhigen den Rücken. "Du wusstest es noch nicht?" Erkundigt sich Lucy vorsichtig. Ich kann nur den Kopf schütteln. "Nein.. es war einfach zu viel los, da habe ich es total vergessen. Oh nein. Was mach ich bloß. Ihr habt Enzo doch gehört." Schlurze ich. "Hey, es wird alles gut. Du solltest erstmal einen Test machen. Ich kann auch direkt einen Termin bei meinem Frauenarzt machen." Schlägt Stella vor. "Wäre wohl gut. Während der Entführung habe ich kaum was zu Essen und Trinken bekommen, nicht dass es dem Baby geschadet hat.... Oh Gott. Ein Baby..." Stoße ich zitternd hervor. Stella telefoniert sofort mit ihren Arzt. Das nenn ich mal Service um diese Uhrzeit. Sie erzählt mir, dass ich morgen früh direkt vorbei kommen kann. "Willst du es Enzo sagen oder soll ich mit?" Fragt Stella. "Hey, wie wäre es, wenn ich auch mitkomme und wir es als Wellness und Shopping Tag tarnen?" Schlägt Lucy euphorisch vor. Dankbar schaue ich sie an und nicke. "So und jetzt richten wir dich etwas her, sonst weiß Enzo sofort, dass was nicht stimmt." Beschließt Lucy und geht in Stella's Bad.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt