Teil 67

182 9 0
                                    

Enzo

Geschockt muss ich mit ansehen, wie Massimo meine Claire mit sich zieht. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht vergessen. Zunächst war er so kalt und voller Hass. Nach der Umarmung war da nur noch Verwirrung. Ich muss sie irgendwie alleine erwischen.

Nachdem nun alle Gäste eingetroffen sind, gehen auch wir ins Wohnzimmer. Da die Möbel alle raus geräumt und durch Stehtische ersetzt wurden, sieht der Raum riesig aus.

Jetzt kommt der unangenehm Teil des Abends. Ich greife nach einem Glas Champagner, tauche unauffällig meinen Finger ein und atme erleichtert auf, dass dies Glas nicht vergiftet wird. Dann räuspere ich mich und bitte mit einem Klirren am Glas um Aufmerksamkeit. Es wird sofort mucksmäuschenstill und alle Augen richten sich auf mich. Auch Claire's wunderschöne Augen sehen mich an. Ich muss mich so stark konzentrieren, dass ich mich nicht in ihren Augen verliere.

"Liebe Gäste, vielen Dank dass ihr alle so kurzfristig zu meiner Einweihungsparty erschienen seid. Ich bin nun ja schon ein paar Monate im Amt, aber die Geschäfte lassen kaum Zeit für private Treffen. So habe ich festgestellt, dass ich mit vielen von euch kaum Kontakt hatte. Das finde ich sehr schade, denn ich denke wir können unsere Geschäftsbeziehungen ausbauen. Eine neue Ära ist angebrochen, die nicht mehr so düster und blutig sein wird wie zu Zeiten meines Onkels. Wir werden moderner werden. Ich sehe viel Potential im Internet. Hier können die Geschäfte sicherer und anonymer abgeschlossen oder neue Bereiche erschlossen werden.

Daher habe ich die Umgestaltung der Villa als Anlass genommen, euch alle hierhin einzuladen, um uns besser kennenzulernen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Die Neugestaltung symbolisiert den Neuanfang. Und ohne eine ganz besondere Frau, wäre das nicht passiert. Ich möchte mich daher herzlich bei der charmanten, klugen, kreativen und bezaubernden Claire Martin bedanken. Erheben wir unser Glas auf meine wunderbare Innenarchitektin.

Jetzt werde ich euch nicht länger vom Buffet fernhalten. Genießt den Abend. Viel Spaß!"

Während der gesamten Rede konnte ich Claire nicht aus den Augen lassen. Ich habe bemerkt, wie ihre Augen gefunkelt haben, als ich über sie gesprochen habe. Ich wünschte, ich wäre in diesem Moment ganz alleine mit ihr. "Enzo... Alles okay." Werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mario steht neben mir und schaut mich entgeistert an. "Ja, alles gut. Es ist nur..." Antworte ich, werde aber von Mario unterbrochen. "Claire... Ich weiß." Grinst er. "Hast du schon mit ihr gesprochen?" Will ich wissen. "Nein. Sie schaut mich die ganze Zeit so böse an. Als ob sie mich gleich umbringen will. Sie ist verdammt sauer auf uns, Boss." Grinst er. "Ich weiß." Säufze ich und trinke meinen Champagner aus und schüttel mich. "Ich hol dir mal einen Whisky. Dieses Weiberzeug ist widerlich." Lacht er und geht weg.

Leonardo und Stella gesellen sich zu mir. "Alles klar soweit. Die Jungs sind auf ihren Posten und haben jeden Winkel im Auge." Informiert mein Bruder mich.

Dann werde ich mich mal unters Volk mischen. Ich schlendere also durch den Raum und führe Smalltalk. Ein Gespräch ist langweiliger als das andere. Viele der Capos schlagen neue Geschäftsfelder vor oder wollen mir ihre Töchter schmackhaft machen. Sie sind doch alle gleich. Für sie zählt nur Ruhm und Geld. Ihre eigenen Töchter würden sie an den Teufel verkaufen, wenn es ihnen was bringen würde.

Da kommt mir Claire's Vater wieder in den Sinn. Er ist genau so. Geld und Macht. Dafür geht er über Leichen und macht auch vor seinem eigenen Fleisch und Blut keinen Halt. Schrecklich. So will ich niemals werden. Wenn ich eine Tochter hätte, sie dürfte niemals heiraten. Mit der Schrotflinte würde ich sie verteidigen. Nein Quatsch im ernst. Ich würde wollen, dass sie glücklich ist.

Stella reißt mich aus meinen Gedanken. "Hey, die Tanzfläche ist bereits gut gefüllt. Möchte der Gastgeber vielleicht auch tanzen?" Fragt sie lachend, während sie mich auf die Tanzfläche zieht. Ich zucke leicht zusammen, als ich Claire mit Massimo dort entdeckt. Als er meinen Blick bemerkt, zieht er meine Schöne näher zu sich heran und seine Hand kommt ihrem Po gefährlich nahe. Ich kann auch nicht weg sehen, als er ihr was ins Ohr flüstert uns anschließend auf den Hals küsst. Was zum Teufel. Gerade will ich die beiden auseinander reißen, da hält Stella mich auf. "Mach hier keine Szene. Wir haben im Moment anderes zu tun. Du kannst sie dir zurück holen, sobald wir den Täter haben." Erklärt Stella mir ruhig. Sie hat wahrscheinlich recht, aber mein ganzer Körper steht gerade unter Strom.

Geschickt buxiert Stella mich so auf die Tanzfläche, dass ich die beiden nicht mehr sehe. "Nenn es weibliche Intuition, aber Claire gefällt es nicht, von dem Typen berührt zu werden." Flüstert Stella mir zu. Erschrocken will ich mich zu ihnen umdrehen, doch meine Schwägerin hält mich fest im Griff. "Denk an unseren Plan. Erst den Psycho dann die Frau." Grinst sie verschmitzt, was mich schließlich auch grinsen lässt.

Nachdem wir getanzt haben, kommen die Capos mit ihren Töchtern. Und so komme ich überhaupt nicht von der Tanzfläche. Eine nach der anderen schiebe ich über das Parkett. Und eine ist schlimmer als die andere. Von grunzendem Lachen über totale Blödheit ist alles dabei. Ich kann nicht mehr. Wer hatte bloß diese bescheuerte Idee. Mein Bruder. Wütend schaue ich ihn an, doch er hat nur Augen für seine Frau, die er gerade zärtlich über die Tanzfläche wiegt. Scheiße. Womit habe ich das verdient. Wieder wandert mein Blick durch den Raum auf der Suche nach meiner Traumfrau. Sie steht gerade mit Massimo und einigen anderen Männern an einem Stehtisch. Während sich die Herren unterhalten, schaut sie gelangweilt in ihr Champagnerglas. Am liebsten würde ich sie mir jetzt schnappen und einfach abhauen. Scheiß auf den ganzen Mafia Kram. Claire und ich...an einem einsamen Strand... nackt... Das Leben könnte so schön sein. Aber nein, ich bin hier. Ich bin der Boss. Ich trage die Verantwortung. Es ist zum verzweifeln. Warum habe ich dem ganzen damals nur zugestimmt. Sonst hättest du Claire niemals kennengelernt, sagt eine innere Stimme. Das stimmt, also ziehen wir es jetzt durch. Ich muss den Attentäter finden. Dann hole ich mir meine Frau und wenn ich Glück habe, schon heute.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt