Teil 134

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Claire

Der nächste Morgen kommt viel zu früh. Aufgeregt stehe ich auf und mache mich für meinen ersten Tag als Kellnerin bereit. Etwas mulmig ist mir schon zumute, denn ich habe noch nie gekellnert. Aber auch das werde ich schaffen. Ich muss es schaffen. Fürs Baby.

Rosa ist bereits wach und trällert fröhlich vor sich hin. "Einen wunderschönen guten Morgen!" Ruft sie mir entgegen. Ich lächel sie freundlich an und lasse mich etwas von ihrer guten Laune anstecken. Beschwingt schlenderen wir zum Bus, der uns beiden zur Arbeit bringt. Nervös spiele ich während der Fahrt mit meinen Fingern. Rosa greift nach meiner Hand. "Hey, es wird schon. Maureen ist wirklich nett." Lächelt sie mich aufmuntern an. "Ich weiß. Es ist nur, ich habe noch nie gekellnert." Erkläre ich leise und blicke mich im Bus um. Doch keiner hört uns zu. "Als was hast du denn bis jetzt gearbeitet?" Fragt sie vorsichtig. Tja, was soll ich jetzt sagen? Sie ist so nett. Ich will sie nicht anlügen. Aber kann ich ihr Vertrauen?

Ich springe über meinen Schatten und erzähle von meinem Studium in Frankreich. "Wao. Innenarchitektur und das noch in Paris. Ich war noch nie in Europa." Erklärt sie beeindruckt. "Warum arbeitest du dann als Kellnerin?" Erkundigt sie sich. "Wenn ich hier als Innenarchitektin arbeite, wird mein Verlobter mich wahrscheinlich sofort finden." Erkläre ich. Sie sieht mich für einige Augenblicke forschend an. "Hat er dich... Ich meine, hat er dir weh getan?" Flüstert sie leise. Zunächst verstehe ich nicht, was sie meint... "Oh.... Nein. Also nicht körperlich. Er hat mich betrogen, kurz nachdem wir von dem Baby erfahren haben." Während ich das sage, spüre ich Tränen aufsteigen. Doch ich kämpfe tapfer dagegen an. "Ich will im Moment nicht, dass er mich findet." Fahre ich fort und sie nickt verständnisvoll. Das letzte Stück fahren wir schweigend.

Rosa bringt mich noch zum Diner und bekommt dort einen Kaffee. Dann winkt sie zum Abschied und ich beginne meinen neuen Job. Mit Schürze, Zettel und Stift stürze ich mich in die Arbeit. Es macht wirklich Spaß, obwohl mir nach kurzer Zeit die Füße weh tun. Aber das ist denke ich Gewohnheitssache. Nach der Frühstücksphase wird es etwas ruhiger und Maureen zwingt mich zu einer Pause. Sie stellt mir ein paar Pancakes hin und auch sie setzt sich mit einem Kaffee hin. Wir unterhalten uns über alles mögliche. Sie erzählt mir, dass das Diner seit Generationen in Familienhand ist und sie noch nie wo anders war. Dass sie ihren Mann, Dan, hier kennengelernt hat und vier erwachsene Kinder hat. Die Kinder sind hier quasi aufgewachsen. Ihr ältester Sohn, Connor, wird den Laden bald übernehmen. Er macht immer die Abendschicht. Also werde ich ihn auch bald kennenlernen. Hoffentlich ist er so herzlich wie Maureen.

So vergehen die Tage und Wochen. Rosa ist eine gute Freundin geworden und nach und nach habe ich ihr mehr über Enzo erzählt. Natürlich habe ich das Mafia Ding weggelassen. Da ich im Moment nicht viel zum Leben brauche, habe ich Enzo das ganze Geld per Post zurück geschickt. Ich komme mit den Geld aus dem Diner gut klar und ich brauchte Enzo's Geld nicht anrühren.

In dem Paket waren auch die Geschenke für Sophia und die Jungs. Mein Herz schmerzte, als ich alles zusammen gepackt habe. Zu jedem Geschenk habe ich einen kleinen Abschiedsbrief beigefügt. Ich wollte sie wissen lassen, dass ich sie alle sehr ins Herz geschlossen habe.

Connor, Maureen's Sohn, ist genau so nett, wie seine Mutter. Die beiden sind der Knaller zusammen. Er hat mich bereits nach einem Date gefragt, obwohl er weiß, dass ich von einem anderen schwanger bin. Aber dafür fühle ich mich noch lange nicht bereit und das akzeptiert er auch. Alles in allem habe ich mich gut eingelebt. Doch ich vermisse Enzo. Ich vermisse ihn so sehr, dass ich mich jeden Abend in den Schlaf weine. Wird es irgendwann besser?

Jules habe ich auch die ganze Zeit nicht mehr kontaktiert. Ich kann im Moment keinen aus meiner Vergangenheit sprechen. Immer wieder nehme ich das Handy in die Hand. So gerne würde ich Stella sprechen oder Sophia anrufen und fragen, wie es Enzo geht. Aber sie sind Teil seines Lebens und würden ihm sicherlich sofort Bescheid geben.

Es ist Wochenende. Heute bin ich zu Maureen zum BBQ eingeladen. Ich freue mich schon riesig. Rosa kommt ebenfalls mit und wir sitzen bewaffnet mit einem Nacho-Avocado Salat im Bus. "Sag mal Connor und du...." Beginnt meine Mitbewohnerin ungeniert ihr Gespräch. Ich grinse sie an. "Was Connor und ich. Da gibt es nichts. Er ist nett. Mehr nicht." Erwidere ich sofort, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie stöhnt gespielt genervt auf. "Süße, du musst nach vorne gucken. Oder ist dein Ex noch eine Option?" Fragt sie vorsichtig. Ich denke einige Zeit drüber nach. "Du meinst, wenn er hier auftauchen würde und mir erklären würde, dass das alles ein großes Missverständnis wäre und er mich und das Baby liebt...." Witzel ich. Doch sie schaut mich ernst an und nickt. "Ehrlich gesagt. Ja. Ich liebe ihn über alles und er ist der Vater meines Babys." Erkläre ich und streichel liebevoll über meine vorhandene kleine Wölbung. Rosa säufzt verträumt. "Muss Liebe schön sein." Grinst sie und erntet von mir einen kleinen Klaps auf den Arm. "Aber es wird nicht passieren. Daher muss ich nach vorne schauen." Wispere ich traurig.

Das BBQ ist wirklich toll. Maureen hat viele Freunde eingeladen und alle nehmen Rosa und mich herzlich auf. Connor kümmert sich rührend um mich, was mir wirklich ein wohlig warmes Gefühl beschert. Aber auch immer wieder gehen meine Gedanken zu Enzo. Ob er noch an mich denkt oder wieder in seine alten Muster verfallen ist?

Am Ende des Abends haben Rosa und Connor mich überredet, dass wir zusammen mit Connors Freund und Rosa ins Kino gehen. Einfach als Freunde. Auch wenn es sich ein wenig wie Verrat an Enzo anfühlt, habe ich schließlich zugesagt.

Nach einem harten Arbeitstag sitze ich nun also im Kino. Wir schauen uns irgend so ein Aktion Ding an. Keine Ahnung. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Seit heute morgen habe ich das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Doch wer sollte das sein? Ich kenne hier niemanden. Und wenn Jules mich gefunden hätte, würde er sich doch zeigen. Enzo, der wird wohl kaum nach mir suchen.

Als wir gut gelaunt aus dem Kino kommen, stockt mir der Atem. Das kann nicht sein. Mein ganzer Körper zittert. Connor bemerkt es als erstes und nimmt mich freundschaftlich in den Arm.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt