Teil 5

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Enzo

Der Abend kommt schnell. Alberto war bei dem Abendessen in der Küche nicht dabei. Dafür aber noch weitere Jungs, die ich bereits im Gym gesehen habe. Wir plaudern ausgelassen und ich muss sagen, sie machen einen guten Eindruck.

Nach dem Essen, gehe ich wieder ins Arbeitszimmer. Mein Handy blinkt auf und eine Nachricht von Mario poppt auf:

*Deal ist geplatzt. Die Russen wollten nicht mit Alberto arbeiten. Sie bestehen auf den Padre!*

Kurz bedanke ich mich für die Info und bereite mich auf das Gespräch mit Alberto vor. Ich habe noch einige Ungereimtheiten in den Unterlagen gefunden. Ich glaube er hat seinen Freund Andrea ordentlich verarscht.

Etwas später klopft es an der Tür. Ohne, dass ich antworten kann, öffnet diese sich und ein mies aussehender Alberto kommt hinein. "Du wolltest mich sprechen," sagt er ziemlich angepisst.  "Setzen!" Befehle ich ihm mit eiskalter Stimme. Tja, damit hat er wohl nicht gerechnet. Er schaut irritiert und tut, was ich sage. Bockig wie ein kleines Kind verschränkt er die Arme vor der Brust und schaut mich herausfordernd an. Ok, was du kannst, kann ich auch. Ich lehne mich vor, stütze meine Unterarme auf den Tisch und starre ihn einige Zeit ausdruckslos an. Ich kann zu sehen, wie er förmlich immer nervöser unter meinem Blick wird. Irgendwann Frage ich gerade heraus: "Und, wie ist der Deal gelaufen?" Sein rechtes Auge zuckt. Das ist mir bereits mehrfach aufgefallen, dass er das macht, wenn ihm was nicht passt. "Der Deal ist geplatzt. Sie wollten nur mit dem neuen Padre sprechen." Knurrt er verärgert. "Und, warum war ich nicht dabei?" Knurre ich zurück. "Ich dachte, du brauchst noch Zeit zum eingewöhnen." Lügt er mir ins Gesicht. Meine Ader an der Schläfe pocht wie verrückt. "Jetzt hör mir mal zu. Das war vielleicht bei meinem Onkel anders. Aber bei mir, brauchst du nicht für mich denken. Ich entscheide und ich kenne dich nicht. Vom daher wirst du dir mein Vertrauen erst erarbeiten müssen. Auch über Personalsachen, also hör auf hier rum zu laufen und allen mit Kündigung zu drohen. Haben wir uns verstanden?" Zische ich die letzten Worte. "Ja, Padre." Sagt er fast schon ängstlich. "Gut. Und mach morgen ein Treffen mit allen Capos aus. Ich will sie kennenlernen. Wo geht das am Besten? In der Lagerhalle?" Rufe ich ihm noch zu bevor er aus der Tür geht. Er nickt mir nur kurz zu und sein rechtes Auge zuckt wieder. Tief ausatmend lasse ich mich in meinen Sessel fallen. Was für ein Tag. Und der morgige wird wohl noch spannender. Alberto fühlt sich noch zu sicher. Aber das wird bald enden. Er soll mir nur noch das Treffen organisieren, dann bekommt er einen Arschtritt.

Kurz schreibe ich meinem Lieblingsneffen noch und berichte Leonardo von meinem Tag. Dann schalte ich das Licht aus und schlafe erschöpft ein.

Der nächste Tag beginnt wieder gleich. Vito und ich gehen zum Training. Mario und einige Jungs, die beim Essen dabei waren, begrüßen mich freundlich. Andere sind noch recht skeptisch. "Heute findet ein Treffen mit den Capos statt. Ich will das du mich begleitest." Richte ich mich an Vito, der neben mir auf dem Laufband läuft. Verwundert schaut er mich an. Die anderen im Raum bekommen es ebenfalls mit und tauschen irritierte Blicke. Vito grinst wie ein kleines Kind, das einen Lolli bekommen hat und nickt freudig. "An deinem Pokerface müssen wir noch arbeiten." Lache ich.

Nach dem Training und einer heißen Dusche frühstücken wir entspannt. Es werden immer mehr Jungs, die sich dazu trauen. Einige stehen nur mit einem Kaffee an der Arbeitsplatte, andere setzen sich an den Tisch. Das gefällt mir richtig gut. So lerne ich sie langsam kennen.

Nach dem Frühstück habe ich ein Treffen mit Mick, dem Securitychef, einberaumt. Pünktlich klopft er an der Tür. Ein Hyne von einem Mann tritt ein. "Padre, Sie wollten mich sprechen. Ich bin Michele, aber alle nennen mich Mick." Ertönt eine tiefe Stimme. Mit einer Handbewegung deute ich ihm an, sich zu setzen. Der Stuhl ächzt unter seinen Gewicht, was mich schmunzeln lässt. Mick sieht meinen Blick und grinst auch. "Also, warum bin ich hier?" Fällt er mit der Tür ins Haus. "Nun, zunächst wollte ich dich persönlich Kennenlernen. Vito hat schon viel von dir erzählt." Beginne ich. Erwartungsvoll schaut er mich an. "Außerdem findet heute Abend ein Treffen mit allen Capos statt und ich wollte deine Einschätzung dazu hören." Erkläre ich weiter. Daraufhin zieht er scharf die Luft ein. "Mutig" ist sein erster Kommentar. Als er bemerkt, dass er es wohl laut gesagt hat, räuspert er sich. "Nun, also... Mmmh. Das wird wohl nicht ganz einfach. Einige Capos sind scharf auf ihren Posten und.. nunja. Sie kennen Sie nicht." Versucht er es diplomatisch zu formulieren. Das habe ich mir bereits gedacht. "Erstmal, hör auf mit dem Sie und Padre. Wenn wir unter uns sind, bin ich einfach Enzo. Ok. Dann.. mir ist bewusst, dass das Treffen nicht einfach wird. Es ist aber notwendig. Daher bitte ich dich, nur die Besten und loyalsten Männer aus zu suchen, die uns begleiten. Vito kommt ebenfalls mit." Erkläre ich ihm. Als ich das mit Vito erkläre, grinst er über beide Ohren. "Find ich toll, dass Sie...eh du ihm eine Chance gibst. Er ist richtig gut." Erklärt er mir. "Darum kommt er ja auch mit." Entgegne ich grinsend. Wir besprechen noch ein paar Einzelheiten, was ich von meinem Männern erwarte und er erzählt noch ein paar Vorgehensweisen. Alles in allem bin ich sehr zufrieden und hoffe, dass er so loyal ist wie er tut. Ansonsten kann es heute Abend böse enden.

Der restliche Tag vergeht wieder viel zu schnell und ich mache mich für das Treffen fertig. Mick hat mich informiert, dass die Lagerhalle 30 Minuten entfernt liegt und er alle Männer eingeteilt hat. Nachdem ich eine schusssichere Weste angelegt und meine Waffen verstaut habe, gehe ich nach unten. Dort stehen bereits Vito, Mick und Alberto. Während mich die anderen beiden freundlich begrüßen, sieht Alberto wenig begeistert aus.

Ich ignoriere ihn jedoch und steige in den Hummer. Mario sitzt bereits auf dem Fahrersitz und nickt mir aufmunternd zu. Vito und Mick steigen bei mir ein. Alberto nimmt seinen eigenen Wagen und rast bereits vor uns los. Soll mir nur Recht sein. Auf der Fahrt gehen wir nochmals alle durch. Die Namen und Gesichter der Capos habe ich mir eingeprägt und hoffe, dass alles gut geht.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt