Teil 130

164 8 2
                                    

Claire

Während des Fluges bin ich wohl eingeschlafen. Die Stewardess weckt mich vorsichtig auf. Völlig verwirrt blicke ich mich um. "Mam, Entschuldigung. Wir landen. Bitte schnallen Sie sich an." Lächelt sie freundlich. Ich nicke und tue was sie sagt.

Im Flughafengebäude stehe ich nun wie bestellt und nicht abgeholt. Es ist mitten in der Nacht. Wo soll ich bloß hin? Ich schleppe meinen Koffer zum nächsten Geldautomaten. Der Plan ist, etwas Bargeld für den Neuanfang abzuheben. Dann werde ich die Karte entsorgen. Also schiebe ich die Karte in den Automaten, hole mir 4.000 Dollar ab und verstaue das Geld sicher in meiner Handtasche. Keine Ahnung, wie weit ich in L.A. mit dem Geld komme. Aber eins ist sicher, ich werde Enzo jeden Penny zurück zahlen. Ich will ihm nichts schuldig bleiben. Für die Nacht checke ich im Flughafenhotel ein. Morgen früh werde ich gleich Richtung Stadt fahren und mir eine Bleibe suchen.

Völlig erschlagen lasse ich mich aufs Bett fallen. Die Bilder schießen mir wieder in den Kopf. Die Tussi, Enzo mit offener Hose. Tränen strömen die Wangen hinunter. Ich spüre, wie das Kissen unter mir nass wird, so viele Tränen muss es aufsaugen.

Irgendwann bin ich wohl doch eingeschlafen. Ein Klopfen an der Tür weckt mich und ich schieße auf. Scheiße. Enzo? Haben sie mich gefunden? "Ja, bitte?" Rufe ich verhalten und mit kratziger Stimme. Die Tür geht auf und das Zimmermädchen steht vor mir. Ein junges Mädchen, vielleicht Mitte 20, schätze Mexikanerin. Sie lächelt mich freundlich an. "Entschuldigung, ich dachte das Zimmer wäre schon geräumt." Sagt sie freundlich. Ein Blick auf die Uhr an der Wand zeigt mir, dass es bereits Mittag ist. "Shit. Shit. Shit. Ich bin schon weg." Sage ich schnell und suche meine Sachen zusammen. Da ich mir gestern Abend gar nicht erst die Mühe gemacht habe, mich umzuziehen, geht es recht schnell. "Hey, keinen Stress. Ich werde nichts sagen." Lächelt sie mich freundlich an. "Danke." Flüstere ich. "Kannst du mir sagen, wo man günstig ein Appartement mieten kann?" Frage ich vorsichtig. Sie mustert mich einige Minuten. "Bist du auf der Flucht?" Fragt sie schließlich. "Nein...nein. nicht so. Nur eine harte Trennung." Erkläre ich schließlich und spüre, dass mir wieder Tränen in die Augen steigen. "Ich.. ich habe noch ein Zimmer frei. Meine Mitbewohnerin ist letzte Woche zu ihrem Freund gezogen." Sagt sie schließlich und lächelt mich an. "Also, wir können es unter der Hand abrechnen, dann musst du dich nirgends offiziell melden und dich findet niemand." Erklärt sie mir und sieht mich mitfühlend an. Meine Augen werden riesig. Ich kann es gar nicht fassen. Doch kann ich ihr trauen? Was habe ich schon zu verlieren?

Also nicke ich ihr zu und sie grinst breit. "Prima. Dann brauche ich keine lästigen Wohnungsbesichtigungen machen." Feixt sie. "Ich habe in zwei Stunden Schluss. Magst du warten,  dann können wir zusammen mit dem Bus fahren." Schlägt sie vor. Ich nicke, da ich eh keine andere Wahl habe. "Gegenüber ist ein Diner. Warte da auf mich. Ok?" Ruft sie mir zu und schiebt ihren Putzwagen weiter über den Flur.

In einem Drugstore kaufe ich mir noch schnell eine neue SIM Karte und entsorge die alte im Klo. Im Diner ist nicht viel los und ich setze mich in die hinterste Ecke. Nachdem ich mir ein paar Pancakes und Kaffee bestellt habe, starte ich mein Handy und suche nach Jobs. Solange ich nicht gefunden werden will, kann ich wohl nicht als Innenarchitektin arbeiten. Daher muss was anderes her. Leider vergebens. Ich hab keine Ahnung was ich jetzt machen soll.

Erschöpft stütze ich meine Ellbogen auf den Tisch und vergrabe meinen Kopf in die Hände. Wie konnte das alles so schnell vorbei sein? Tränen bilden sich schon wieder hinter meinen Augen, aber ich versuche sie zu stoppen. Ich will nicht mehr weinen. Ich will nicht schwach sein. Ich muss stark sein..  für unser Gummibärchen.... Mein Gummibärchen.

"Hey Schätzchen. Alles gut?" Höre ich eine Stimme neben mir, die klingt, als ob diese Person 5 Schachteln Zigaretten am Tag raucht. Ich blicke auf und sehe in ein freundliches Gesicht. Lachfalten bilden sich um Augen und Mund. Die blauen Augen sehen mich freundlich und erwartungsvoll an. "Ja. Alles ok." Sage ich leise und hoffe, dass die Kellnerin damit zufrieden ist. Doch weit gefehlt. Stöhnend lässt sie sich auf dem Stuhl mir Gegenüber fallen. "Ich bin Maureen. Mir gehört das Diner." Erklärt sie mir grinsen. "Hey Maureen. Ich bin..." Kurz stocke ich. "Ich bin  Mia." Sage ich aus irgendeinem Reflex raus. Maureen sieht mich wissend an und lächelt schließlich. "Hi Mia. Schön dich kennenzulernen." Zwinkert sie mir zu. "Bist du auf der Durchreise?" Fragt sie weiter und deutet auf meinen Koffer. "Äh nein. Ich warte..." Mist ich weiß nicht mal wie sie heißt. "Auf eine Freundin, sie arbeitet drüben im Hotel." Erkläre ich. Maureen nickt und sieht mich weiterhin an. Nicht unfreundlich, aber ihr Blick ist stechend und ich habe den Drang alles zu erzählen.

Ich säufze schwer. "Ich bin vor meinem Exfreund abgehauen und heute Nacht im Hotel gestrandet. Das Zimmermädchen hat mich geweckt und mir ihr WG Zimmer angeboten. Sie hat gesagt ich soll hier warten." Platzt es aus mir raus und ich habe keine Ahnung, warum ich dieser Fremden das erzähle. "Oh. Ok." Erwidert die ältere Frau und steht auf. "Du kannst dann sicher noch was Süßes vertragen." Sagt sie und kommt mit einem Schokomuffin zurück. "Schokolade für die Seele." Zwinkert sie mir zu und lässt mich alleine zurück.

Kurze Zeit später kommt das Zimmermädchen bzw. meine neue Mitbewohnerin durch die Tür. "Hey, Maureen, ich brauche dringend Kaffee." Winkt sie ihr zu und sieht sich suchend um. Ich winke ihr verhalten zu. "Hey, ich war mir nicht sicher, ob du wirklich wartest." Strahlt sie mich an. Was für eine Wahl hätte ich? Maureen bringt einen Kaffee und einen weiten Schokomuffin. "Kennst du schon Maureen? Sie ist der tollste, liebste und herzlichste Mensch der Welt!" Sprudelt es aus meiner Mitbewohnerin raus. Ich nicke und hebe meinen Muffin hoch. "Das durfte ich schon feststellen." Antworte ich mit einem lächeln. Wao. Ein echtes Lächeln. Die beiden unbekannten Frauen sind der Grund, dass ich wieder lächeln kann. Auch wenn mein Herz noch schmerzt.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt