Teil 140

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Claire

Ich wollte es langsam angehen lassen.  Wirklich. Aber ihn nach dem schönen Abend einfach so gehen zulassen, fühlt sich einfach falsch an.

Deswegen stehen wir jetzt hier und knutschen wie die Teenager. Die Küsse werden leidenschaftlicher und wilder. Enzo hebt meine Beine hoch und schlingt sie um seine Hüfte. Wie von selbst klammere ich mich an ihm fest und spüre plötzlich die Hauswand hinter mir. Unsere Zungen führen einen wilden Tanz auf und gefühlt ist Enzo's Hand überall. "Oh Claire. Ich habe dich so vermisst." Raunt er in mein Ohr, nur um anschließend meinen Hals zu liebkosen. "Komm mit ins Hotel. Ich will dich bei mir haben." Flüstert er und sieht mir fest in die Augen. Erst da komme ich wieder zur Besinnung. Scheiße... Nein. Das ist zu viel. Schnell springe ich von seiner Hüfte und versuche etwas Abstand zwischen uns zu bringen. "Es... Es tut mir leid. Es ist zu viel." Stammel ich und trete den Rückzug an. Schwer atmend schaut Enzo mir zu. Sein verzweifelter Blick tut mir in der Seele weh, aber es geht nicht anders. Ich muss mich schützen.

Als ich schließlich die Tür aufgeschlossen habe, blicke ich noch kurz zu Enzo. Er steht noch immer an Ort und Stelle und schaut mich gequält an. Dann schließe ich die Tür hinter mir und lehne mich mit der Stirn dagegen.

"Na... Hattest du einen schönen Abend?" Flötet Rosa hinter mir. Sie sitzt auf der Couch, in der Patchwork Decke eingekuschelt und schaut Fernseh. Ich brauche einige Augenblicke, um wieder klar denken zu können. "Ist alles okay bei dir?" Fragt sie alarmiert und springt auf. Sie dreht mich ruckartig um. Als sie vor mir steht, legt sie ihre Hände auf meine Schultern. "Mia, alles okay? Geht es dir gut? Hat er dir was getan?" Ihre Stimme klingt mit jeder Frage immer besorgter. Ich reiße mich aus meiner Starre und versuche einen klaren Gedanken zu fassen. "Alles okay." Antworte ich knapp, da mir gerade die Worte fehlen. Noch immer stehen wir uns gegenüber und Rosa schaut mich wenig überzeugt an.

"Es war ein wirklich schöner Abend. Wir... Wir haben uns geküsst." Erzähle ich noch immer benebelt und berühre mit meinen Fingern meine Lippen. Rosa lacht lautstark auf, was mich zusammen zucken lässt. "Na der Kuss muss es ja in sich gehabt haben." Grinst sie und setzt sich wieder aufs Sofa. Einige Minuten bleibe ich noch an der Tür angelehnt stehen, ehe ich im Bad verschwinde und ins Bett gehe.

Da liege ich nun. Im Bett. Total aufgewühlt und scharf.... Mist. Der Kuss hat mich total wuschig gemacht. Hätte ich mit ihm gehen sollen? Aber nur wegen Sex? Nein, das wäre so falsch gewesen. Wir sollten es wirklich langsam angehen lassen. Irgendwann höre ich wie Rosa ins Bett geht und die Wohnung wird still. Ich höre nur noch meinen eigenen Atem, der mich beruhigt. Mit einer Hand auf meinem Bauch schlafe ich schließlich ein.

Als der Wecker klingelt, bin ich noch total durcheinander. Ich habe von Enzo geträumt. Oh ja. Es war ein Sextraum. Noch jetzt kribbelt es zwischen meinen Beinen und meine Verzweiflung wächst. Ich werde beim nächsten Mal sicher nicht stoppen können. Was mach ich bloß?

Nach einer erfrischenden Dusche geht es zur Arbeit. Rosa lenkt mich mit irgendwelchen Geschichten über Collage Jungs ab. Das ist genau das, was ich brauche. Ablenkung.

Der Morgen verläuft wie immer. Es ist viel zu tun und so vergesse ich die Zeit. Da ich völlig gestresst von Tisch zu Tisch laufe, bemerke ich zu spät, wer der neue Gast am Tisch ist. Ohne von meinem Block auf zu blicken, rassel ich meinen Standartsatz hinunter. "Hi, mein Name ist Mia. Ich bin heute ihre Kellnerin. Was kann ich Ihnen bringen?" Sage ich lächelnd. "Mia. Aha... Hast du es mit Enzo versaut, dass du jetzt hier arbeiten musst?" Höre ich eine mir viel zu vertraute Stimme auf französisch sagen. Vor Schreck fällt mir der Block und Stift aus der Hand. Langsam hebe ich meinen Blick und sehe auf. Da sitzt er... Den Mann, den ich nie wieder sehen wollte. Arrogant wie eh und je. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern. "Papa." Flüstert ich. "Setz dich." Befiehlt er mir in einem Ton, der keinen Widerspruch zulässt. Mein Körper reagiert. Er ist zu gut darauf getrimmt, zu gehorchen. Zitternd lasse ich mich auf die rote Bank ihm gegenüber sinken. Mein Kopf rattert und ich kann keinen klaren Gedanken fassen. "Nun. Jules hat mir natürlich davon berichtet, dass du versagt hast. Natürlich konntest du einen Mann wie Enzo nicht halten." Sagt er mit so viel Arroganz und Ablehnung in seiner Stimme, dass die Tränen in meinem Auge brennen. Doch ich werde nicht vor ihm weinen. Niemals mehr. "Es hat gedauert, bis wir dich gefunden haben." Erklärt er und zeigt mit dem Finger zur Theke. Dort steht Jules und grinst mich blöde an. Die Enttäuschung sickert langsam durch. Es war alles nur Show von Jules. Er hat sich niemals von Papa los gesagt. Mehr Tränen bilden sich in meinem Augen. Bleib stark Claire.

Ich straffe meine Schultern und schaue meinen Vater so selbstbewusst wie möglich an. "Was willst du?" Zische ich. Mein Vater schnalzt mit der Zunge und sieht mich abfällig an. "Dich zurück holen. Du glaubst doch nicht, dass ich es zu lasse, dass eine Delamare hier arbeitet." Erklärt er und sieht sich angeekelt um. "Du hast versagt. Aber ich denke mit dem Bastard in deinem Bauch kann man dem werdenden Vater noch einige lukrative Geschäfte aus der Tasche leiern." Erklärt er mir mit einer kälte in der Stimme, dass mir das Blut in den Adern gefriert. "Niemals. Niemals komme ich wieder zurück." Fauche ich leise.

"Mia, Süße. Ist alle okay?" Höre ich plötzlich Maureen neben unserem Tisch. Verzweiflung macht sich in mir breit. Was mache ich bloß? Ich will nicht , dass Maureen etwas passiert. "Hallo, Sie sind die Chefin meiner Tochter?" Säuselt mein Vater in einem zuckersüßen Ton in erstklassigen Englisch. Maureen zuckt etwas und sieht mich irritiert an. "Ich bin ihr Vater und nehme sie nun mit nach Hause. In ihrem Zustand sollte sie hier wohl besser nicht arbeiten." Erklärt er noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, dass an Joker von Batman erinnert. Anscheinend ist Maureen die Situation ebenfalls suspekt und sieht mich fragend an. Ihr Blick verändert sich, denn sie erkennt die Tränen und die Panik. Unauffällig versuche ich ihr durch Kopf schütteln zu signalisieren, dass sie sich zurückhaltend soll. Zum Glück versteht sie das. Mein Vater steht auf, legt bestimmt tausend Dollar auf den Tisch, packt mich am Arm und zieht mich mit sich. "Das Geld ist für die Unannehmlichkeiten, dass Sie meine Tochter ertragen mussten." Ruft er quer durch das Diner. Draußen wartet Jules. Noch ehe ich irgendwie reagieren kann, hält mein eigener Bruder mir ein Tuch vor die Nase und alles um mich herum wird schwarz. Mein letzter klarer Gedanke gilt Enzo.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt