Teil 81

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Enzo

"Es muss doch irgendwas geben!" Brülle ich Vito und Mick an. "Es kann doch nicht sein, dass diesen Pierre keiner kennt!" Ich bin so außer mir, dass beim Sprechen Speichel mit kommt. Vito und Mick sehen sich ratlos an. Die ganze Nacht haben wir jedes Hotel, jedes Krankenhaus abtelefoniert, doch nichts. Kein Restaurant, keinen Stripclub nichts hat er besucht. Wie ein Geist schwebt er über der Stadt. Und irgendwo da draußen ist meine Claire. Welch eine Angst sie wohl hat. Ob sie sich bei dem Unfall schwer verletzt hat? Hoffentlich behandelt er sie gut. Gott, wenn er sie anfasst. Bei dem Gedanken daran brennt meine Sicherung durch. Ich schleudere alles vom Schreibtisch und brülle wie ein wild gewordener Stier. Meine ganze Wut entlädt sich gerade in dieser Situation.

Als es an der Tür klopft, geht mein Blick erwartungsvoll dort hin. Mein Verstand weiß, dass es nicht Claire sein wird, aber mein Herz wünscht es sich so sehr. "Da komme ich ja genau richtig." Ertönt die Stimme meines Bruders. Ich bin so erleichtert ihn zu sehen, dass ich mich kaum noch zusammen reißen kann. "Raus hier." Sage ich etwas zu scharf zu Vito und Mick. Aber sie tragen es mit Fassung und verschwinden sofort. Als die Tür ins Schloss fällt, fließen bereits meine Tränen. Ohne weiter was zu sagen, nimmt Leonardo mich einfach in die Arme. Er hält mich fest und gibt mir die Zeit alles raus zu lassen. Denn anschließend muss ich wieder in den Mafia Modus schalten. Doch, jetzt in diesem Augenblick lasse ich alles los. Denn sonst würde ich innerlich explodieren. Ich denke Leonardo kann es nachvollziehen. Ihm würde es bei Stella nicht anders gehen.

Nach einer Zeit löse ich mich von meinem Bruder. Er schaut mich ernst an. "Geht's wieder?" Fragt er und ich nicke nur, denn noch immer sitzt ein riesen Kloß in meinem Hals. Ich räuspere mich, atme mehrfach durch und wische mir die Tränen weg. "Was kann ich tun?" Fragt Leonardo in seinem bekannten Mafia Ton. Dann bringe ich ihn auf den neuesten Stand.  Er hört mir schweigend zu und nickt manchmal. Als ich alle Informationen aufgeführt habe, streicht er sich mit seinen Händen durchs Gesicht. "Fuck. Enzo..." Flucht er. Schweigend sitzen wir da und sind beide in Gedanken, als es an der Tür klopft. Sophia und Alfred stehen dort mit einem riesen Tablett voll Essen. "Ich habe gehört, wir haben Besuch. Leonardo mein Lieber. Du hast bestimmt Hunger." Flötet Sophia meinem Bruder zu, der den Teller Pasta grinsend annimmt. "Ciao und danke. Ich habe einen riesen Hunger und mich schon riesig auf deine Pasta gefreut." Antwortet er in seiner charmanten Art. Ich glaube Sophia wird etwas rot. "Das Gästezimmer ist bereits für Sie hergerichtet, Sir. Wenn Sie noch was brauchen, melden Sie sich." Erklärt Alfred in seiner betont steifen Art. Leonardo bedankt sich freundlich und sobald die Tür zu ist, lacht er leise auf. "Die sind echt der Knaller. Kann ich Alfred abwerben?" Grinst er und auch mich bringt es kurz zum schmunzeln.

Dann werden wir beide wieder ernst. "Also, wenn du gegessen hast, würde ich gerne nochmals zur Unfallstelle fahren. Vielleicht haben meine Jungs was übersehen." Erkläre ich Leonardo. "Oder willst du erst auspacken und ausruhen?" Frage ich vorsichtig, da er die ganze Nacht im Flugzeug saß. "Ach Quatsch. Ich hab den ganzen Flug geschlafen und ich bin ja nicht zum Urlaub machen hier. Wir müssen deine Süße finden." Erklärt er ernst.

Gott, ich bin ihm so dankbar, dass er hier ist. Alleine würde ich durchdrehen. Also fahren wir mit Mario etwas später zu der Unfallstelle. Sophia's Auto wurde bereits abgeholt und gründlich untersucht. Leider Totalschaden, aber ich habe ihr bereits ein Neues bestellt.

Leonardo läuft langsam die Straße entlang und blickt auf den Boden. Doch auch er kann keinen Hinweis finden. Es ist zum verzweifeln. "Der Typ ist echt gut." Gibt Leonardo zu. Zähneknirschend muss ich ihm wohl leider zustimmen. Wir fahren weiter in das Restaurant und nehmen uns nochmals den Besitzer vor. Doch er hat nur etwas Bargeld in die Hand gedrückt bekommen, dass er das Restaurant für das Treffen schließt. Kameras sind auch keine vorhanden.

Resigniert fahren wir wieder zurück zur Villa. So langsam gehen mir die Ideen aus, was wir noch machen können.

Am Abend sitzen wir mit Vito und Mick zusammen im Wohnzimmer. Jeder einen Drink in der Hand und mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. "Und was ist, wenn du Claire's Vater kontaktierst und ihn fragst, ob er davon was weiß?" Wirft Mick auf einmal in den Raum. Verwirrt schaue ich ihn an. "Er hat doch sicher was damit zu tun. Der lacht mich doch aus!" Erwidere ich. "Wenn, dann wäre er doch sicher mit im Restaurant gewesen." Erklärt er weiter. "Ich weiß es nicht. Die Gefahr ist groß, dass wenn er wirklich nichts weiß, wir ihn auch noch auf den Plan rufen. Das sollten wir als letzte Option sehen." Antworte ich nachdenklich.

So vergehen die nächsten Tage. Immer wieder rufen wir Hotels an, fragen bei unseren Kontakten an den Flughäfen nach. Aber niemand hat Claire oder diesen miesen Typen gesehen. Ich werde immer verzweifelter und meine Laune sinkt ins unermessliche.

Selbst das auspowern beim Sport hilft nicht mehr. Fast jeden Abend besaufe ich mich regelrecht, sodass Leonardo mich ins Bett bringen muss. Der Schmerz sitzt tief und ich vermisse meine wunderschöne Frau. Jeden Tag bete ich, dass sie wohlbehalten zu mir zurück kommt und der Dreckskerl sie nicht angefasst hat.

Es ist mittlerweile eine Woche seit dem Unfall vergangen und immer wieder wäge ich das Für und Wider ab. Soll ich wirklich Claire's Vater kontaktieren? Was, wenn er da mit drin steckt? Gut, dann würde er mich vielleicht auslachen. Das wäre mir ziemlich egal, aber wenn er davon nichts weiß... Vielleicht könnte er helfen.

Entschlossen greife ich zum Handy. Vito hat mir bereits die Kontaktdaten rausgesucht. Bitte Gott... mach dass er mir helfen kann. Ich will Claire endlich wieder in die Arme schließen.

Nervös spiele ich mit dem Kugelschreiber und höre gebannt auf das Tuten in der Leitung. Gerade will ich den Anruf beenden, als das Tuten endet und sich eine Stimme meldet. "Allô".

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt