Teil 120

171 9 0
                                    

Claire

Mein Herz ist gebrochen. Würde Enzo Jules wirklich was an tuen? Er ist doch mein Bruder. Verdammt. Was ist bloß los mit ihm. In meinen Ohren rauscht es und es fällt mir noch immer schwer mich zu beruhigen. Stella redet beruhigend auf mich ein. Der Doc hat mir pflanzliche Medikamente zur Beruhigung gegeben. Etwas härteres habe ich abgelehnt.

Meine Kraft lässt langsam nach und ich werde müde. Krampfhaft versuche ich meine Augen aufzuhalten. "Jules." Flehe ich Stella an, die mich noch immer im Arm hält. "Ssssh Schlaf erstmal. Ich sehe was ich tun kann." Beruhigt sie mich mit ruhiger Stimme. Und tatsächlich, ich lasse los und sinke in einen tiefen Schlaf.

Meine Augen sind schwer, doch ich versuche sie zu öffnen. Ich horche in meinem Körper. Keine Schmerzen. Erschrocken schrecke ich auf. "Mein Gummibärchen." Rufe ich laut. Eine warme Hand legt sich auf meine. "Schwesterchen. Da bist du ja wieder." Höre ich Jules. Jules? Er ist hier. "Jules. Was... Was machst du hier?" Stottere ich. Dann fällt es mir wieder ein und mein Herz springt vor Freude. Ich falle meinem Bruder in die Arme. "Ich hab dich so vermisst." Erkläre ich ihm unter Tränen. Behutsam streichelt er mir über den Kopf. "Es wird alles gut. Der Doc sagt, dein Baby ist top fit und du brauchst einfach etwas Ruhe." Erklärt er mir und lacht mich an. "Ein Baby. Meine kleine Schwester bekommt ein Baby.... Ich werde Onkel." Gluckst er. "Spinner." Entgegne ich ihm ebenfalls lächelnd.

Jules bleibt noch einige Zeit bei mir und wir nutzen die Zeit, um uns auszusprechen. Er erklärt mir, wie hart es oft war, Papas Befehle zu befolgen und ich erzähle ihm von den Demütigungen unserer Mama. Vieles hat er nicht mitbekommen oder vielleicht auch verdrängt. Ich denke, wir haben beide unter unseren Eltern gelitten. Um so mehr freue ich mich jetzt, dass wir zusammen sind.

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. In der Nacht werde ich wach und bin alleine. Weder Jules ist da noch Enzo ist ins Bett gekommen. Plötzlich schießen mir die Erinnerungen in den Kopf. Enzo, der Jules bedroht hat und ich ihm gesagt habe, dass ich ihn erstmal nicht sehen will. Habe ich jetzt alles verdorben? Nimmt er mir das übel? Ich meine, es geht um meinen Bruder. Ich werde doch nicht einfach zusehen, wie er ihn umbringt.

Wütend und enttäuscht starre ich an die Decke. Was für eine Scheiße. Warum können wir nicht einfach glücklich sein? Enzo, ich und später unser Gummibärchen. Wer hätte gedacht, dass man so schnell Gefühle entwickeln kann, für einen Menschen, den man noch nicht mal kennengelernt hat. Tränen schießen mir wieder in die Augen. Ich weine, bis ich keine Tränen mehr habe. Schniefend mit verstopfter Nase schlafe ich wieder ein.

Das Licht fällt in das Schlafzimmer und ich blicke mich verwirrt um. Dann sehe ich ihn. Enzo... Sein Kopf seitlich auf seine Hand gestützt sitzt er im Sessel neben dem Bett und schläft. Ich genieße einige Augenblicke diesen Anblick. Selbst im Schlaf sieht er einfach verboten gut aus. Gerade, als ich mich ins Bad schleichen will, wird Enzo wach. "Hey meine Schöne." Flüstert er mit verschlafener Stimme. Eine Stimme, die meinen Unterleib zum Beben bringt. Verlegen drehe ich mich zu ihm um. "Hey." Sage ich kurz und schlüpfe schnell ins Bad. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir das pure Grauen. Ich habe Ränder unter den Augen, die jedem Panda Konkurrenz machen würde.

Notdürftig mache ich mich frisch und gehe wieder ins Schlafzimmer. Enzo springt auf und ist in wenigen Schritten bei mir. "Baby. Es tut mir leid. Du hast vollkommen Recht. Er ist dein Bruder." Gibt er zu. Doch ich schweige und schaue ihn abwartend an. "Er hat uns alles erzählt." Erklärt er weiter. "Und, willst du ihn immer noch umbringen?" Frage ich provokativ. Enzo schnaubt laut. "Solange du oder das Baby nicht in Gefahr seid, hat er von mir ebenfalls nichts zu befürchten. Sollte sich jedoch rausstellen, dass er ein doppeltes Spiel spielt, wird er nicht mehr viel zu lachen haben." Gibt Enzo in einem scharfen Ton zu. "Das wird er nicht. Ich kenne ihn....." Versichere ich ihm. "Aber du traust ihm nicht?" Bohre ich nach. Enzo schaut mir fest in die Augen. "Ich will ihm vertrauen. Aber ich kenne ihn zu wenig. Ich gebe ihm die Chance, mein Vertrauen zu gewinnen. Okay?" Sagt er geschäftsmäßig. "Ich denke damit kann ich leben. Er wird dich nicht enttäuschen." Verspreche ich Enzo schnell. Enzo nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Baby, ob er mich enttäuscht, ist völlig egal. Ich will nicht dass er dich enttäuscht oder verletzt." Haucht er mir leise entgegen.

Perplex von seiner Aussage sehe ich ihn an. Glaubt er wirklich, dass Jules es nicht ehrlich meint? Ich kenne ihn mein ganzes Leben. Er würde mir sowas nie vorspielen. Er ist nicht unser Vater.... Oder?

Um das Thema abzuschließen nicke ich und küsse Enzo zärtlich auf die Lippen. "Du hast mir heute Nacht gefehlt." Flüstere ich zwischen den Küssen. "Du mir auch. Aber ehrlich... Du hast geschnarcht wie ein Braunbär. Ich hätte kein Auge zu bekommen." Witzelt er und kassiert von mir sofort einen Schlag in den Magen.

Nach einem gigantischen Frühstück im Bett starten wir in den Tag. Wesentlich besser gelaunt laufen wir in die Küche, wo alle zusammen sitzen. Selbst Jules ist da und er begrüßt mich mit einer festen Umarmung. "Geht es dir... Euch wieder besser?" Fragt er besorgt. "Ja alles gut." Antworte ich schnell und lenke das Thema schnell von mir ab. "Lucy, heute kommen die restlichen Möbel und Leonardo's Kofferraum ist noch voller Kleinkram." Erkläre ich ihr. Lucy quiekt vergnügt und auch Giovanni muss breit grinsen. 

Nachdem alle fertig sind, schnappe ich mir Jules und Lucy, um alles auszuladen. Lucy und Jules verstehen sich auf Anhieb und so bekommen wir den Feinschliff schnell erledigt. Als die restlichen Möbel schließlich auch an Ort und stelle stehen, kommen alle vorbei und begutachten das fertige Haus. "Danke Claire. Endlich ist es wohnlich." Jubelt Giovanni. "Honey, wenn der Nestbau abgeschlossen ist, können wir uns doch Baby Nummer 2 widmen?" Grinst er sie herausfordernd an. Lucy verdreht die Augen, kann sich aber ein Lachen nicht verkneifen und auch der Rest der Truppe stimmt mit ein.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt