Teil 135

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Enzo

Nachdem ich Vito alles erzählt habe, hat auch er mit ordentlich die Leviten gelesen. Anscheinend sehen alle, wie blöd ich war. Doch ich weiß nicht, wie ich Claire finden soll.

Immer wieder rufe ich sie an, aber das Handy ist Tod. Die Geschäfte nehmen mich ebenfalls ziemlich in Beschlag, sodass die Tage nur so an mir vorbei ziehen. Es gibt für mich nur noch Training, Arbeit und schlafen. Naja, richtig schlafen ist es nicht. In meinen Träumen sehe ich Claire mit einem anderen Mann. Einen Mann, der sie zum lachen bringt und glücklich macht. Fuck. Meine Wut und Verzweiflung wird immer größer.

Einige Wochen ist es nun schon her und ich habe mich mit meinem Alltag arrangiert. Ich lenke mich mit Arbeit ab, was für das Geschäft nur Vorteile bringt. Wir sind so stark und mächtig wie noch nie. Doch immer mehr merke ich, dass das Geschäft nicht alles ist. Ist es das, was Leonardo meint? Stella und die Kinder steht über allem. Bis vor kurzem konnte ich es mir nicht vorstellen, aber im Moment fühle ich mich leer ohne Claire. Ein großer Teil von mir fehlt.

Tief in meine Arbeit versunken, bekomme ich erst spät mit, dass Alfred ins Büro gekommen ist. Er nimmt es mir ziemlich übel, dass ich Claire vergrault habe und zeigt es mir jeden Tag deutlich. Daher knallt er mit voller Wucht ein Paket auf meinen Schreibtisch. "Für Sie, Sir!" Erklärt er kurz und verschwindet wieder. Ich kann es ihm nicht verübeln, dass er schlecht auf mich zu sprechen ist. Ich mag mich im Moment auch nicht. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt und das bekommen alle um mich herum zu spüren.

Widerwillig löse ich meinen Blick von den Unterlagen und begutachte das Paket. Ein Stempel aus L.A. Claire! Ich reiße es auf und erstarre bei dem Anblick. Es sind die Geschenke, die wir für alle gekauft haben. Alle mit einer Schleife und einem Brief für jeden versehen. Tränen schießen mir in die Augen. Ich lasse mich zurück in meinen Stuhl fallen und starre einfach nur das Paket an.

Keine Ahnung wie lange ich hier sitze. Irgendwann kommt Vito herein. Er wollte eigentlich was sagen, stoppt aber sofort und schaut sich neugierig das Paket an. "Was ist das?" Fragt er vorsichtig. "Claire.... Es ist von Claire." Sage ich leise und räuspere mich. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. "Es sind Geschenke für euch. Verteil sie einfach. Ich will sie nicht hier haben." Knurre ich. Zu groß ist der Schmerz. Vito nimmt das Paket und verlässt das Arbeitszimmer.

Nach einiger Zeit kommt er zurück. Er reicht mir einen Umschlag. "Der ist für dich." Sagt er kurz angebunden und verschwindet sofort wieder. Schwer schluckend blicke ich auf den Umschlag. In Claire's schöner Handschrift steht *Enzo* geschrieben. Mit zitternden Händen öffne ich den Brief. Mir fallen etliche Dollar Scheine entgegen. Dann sehe ich es. Einen Brief. Unschlüssig, ob ich ihn überhaupt lesen möchte, lege ich ihn zunächst zur Seite. Doch er zieht mich magisch an. Immer wieder nehme ich ihn in die Hand. Es geht nicht. Was wird da stehen? Dass sie jemand anders gefunden hat, der sie glücklich macht? Meine Gedanken spinnen sich die wildesten Theorie zusammen.

Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. Ich öffne den Brief.

*Mein lieber Enzo,
ich hoffe dir geht es gut. Ja, das hoffe ich wirklich. Denn trotz allem, kann ich dich niemals hassen. Du hast mir unser Gummibärchen geschenkt. Das wird uns auf ewig verbinden.

Unser Gummibärchen hat sich jetzt eher zu einer Grapefruit gewandelt. Es geht ihm gut. Ich werde immer auf unser Baby aufpassen. Versprochen. Mir geht es auch soweit gut. Ich habe einen Job und Freunde gefunden. Auch wenn ich den wilden Haufen in Italien und New York jeden Tag vermisse, habe ich es akzeptiert. Es tut mir leid, dass ich dir nicht genug war. Ich hoffe für dich, dass du eines Tages eine Frau finden wirst, die dir alles bedeutet und mit der du glücklich wirst.

Ich werde dich über unseren Grapefruit auf dem laufenden halten. Doch bitte versteh, dass ich für einen Kontakt noch nicht bereit bin. Pass auf dich auf.

In Liebe Claire

P.S. Entschuldige, dass ich damals das Geld von deinem Konto genommen habe. Es war nur für den Notfall. Hier ist jeder Dollar zurück.*

Jetzt ist alles zu spät. Dämme brechen und ich schreie und weine. Es ist mir alles egal. Vito, Sophia, Alfred und Mario kommen ins Büro gestürmt. Auch sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Es dauert einige Zeit, bis ich mich beruhige. Ausgerechnet Alfred nimmt mich in den Arm und tröstet mich.

Als ich mich schließlich wieder beruhigt habe, schauen mich alle an. "Was gedenkst du zu tun, um unsere Süße wieder zu holen?" Fragt Sophia und stemmt ihre Arme in die Hüften. Sprachlos sehe ich sie an. "Sie ist Familie. Sie gehört zu uns." Sagt Vito schniefend. "Sir, bei allem Respekt. Sie sind ein Arschloch. Wenn Sie sie nicht langsam zurück holen, dann....." Pflichtet Alfred Sophia bei und ballt seine Fäuste zum Kampf. Auch Vito und Mario nicken zustimmend. "Also... Da gibt es was, was ich euch sagen sollte...." Hören wir Mick, der in der Tür steht. Alle drehen sich um und schauen meinen Securitychef erstaunt an. "Ich habe bereits vor Wochen einen Privatdetektiv auf Claire angesetzt." Erklärt er zögerlich und nicht nur ich bekomme große Augen. Mir fällt die Kinnlade runter. "Er hat sie gefunden." Stammelt er, unsicher was in erwartet. "Seit wann?" Knurre ich. "Seit gestern weiß ich, wo sie ist. Sie arbeitet in einem Diner am Flughafen und wohnt mit einer Rosa Fernandes zusammen." Sagt er kleinlaut. "Und wann wolltest du mir das sagen?" Fahre ich ihn an. Doch er bleibt mir eine Antwort schuldig. Betreten schaut er auf den Boden. Erst jetzt realisiere ich, was er sagt. Er weiß wo sie ist. Ich kann zu ihr. Mit einem Sprung bin ich auf den Füßen und drücke Mick. "Danke. Danke." Rufe ich ihm entgegen. "Der Pilot soll sich startklar machen. Vito, du übernimmst. Ich packe." Erkläre ich und sprinte bereits in mein Zimmer. Im Hintergrund höre ich sie alle jubeln.

Der Flug vergeht viel zu langsam. Vor Aufregung bekomme ich kein Auge zu. Als ich gegen Mittag lande, mache ich mich direkt zu dem Diner auf, welchen Mick mir genannt hat. Da ist sie. Schön wie eh und je. Eine kleine Baby-Kugel ist unter ihrer Schürze zu erkennen. Sie lacht und redet mit den Gästen. Sie sieht glücklich aus und mich verlässt der Mut. Ich bleibe in meinem Mietwagen sitzen. Beobachte sie und verfolge sie wie ein Stalker. Mit einer jungen Frau fährt sie mit dem Bus anscheinend nach Hause. Dort sehe ich, wie sie in einer Wohnung verschwindet. Ich bleibe wie angewurzelt sitzen und beiße mir selbst in den Arsch. Gerade als ich Mut gefasst habe, kommen zwei Typen, die zu Claire's Wohnung gehen. Kurze Zeit später kommen sie zu viert wieder raus. Claire sieht wunderschön aus. Sie trägt ein blaues Sommerkleid mit weißen Blüten. Ihre Baby-Kugel sieht man um so deutlicher. Einfach zauberhaft. Ich folge ihnen zu einem kleinen Kino. Wieder habe ich die Chance verstreichen lassen, mich bemerkbar zu machen. Angelehnt am Auto, warte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann ist es so weit. Die ersten Besucher verlassen das Kino. Dann.... endlich...  kommt Claire hinaus. Sie hat sich lachend bei einem der Typen eingehakt. Fuck. Bin ich zu spät? Plötzlich treffen sich unsere Blicke und für einen Moment bleibt die Welt stehen.

Ein Mafia Boss verliebt sich nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt