Chapter 34

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Rums.

Mit einem lauten Knall fällt die Tür hinter mir ins Schloss und noch im selben Augenblick brechen die heißen Tränen unkontrolliert aus mir hervor und strömen über meine Wangen.

Mein Kopf dröhnt vor Schmerz.
Mein schluchzen wird immer lauter und mein Herz beginnt zu rasen, als ich plötzlich, ohne weiter nachzudenken einfach losrenne.

Ich weiß nicht wohin ich laufe.
Wie weit ich kommen werde.
Welchen Weg ich nehmen soll.

Ich renne einfach.
Immer und immer weiter.
Bis ich irgendwann an einem kleinen Hügel ankomme und schnellen Schrittes hinauf laufe.

Seufzend lasse ich mich auf das weiche Gras sinken.
Mit Tränen in den Augen lasse ich meinen Blick über die Stadt schweifen, die sich unter mir ausbreitet.

Ich habe Jude wirklich verletzt.
Ihn enttäuscht.
Und ich habe ihm wirklich schreckliche Worte an den Kopf geworfen.

Die Gedanken schwirren mir durch den Kopf.
Bereiten mir Schmerzen.

Unbewusst greife ich in meine Hosentasche und ziehe mein Handy heraus.
Ich durchstöbere meine Kontakte und zögere nicht lange, auf anrufen zu drücken, als ich die gesuchte Nummer gefunden habe.

Es klingelt einmal.
Zweimal.
Dreimal, bis endlich abgenommen wird.

"Na du", die vertraute Stimme von Karim dringt an mein Ohr.
"Hallo Karim", entgegne ich leise.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", fragt er verwundert.
"Ehrlich gesagt nicht", gestehe ich.
"Was ist passiert?", will er wissen "Und wo ist Jude?"
"Jude ist nicht hier", antworte ich.
"Was? Warum? Wo ist er denn?"
Zögerlich beiße ich mir auf die Lippe, bevor ich zum Reden ansetze.

"Wir haben uns gestritten Karim", platzt es aus mir heraus "Ich hab mich total daneben benommen und jetzt ist er enttäuscht von mir."

Mein Schluchzen wird lauter.
Meine Atmung unregelmäßiger.
Die Tränen fließen mir unaufhörlich über die Wangen.

"Beruhig dich erstmal", Sagt Karim sanft.

Wie so oft, als er mich getröstet hat.

"Warum habt ihr euch gestritten?"
"Ich war eifersüchtig", gestehe ich.
"Worauf?"
"Auf Amara", entgegne ich und bemerke erst dann, dass Karim sie ja garnicht kennt. "Sie ist Jude's alte beste Freundin. Sie haben damals den Kontakt verloren als er seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat und sie nach Italien gezogen ist."

Ich seufze.

"Sie stand vorhin plötzlich vor der Tür und wollte ihn wohl überraschen", erzähle ich weiter "Als er sie dann reingebeten hat, hat sie sich total an ihn ranmachen wollen."
"Wie meinst du das?"
"Sie hat ihn mit ihren Blicken ausziehen wollen Karim", sage ich und spüre erneut die Wit in mir aufsteigen "das hat mich einfach total wütend gemacht."

"Ich hab ihr dann mein Wasserglas übergeschüttet"
Im nächsten Moment beginnt Karim lauthals zu lachen.
"Das ist nicht dein Ernst"
"Leider doch", murmle ich "Jude fand das überhaupt nicht lustig. Und als ich ihm dann gesagt habe, dass Amara sich an ihn ranschmeißen wollte, ist er total wütend geworden."

"Hör zu, ich weiß ganz genau wie gern er dich hat", spricht Karim beruhigend "lass nicht zu dass ihr euch wegen solchen Dingen zerstreitet."
Ein Lächeln husch über mein Gesicht.

"Ihr habt so dafür gekämpft zusammen sein zu kommen. Du hast so sehr dafür gekämpft."
"Danke Karim", entgegne ich.
"Nicht dafür", antwortet er "und jetzt geh zu ihm und klär das."
"Ich hab dich lieb", lächle ich
"Ich hab dich auch lieb"
Mit diesen Worten legt er auf.

Lächelnd blicke ich in den Himmel.

Mittlerweile ist es spät abends.
Die Sonne ist untergegangen.
Der Himmel dunkel.
Alleine das Licht der Laternen erleuchtet den Ort.

Die kühle Abendluft streicht sanft über mein Gesicht, während ich langsam aufstehe und die letzten Tränen wegwische.
Karim hat recht, ich muss mit Jude sprechen und das klären, bevor es zu spät ist.

Mit neuem Mut und fest entschlossen, laufe ich den Berg hinunter und zurück in die Stadt.
Die Straßen sind ruhig, nur vereinzelt sind Menschen unterwegs.
Mein Herz schlägt schneller, je näher ich Jude's Haus komme.

Was, wenn er mich nicht sehen will?
Was, wenn er mir nicht verzeiht?

Ich schüttle den Kopf, um die Zweifel zu vertreiben.

Vor Jude's Tür angekommen, halte ich kurz inne. Ich atme tief durch und klopfe dann vorsichtig an.
Keine Antwort.

Ich klopfe erneut, etwas lauter.
Wieder keine Antwort.

Die Angst, dass er nicht da ist, schnürt mir die Kehle zu.
Ich greife nach meinem Handy und wähle seine Nummer.

Es klingelt einmal.
Zweimal.
Dreimal.

Gerade als ich auflegen will, höre ich das Klicken des Türschlosses.
Die Tür öffnet sich langsam und Jude steht vor mir.
Seine Augen sind rot und geschwollen, er hat offensichtlich auch geweint.
Mein Herz zieht sich zusammen bei dem Anblick.

"Jude, i am so sorry", beginne ich, und meine Stimme zittert. "I know that I behaved terribly. I was jealous and overreacted. Please, forgive me."

Jude sieht mich an, seine Augen durchdringen mich.
Dann macht er einen Schritt zur Seite und lässt mich eintreten.
Ich trete vorsichtig ein und schließe die Tür hinter mir.
Die Stille in der Wohnung ist erdrückend.

"Why?", fragt er schließlich, seine Stimme bricht leicht. "Why did you do that?"

"I was afraid", gebe ich zu und meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. "Afraid of losing you. When I saw the way Amara looked at you, I lost control. I am so sorry."

Er sieht mich lange an, dann seufzt er und seine Schultern sacken ein wenig herab.
"I was really hurt by your reaction", sagt er leise.

Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und nehme seine Hand.
Meine Tränen fließen unkontrolliert, und ich fühle mich klein und zerbrechlich.
"I was jealous of Amara because I thought I might lose you to her. It was stupid, but I love you so much that the thought of losing you makes me crazy."

"Jude, who is that?", dringt plötzlich eine Stimme aus dem Wohnzimmer.

Ich erkenne sie sofort — Es ist Amara.

Mein Herzschlag beschleunigt sich, als ich die Tür zum Wohnzimmer aufstoße.
Dort sitzt Amara auf dem Sofa, ihre Augen auf mich gerichtet, ein herablassendes Lächeln auf ihren Lippen.
Die Luft in dem Raum fühlt sich plötzlich viel schwerer an.

"What is she doing here?", frage ich, meine Stimme zittert vor Wut und Verletzung.

Jude weicht meinem Blick aus.
"We wanted to talk", murmelt er.

"Talk?", wiederhole ich fassungslos. "We argue because of her and yet she is the first person you invited as soon as I left?"

Amara erhebt sich elegant und geht auf uns zu. "Jude needed someone who understood him", sagt sie mit honigsüßer Stimme. "Someone who really knows him."

"You have no right to be here", schnappe ich und spüre, wie die Tränen wieder aufsteigen. "You've done enough damage."

Amara lächelt kühl und legt eine Hand auf Jude's Arm.
"Oh, Hannah, do you really think Jude would choose you? You're just a little stopover for him. You're not even close to being on the same level."

"That is not true", unterbricht Jude hastig. "Why are you saying that Amara?"

"It is true, Jude", entgegnet Amara. "You know exactly how you feel. Maybe it's time for you to face reality."

Schockiert blicke ich Jude an.
Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und renne aus dem Haus, die Tränen fließen unkontrolliert.

Tomorrow's promise - A Jude Bellingham story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt