Chapter 43

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Die Schwärze ist undurchdringlich.
Tiefer und schwerer als zuvor.
Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass ich in ein bodenloses Nichts falle – ohne Halt und ohne Ende.

Das Gefühl der Leere ist überwältigend, und ich bin mir nicht sicher, ob ich noch atme.
Ob mein Herz noch schlägt.
Alles scheint so weit weg, so fremd.

Ein merkwürdiger Frieden überkommt mich.
Ein Gefühl von Losgelöstheit, als würde ich einfach aufhören, zu existieren.
Es ist ein Zustand zwischen Leben und Tod.
Ein Schwebezustand, in dem sich alles um mich herum aufzulösen scheint.

Aus der Ferne höre ich plötzlich ein leises, rhythmisches Piepen.
Es ist dumpf und gedämpft, als würde es durch Wasser dringen, aber es wiederholt sich konstant, beruhigend und unnachgiebig.
Ich versuche, mich auf dieses Geräusch zu konzentrieren, mich daran festzuhalten wie an einem Seil, das mich zurück in die Welt zieht. Das Piepen wird klarer, und ich beginne, eine leichte Bewegung in meinem Brustkorb zu spüren, als mein Herz wieder zu schlagen scheint.

Langsam, ganz langsam, kehrt das Bewusstsein zurück.
Geräusche dringen an mein Ohr – zunächst gedämpft und unklar.
Schritte auf einem Flur.
Das leise Murmeln von Stimmen.
Das gleichmäßige Rauschen einer Maschine.
Ein unangenehmer Geruch von Desinfektionsmittel beißt in meiner Nase, und ich spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt, als die Realität sich wieder um mich herum zusammenfügt.

Ich öffne die Augen, blinzele gegen das grelle Licht, das auf mich herab scheint.
Meine Augen benötigen einen Moment, um sich an die Helligkeit anzupassen und die verschwommenen Umrisse um mich herum klarer zu sehen.

Ich nehme die weiße Decke wahr.
Das kleine Fenster mit zugezogenen Vorhängen und die Schläuche, die an meinen Armen befestigt sind.

Ich liege auf einem Bett, und der dumpfe Schmerz an meiner Seite ist immer noch da, aber er wirkt jetzt gedämpfter.
Weniger intensiv als zuvor.

Neben mir höre ich ein Rascheln, und als ich den Kopf drehe, sehe ich Jude.
Er sitzt in einem Stuhl neben meinem Bett.
Die Ellbogen auf die Knie gestützt, sein Gesicht in den Händen vergraben.
Sein Haar ist zerzaust, seine Kleidung zerknittert, als hätte er seit Stunden oder sogar Tagen hier gesessen und gewartet.
Seine gesamte Körperhaltung strahlt Erschöpfung und Besorgnis aus.

"Jude", flüstere ich, meine Stimme ist schwach und brüchig, als ob sie sich erst wieder an das Sprechen gewöhnen muss.
Mein Hals schmerzt bei jedem Wort.

Er hebt den Kopf, und als er mich sieht, weiten sich seine Augen.
"Hannah" Er springt auf, ergreift sofort meine Hand, und ich spüre die Wärme seiner Haut, die festen Finger, die sich um meine Hand schließen. "Oh my god, you're awake!"

Ich versuche zu lächeln, doch es fühlt sich an, als würden meine Gesichtsmuskeln nicht richtig gehorchen.
"What happened?", frage ich, obwohl ich es eigentlich schon weiß.
Die Erinnerungen an Lukas, das Messer, das Blut kehren langsam zurück.
Wie ein böser Traum, der immer deutlicher wird.

"You", Jude schluckt schwer, seine Augen sind gerötet und tränengefüllt, als hätte er lange nicht geschlafen. "He hurt you. You lost a lot of blood. But you're safe now, okay? You're here, and he..." Seine Stimme bricht, und ich sehe, wie sich sein Kiefer anspannt. "Lukas has disappeared. The police are looking for him."

Eine Welle der Erleichterung durchflutet mich, doch sie wird schnell von einer tiefen Angst ersetzt.
"How bad is it?", frage ich leise, obwohl ich die Antwort schon kenne.

Jude zögert, sucht nach den richtigen Worten. "The doctors say you were lucky", antwortet er schließlich. "The knife hit your side, but it didn't damage any vital organs. You will recover, Hannah. But..." Er hält inne, kämpft mit den Worten. "It will take a while "

Ich nicke, und ein schweres Schlucken kommt mir über die Lippen.
Die Realität dessen, was passiert ist, sickert langsam durch.
Tropfenweise.
Und ich fühle, wie Tränen in meine Augen steigen.
"Er hat mich gefunden", flüstere ich, mehr zu mir selbst als zu ihm "Er hat mich wieder gefunden."

Jude drückt meine Hand fester, als wolle er mir all seinen Mut und seine Kraft geben.
"He won't find you again, Hannah. Not again. I promise you." Sein Blick ist intensiv, seine Augen glühen vor Entschlossenheit. "We will protect you. You are not alone."

Seine Worte sind wie ein Versprechen.
Eine stille Zusage, und ich möchte ihm glauben.
Möchte mich in dieser Sicherheit wiegen.
Aber tief in mir, unter der Oberfläche der Erleichterung, spüre ich immer noch die Angst. Die Dunkelheit, die Lukas hinterlassen hat – ein Schatten, der sich nicht so leicht vertreiben lässt.

Ich schließe die Augen, spüre die Wärme von Judes Hand in meiner und versuche, an etwas anderes zu denken.
An etwas Gutes.
Etwas Reines.
Aber alles, was bleibt, ist das dumpfe Pochen in meiner Seite und das Wissen, dass der Albtraum noch nicht vorbei ist.
Nicht ganz.

Die Dunkelheit ist vielleicht weggeblieben, aber der Kampf, die Heilung, das Überstehen – das alles liegt noch vor mir.

Mit jedem Atemzug, den ich nehme, versuche ich, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Die Stimmen draußen, das gleichmäßige Piepen der Maschinen, die sanfte Berührung von Judes Hand – all das sind kleine Anker, die mich an die Realität zurückbinden.
Ich weiß, dass der Weg lang und steinig sein wird, aber vielleicht – nur vielleicht – gibt es Hoffnung.
Hoffnung auf Heilung.
Hoffnung auf Frieden.
Hoffnung, dass ich irgendwann wieder ein normales Leben führen kann, ohne von den Schatten der Vergangenheit verfolgt zu werden.

Jude bleibt an meiner Seite, hält meine Hand, und mit jedem Moment, der vergeht, fühle ich mich ein kleines bisschen sicherer.
Es ist der erste Schritt in Richtung Genesung.
Der erste Schritt zurück ins Leben – ein Leben, das ich mir wieder zurückerobern muss.

Tomorrow's promise - A Jude Bellingham story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt