Kapitel 34

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Robert, 2. April 2027

Cathrine wurde seit fast einer Woche vermisst. Nachdem die Schüsse abgefeuert wurden, erzählte mir Kenna, dass sie Cate das Auto fahren sah. Ich nannte sie verrückt. Sam wurde von der Kugel gestreift, also kümmerte ich mich zuerst um ihn. Zum Glück wurde niemand getötet. Naja, außer der armen Kassierer im Laden. Sobald Kenna darauf bestand, dass es die Wahrheit sei und Sam mir versicherte, dass es ihm gut ging, rannte ich in den Laden, in dem Cathrine und Brady verschwunden waren. Ich fand einen Jungen, der keinen Tag älter als sechzehn war, tot auf dem Boden. Kein Zweifel, wer auch immer sie entführt hatte war wahnsinnig gefährlich.
Die Polizei begann zu ermitteln, sie verfolgten das Nummernschild des grauen Lastwagens bis zu einer Tankstelle in Craig im Norden von Montana. Aber danach verlor sie ihre Spur. Sie durchsuchten die Gegend. Cyle tauchte am zweiten Tag auf, nachdem die Nachricht bekannt wurde.„Die Milliardärserbin Cathrine Harrington wurde nach einem üblen Mord in Helena entführt." Stella und Evie, die gerade aus Deutschland zurückgekommen waren, halfen bei der Suche, Christian und seine Familie kamen auch. Cyle machte mir Vorwürfe, weil ich nicht bemerkt hatte, was los war. Unser Reifen war nicht ohne Grund geplatzt. Der Entführer hatte zuvor darauf geschossen, damit wir anhielten. Er hatte alles geplant.
Ich kämpfte mit Cyle und ein paar Schläge flogen.Es braucht Christian, seinen Bruder und zwei Polizeibeamte, um uns auseinander zu bringen. Verdammtes Chaos. Wir konnten nichts tun. Vor dem Hotel besprachen wir vier, ich, Christian, sein Bruder Mason und seine Freundin, Cathrines beste Freundin aus Kalifornien Mel, was passiert war. Wir saßen auf einer Picknickbank und überall auf dem Tisch lagen Notizen und Fotos verteilt. Christian und Mason gingen alles noch einmal mit mir durch. Es gab nicht viel zu sagen. „Brady musste pinkeln. Ich fuhr langsamer und plötzlich war der Reifen geplatzt. Während Sam und ich den Schaden begutachten ging Cate ist mit Brady in diesen Laden um eine Toilette aufzusuchen."„Warum dieser Laden?", fragte Mason. Evie zeigte ihm ein Google Earth-Bild der Straße. „Die anderen Läden sehen irgendwie alt und verkommen aus und ich ziehe auch den Trödelladen dem Pfandhaus weiter die Straße runter vor." Sagte Mel. Mason nahm ihre Hand. Cate hatte mir Mal die Geschichte der beiden erklärt. Es war seltsam. Aber ich und Cate waren auch kein gewöhnliches Paar. Christian wollte den Rest des Geschehens hören. „Sie ging in den Trödelladen und Sam und ich suchten nach dem Ersatzreifen. Wir wechselten die Reifen. Als wir die Radmuttern wieder anschraubten, fielen die Schüsse. Ich zog Sam hinter mir zur Seite und warf mich auf Kenna."„Wie geht es deinem Bruder? Er wurde getroffen, oder?", Mel stand inzwischen und legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich war erschöpft und nickte. Stella und Evie waren in einem Hotel und suchten in den sozialen Medien nach Hinweisen. Die örtliche Polizei wurde durch das FBI ersetzt, sobald sie herausfanden, wer Cathrine war und das sie nicht alleine verschwunden war. Sie meldeten ihre Fortschritte nur bei Cyle und Hank. Aber eine noch etwas jüngere Agentin informierte mich.
Doch sie hatten keine Spur. Inzwischen suchten sie nach einer Leiche. Ich versuchte verzweifelt, nicht zu weinen. Ich konnte sie nicht verlieren. Nicht jetzt. Nachdem wir nun ein grundlegendes Verständnis unserer Bedürfnisse entwickelt hatten, fühlte es sich genauso an, als Cathrine mir entrissen wurde, wie als ich vor zwölf Jahren meine Frau verloren hatte. Meine Mutter und mein Vater machten sich beide auf den Weg nach Craig und ließen sich im selben Hotel nieder, in dem Sam mit den Mädchen wohnte.
„Cyle besteht darauf, dass ihr Stalker etwas damit zu tun hatte", murmelte Mel. Die Zwillinge tauschten Blicke. „Sie hatte einen Stalker?", fragte Mason. Chris nickte. „Rate mal, wer?" Irgendwas sagte mir, dass sie mehr wussten als ich. „Was? Was denkst du? Behalte keine Geheimnisse, wenn wir sie retten können!" Ich sprang auf und starrte Christian an. Er sah Mason und Mel noch einmal an, bis Mel meine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. „Hat sie dir jemals von Maxwell erzählt?" Ich nickte. „Stella ist wegen uns ausgeflippt, nachdem sie es herausgefunden hatte, und hat Cate gefragt, ob sie ihr Leben so sehr vermasseln wollte, dass sie sich an einen anderen Lehrer ranmacht."Mel weitete ihre Augen. „Du weist hoffentlich das die Beziehung der beiden keine war?" Sie setzte sich neben mich und strich sich ihr rotes Haar zurück. „Das weiß ich, sie hat mir von dem Ausflug und dem, was passiert ist, erzählt." Mel schüttelte den Kopf.

Was sie mir erzählte, war absolut schockierend. Ich war angewidert und wütend. Ich wollte diesen Hurensohn finden und töten. Ihm eine Schrotflinte zwischen die Augen klemmen und abdrücken. Ihn folter ihm die Hölle auf Erden zeigen. Hank schloss sich unserem Gespräch an und hörte in beiderseitigem Ekel und Unglauben zu, was mit Cate passiert war. „Jetzt macht das so viel mehr Sinn", flüsterte er. Ich drehte mich zu ihm um. Hank musterte mich und zum ersten Mal überhaupt sah ich ihn nervös. „Was macht Sinn?", knurrte ich. Cathrine hatte keine Zeit für diese gegenseitige Geheimniskrämerei, wer wusste, welches kranke Monster sie und Brady entführt hatte. Und ob es überhaupt dieser Maxwell war. Hank sah unbehaglich aus, lockerte sein Hemd an den oberen Knöpfe auf. Dann holte er sein Handy heraus und zeigte uns ein Video. Ein paar Bilder von Cathrine, die sie überall zeigten, mit ihrer Freundin und mit mir. Diese Bilder waren alt. Sie wurden aufgenommen, bevor wir uns kannten, teilweise nachdem ich sie kenne gelernt hatte und eines von letzter Woche. Das Video endete mit einer Notiz: Cathy, ich komme, um dich zu holen! „Was zur Hölle ist das?" Meine Stimme war tief und dunkel. Ich wusste, dass das nicht Hanks Schuld war, aber ich hatte das Gefühl, dass diese Situation hätte vermieden werden können. „Ist das, dass Video von Thanksgiving?" Fragte Christina"
„Wir haben danach noch ein paar mehr bekommen. Aber Cyle hat es ihr nie erzählt. Deshalb wurde sie so streng bewacht."„Bis Cyle sie verstoßen hat", zischte Mel. Hank nickte. Traurigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er kannte Cathrine seitdem sie ein kleines Mädchen war, er war nicht nur einer der Wachhunde ihres Vaters. Cathrine war ihm wichtig. Sehr wichtig. Er hatte richtige Vatergefühle für sie.„Ich glaube, dieser irische Wichser hat sie mitgenommen. Mit dem, was ich jetzt weiß, besteht kein Zweifel, wir müssen es dem FBI sagen." Hank sah jeden von uns an. Die Zwillinge und Mel nickten und gingen mit Hank, um mit Special Agent Stirling zu sprechen, dem Leiter des Teams, das nach meiner Freundin und meinem Stiefsohn suchte. Ich kehrte in mein Zimmer zurück.

Ich konnte nicht mehr. Der entsetzliche Schmerz der Bilder, die in meinem Kopf schwirrten, machte mich wahnsinnig. Cathrine kämpfte um ihr Leben, während ein Verrückter sie vermutlich immer und immer wieder vergewaltigte.
Wütend packte ich alles vor mir und schmiss es schreiend durch das Hotelzimmer. Ich schlug auf die Möbel ein. Es war mir egal, dass meine Knöchel blutig waren. Ich hatte komplett versagt. Ich war kein guter Freund für sie. Ich schlug sie, weil es mich anmachte, ihren Schmerz zu sehen. Ich fragte nicht einmal, ob sie damit einverstanden war, was offensichtlich nicht der Fall war, aber sie ließ es zu. Denn ihr aufgezwungenes Sexleben hatte sich vorher um Schmerz und Erniedrigung gedreht. Dann fühlte sie mit Christian Lust und Notwendigkeit. Mit Justin war sie wieder bei der Gewalt. Und jetzt mit mir, drehte es sich um Vergnügen, Liebe aber auch wieder Schmerz und Erniedrigung.
Ich weiß es nicht. Der Tag nach unserem ersten Mal wurde sie von meiner Schwester als Hure bezeichnet, nicht absichtlich an sie gerichtet, aber es verletzte sie. Ich hätte es von diesem Moment an wissen müssen, sie war nicht das, was ich früher an Frauen hatte. Früher war ich ihnen überlegen. Ich praktizierte in letzter Zeit kein BDSM mehr. Ich ging nicht mehr in Sexclubs und hatte keine Subs mehr. Aber das Bedürfnis, eine Frau unter mir zu haben, war immer noch da und ich erfüllte dieses Bedürfnis mit Cathrine jedes Mal, wenn wir Sex hatten. Aber neulich fehlte da noch dieser letzte Kick. Ich wollte mir die Augen auskratzen. Sie war neulich voller Angst. Ich war viel zu weit gegangen und habe es nicht einmal bemerkt. Als wir den Dreier hatten, hielt ich sie fest, als Chris in sie eindrang und sie vor Schmerz schrie. Ich war nicht besser als er, nicht besser als der Vergewaltiger, der sie traumatisierte hatte. Die Tatsache, dass sie höchstwahrscheinlich in seinen Fängen war, war das Schlimmste. Als die Zwillinge mir davon erzählten, erwähnte Mel, wie Maxwell ihr immer sagte, dass er sie liebte und sie es aus Angst zurück sagte. Bei uns war es genauso. Als ich ihr zum ersten Mal sagte, dass ich sie liebe, hatte sie auch Angst. Sie hatte Angst vor mir. Vielleicht waren Stellas Warnungen doch wahr. Vielleicht sah Cathrine eine Version von ihm in mir.
Dieser Gedanke war unerträglich.

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