Robert, 15.Juli.2027
Es war unser zweiter Besuch bei Dr. Allen, einem Kinderpsychologen, zu dem wir wegen Brady gingen. Cate und ich saßen zusammen in dem gemütlichen Wartezimmer, doch die wärmenden Farben und sanften Töne der Spielzeuge konnten nicht die Kälte vertreiben, die uns seit den letzten Wochen umgab. Brady spielte leise mit den Bausteinen, die er im Eckregal gefunden hatte, versunken in seine eigene Welt.
Cate war in den letzten Monaten stärker geworden, das konnte ich deutlich sehen. Es war, als würde sie langsam aus einem langen, dunklen Tunnel auftauchen. Aber es gab Schatten, die sich nicht so leicht vertreiben ließen. In der Nacht hatte sie oft Albträume. Bis vor meinem Geburtstag schliefen wir in getrennten Betten, aber seit unserer Verlobung wollte sie mich so gut wie immer bei sich haben. Aber nicht nur sie, auch Brady war immer wieder von Schrecken geplagt. Seine Angst manifestierte sich anders: Rückzug, Stille, ein kindlicher Trotz, der nichts mit gewöhnlicher Laune zu tun hatte. Inzwischen biss er auch Cathrine immer öfters.
Brady hatte alles mitbekommen, was Maxwell mit seiner Mutter anstellte, und das mehr als wir es uns eingestehen wollten. „Robert?" Cates Stimme war leise, ihre Hand fand die meine. „Meinst du, das hier wird ihm helfen?" Ich nickte langsam. „Ich hoffe es." Mehr konnte ich nicht sagen. In Wahrheit wusste ich es nicht. Wir alle kämpften noch immer mit dem, was passiert war. Auch ich. Cate wusste es nicht aber immer wenn sie nicht bei mir war kontrollierte ich das GPS ihres Telefons und verglichen es mit ihrer Smart Watch. Den Gedanken sie alleine zu lassen war selbst jetzt nach drei Monaten unerträglich. Cyle hatte rund um die Uhr seine Leibwächter die Cate unauffällig verfolgten, plus Hank höchstpersönlich der sie immer begleitete auch wenn ich da war.Dr. Allen kam schließlich aus seinem Büro, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Brady? Bist du bereit, heute ein wenig zu plaudern?" Seine Stimme war ruhig, geduldig, als hätte er alle Zeit der Welt, um sich dem kleinen Jungen vor ihm zu widmen. Brady sah zu mir auf, als suchte er in meinem Gesicht die Antwort, bevor er zögernd aufstand. Ich schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und drückte leicht seine Schulter, bevor er mit dem Arzt ins Sprechzimmer verschwand. Brady sah in mir seinen Vater und er nannte mich auch so, Cate fand das inzwischen ganz gut, nur Kenna machte manchmal Bemerkungen zu ihrem Stiefbruder. Kenna wusste nicht was Cate und Brady alles durch gemacht hatten und verstand nicht wieso Brady solche Verhaltensmuster zeigte.
Cathrine lehnte sich schwer gegen die Couch und ließ ihre Hände in den Schoß sinken. „Er ist noch so klein..." Ihre Stimme klang zerbrechlich, als hätte sie Angst, dass wir Brady nicht beschützen könnten.„Er ist stärker, als du denkst", sagte ich, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich es wirklich glaubte. Wir warteten in einer Stille, die weder bedrohlich noch beruhigend war. Die Zeit zog sich, und meine Gedanken wanderten. Ich dachte an die Nächte, in denen Cate aus ihren Träumen schreiend erwachte, an die Momente, in denen Brady mich ansah, als wüsste er mehr über das Leben, als ein fast Vierjähriger wissen sollte. Cate und ich waren verlobt, aber manchmal fühlte es sich an, als stünden wir noch immer an zwei unterschiedlichen Ufern eines Flusses, der uns trennte. Der Schmerz war immer da, wie eine unsichtbare Mauer.Als die Tür des Sprechzimmers sich öffnete und Brady mit Dr. Allen heraustrat, stand Cate sofort auf. „Und?" Dr. Allen nickte beruhigend. „Brady hat sich gut geöffnet. Es wird Zeit brauchen, aber er macht Fortschritte." Dann wandte er sich direkt an Brady. „Ich freue mich, dich nächste Woche wiederzusehen, kleiner Mann."Brady nickte nur, seine Augen müde, und kam auf uns zu. Er hielt sich an meiner Hand fest, als wir das Gebäude verließen.
Es regnete leicht draußen, aber der Himmel fühlte sich trotzdem ein wenig klarer an.„Es wird besser, Cate", sagte ich, als wir zu unserem Auto gingen. „Für uns alle." Und zum ersten Mal fühlte sich das nicht nur wie eine leere Floskel an.Die Tage vergingen und es war immer schwerer für mich meiner Verlobten nicht nah sein zu können. Es war nicht der Sex der mir fehlte, auch wenn ich sie nur zu gern daran erinnern wollte wie schön es doch sein konnte. Es war die Tatsache, das wir jeden Tag in getrennten Betten aufwachten, in verschiedenen Wohnungen, so lang ich nicht bei ihr zuhause schlief. Es war eine Erleichterung zu wissen das Cate genau das selbe empfand. Cyle war inzwischen ein unterstützer unserer bindung und setzte sich mit einem Markler in verbindung. Cate und ich standen vor der ersten Wohnung, die wir besichtigen wollten. Es war ein modernes Gebäude, nicht weit von der Universität entfernt. Auch der Weg zur Wall-Street war besser von dort zu erreichen. Die Lage schien perfekt - in der Mitte zwischen unseren beiden Welten. Doch während wir die Stufen hinaufgingen, spürte ich die Nervosität in mir aufsteigen. Wir machten jetzt den nächsten großen Schritt. Zusammenziehen. Es fühlte sich plötzlich real an, greifbarer als alles zuvor. Und die Angst das es zu viel für Sie werden könnte wuchs.
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Drawn to you
Romance!!!Broken By You ab dem 12.11. Verfügbar!!! Buch 1 der „One with you" Serie Als Cathrine nach New York zurückkehrt, ahnt sie nicht, dass sie sich in einen fast doppelt so alten Mann verlieben wird. Doch ihre düstere Vergangenheit droht sie einzuhole...