Kapitel 48

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4.August.2027

Rob und die Kinder waren in der Küche, lachend und plaudernd, während sie Mehl und Eier für den Kuchen mischten. Der Duft von frischem Teig begann sich im ganzen Haus zu verbreiten, als ich Stella und Sam durch die Gänge führte, um ihnen ihr Zimmer zu zeigen. Es fühlte sich vertraut an, fast so, als wären wir in der Zeit zurückgereist. Am See lagen Mel und Mason entspannt in der Sonne, ihre Gesichter von einem friedlichen Lächeln erfüllt. In der Ferne konnte man die umrisse von Christian und Sophie sehen, die Hand in Hand den Wald erkundeten.

„Erinnerst du dich noch daran, wie wir als Kinder hier waren?" fragte Stella plötzlich, ihre Augen funkelten vor Nostalgie. Sie schien in Gedanken in die Vergangenheit abzutauchen, in eine Zeit, die uns beiden viel bedeutet hatte. Ich lächelte und nickte langsam. „Ja, es war der erste Winter, den ich mit Justin hier verbrachte. Meine Eltern hatten dich, Evie und eure Familien eingeladen, Weihnachten mit uns zu feiern." Die Erinnerungen kamen lebhaft zurück - wie wir jung und sorglos durch das Haus liefen, die Magie der Feiertage spürten. „Du und Evie habt überall Mistelzweige aufgehängt, und Justin hat es sich nie nehmen lassen, mich unter jedem einzelnen zu küssen." Sam grinste schelmisch zu Stella hinüber, als hätte er gerade eine Idee, die er kaum erwarten konnte umzusetzen. „Es ist zwar erst August," meinte er und zwinkerte, „aber ich wette, du kannst es kaum erwarten, mich unter einem Mistelzweig zu erwischen."Stellas Lachen war sanft, aber dann wurde ihr Blick nachdenklich. „Hast du in letzter Zeit etwas von Justin gehört?" fragte sie mit leiser Stimme. Ich öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und zuckte mit den Schultern, spürte dabei einen Knoten in meinem Magen. „Ich wollte Mason fragen, aber nach der ganzen Sache mit Christian habe ich es einfach vergessen."Stella blieb abrupt stehen, ihre Augen weiteten sich, und sie hob überrascht die Augenbrauen. „Warte mal, was für eine Sache? Wegen dieser Frau, die er angeschleppt hat?" Es war, als hätte sie meine Gedanken gelesen, und ich fühlte mich ertappt.„Ja... und nein," stammelte ich und versuchte, mich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Stella legte den Kopf schief und musterte mich genau. „Was heißt das jetzt? Sag bloß nicht, dass du eifersüchtig bist, weil er sich mit jemand anderem trifft." Ihr Ton war neckisch, aber gleichzeitig bohrend, als ob sie die Wahrheit aus mir herauslocken wollte. Bevor ich es verhindern konnte, schlug ich ihr spielerisch gegen den Arm - eine Mischung aus Verteidigung und Verlegenheit. „Spinnst du? Nein, natürlich nicht! Es ist nur... er hat mir nicht einmal von ihr erzählt, und jetzt sitzt sie an meinem Esstisch und feiert den Geburtstag meines Sohnes mit uns."Sam, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte, warf schließlich ein: „Klingt schon ein bisschen nach Eifersucht."Wenn Blicke töten könnten, wäre Sam in diesem Moment gefallen. Sowohl Stella als auch ich sahen ihn wütend an. „Dass du Schwierigkeiten hast, die Gefühle einer Frau zu verstehen, wussten wir ja," sagte Stella spitz, „aber dass du ihre Worte so völlig falsch interpretierst?" Unter ihren Worten lag etwas Tieferes, eine Anspannung, die in der Luft hing. Sam wurde blass, murmelte eine Entschuldigung und zog sich eilig zurück. Sobald er verschwunden war, drehte sich Stella wieder zu mir, zog mich aufs Bett und sah mich eindringlich an. „Aber mal ehrlich - ist es wirklich Christian, der dir Sorgen macht?" Ich seufzte schwer und ließ mich zurückfallen. „Weißt du, wie nervig es ist, dass du mich so gut kennst?"

Stella schmiegte sich eng an mich, ihr Atem ruhig und gleichmäßig, während ihre Worte in mein Ohr flossen. „Es ist meine Aufgabe als deine allerbeste Freundin fürs Leben, dich zu ärgern," flüsterte sie schelmisch, „vor allem, wenn du mal wieder versuchst, der Wahrheit auszuweichen." Ihre Stimme war vertraut und warm, doch sie trug auch die Schwere all der Jahre, die wir zusammen durchgestanden hatten.Ich seufzte tief und spürte, wie sich ein Knoten in meiner Brust zusammenzog, als ich endlich das aussprach, was mich schon so lange quälte. „Was ist, wenn ich mit Robert nie diese Sicherheit finde, die ich damals mit Christian hatte?" Meine Stimme zitterte, und ich konnte den Schmerz kaum zurückhalten. „Ich habe Angst, dass er in alte Muster zurückfällt, dass ich ihm nicht genüge. Was, wenn er in ein paar Monaten oder Jahren merkt, dass er doch diese Dominanz und Unterwerfung braucht? Ich... ich kann ihm das nicht geben." Ein enger Druck legte sich um mein Herz, als wären meine Ängste plötzlich greifbar, so real, dass sie kaum Luft zum Atmen ließen.Stella sah mich lange an, ihre Stirn in Sorgenfalten gelegt. „Denkst du wirklich über solche Dinge nach?" fragte sie leise, fast zögerlich. „Hast du das Gefühl, dass du es überhaupt noch willst?" Ich zuckte mit den Schultern und schloss die Augen, um mich für einen Moment zu sammeln. „Heute Morgen..." begann ich zögerlich, „heute Morgen habe ich es zum ersten Mal wieder gespürt. Es war nur ein kleiner Moment, als er mich Kätzchen genannt hat. Es war so vertraut, aber gleichzeitig auch berauschend. Aber jetzt macht es mir ein wenig Angst." Die Erinnerung ließ mich frösteln. Es war, als hätte ich kurz den Boden unter den Füßen verloren, als wäre ich wieder in die Vergangenheit gezogen worden, in die Zeit, die diesen Namen geprägt hatte.„Die Nacht im Pykes, die beiden Male in Montana..." fuhr ich fort, während sich meine Gedanken wie Schatten durch meine Erinnerung schoben. „Jedes dieser Male war von harter Dominanz geprägt. Auch wenn ich nur einmal wirklich Angst hatte. Ich zuck heute noch innerlich zusammen wenn ich seine Gürtel sehe" Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als die Bilder vor meinem inneren Auge vorbeizogen - die dunklen, intensiven Blicke, die Macht, die Kontrolle, der Zweifel, ob es zu weit ging. „Ich fühl mich zwiegespalten. Und dabei würde ich nichts lieber tun als mich meinem Verlobten hinzugeben, weil ich ihn liebe und weil ich ihn will."Stella drückte mich fester, als ob sie den Schmerz aus mir herausdrücken wollte, ihre Nähe bot Trost, aber auch die unausgesprochene Wahrheit, dass ich diesen inneren Kampf allein austragen musste. „Du wirst herausfinden, was du wirklich willst," sagte sie schließlich, ihre Stimme fest, aber sanft. „Und was auch immer es ist, du wirst einen Weg finden, der für dich richtig ist. Egal, was das bedeutet."
Ihre Worte legten sich wie ein Balsam über meine zerbrechlichen Gedanken, aber die Angst, die tief in mir nagte, blieb - ein leises Flüstern, das nicht so leicht zum Schweigen gebracht werden konnte. Und um meine Zweifel zu bekämpfen musste ich mich noch einer anderen Person stellen bevor ich Robert von meinen Gefühlen berichtete. Aber zu erst musste ich Brady eine schönen Geburtstag bereiten.

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