Kapitel 42

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Beide froren in ihrer Bewegung ein. Ihr Gesichtsausdruck - irgendwie ertappt. Tori schloss leise hinter sich die Tür und als das Klicken ertönte, waren sie alleine - Nakamura, Iwaizumi und Aya.

»Na, wie schauen Sie denn aus?«, lachte Nakamura und ließ sich entspannt auf seinen Stuhl fallen. »Ich habe nicht vor Ihnen den Kopf abzureißen. Bitte setzen Sie sich beide wieder. Dauert auch nicht lange.«

Zögernd nahmen Iwaizumi und Aya wieder auf ihren Stühlen Platz.
Nakamura lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und sah zwischen ihnen abwechselnd hin und her. Unbehagen machte sich in Aya breit und ihre Schultern spannten sich an. Nervös strich sie ihre Haare hinter ihre Ohren. Ein kurzer Blick zu Iwaizumi verriet ihr - ihm ging es ähnlich. Sie musste immer wieder an all die Momente denken, in denen sie jemand gefragt hatte, ob zwischen ihr und Iwaizumi etwas lief.
Vielleicht lag ein Missverständnis vor? Aber warum war auch Iwa nervös?

»Also...Sie beide kommen ja ganz gut miteinander aus, richtig?«

Nervös spielte Aya mit ihren Händen unter dem Tisch.
Worauf will er hinaus?

»Richtig?«, wiederholte Nakamura seine Frage. Sein Tonfall klang nun etwas fordernder.

»Äh...ja, wir verstehen uns ganz gut«, antwortete Iwaizumi hastig. Auch er konnte nicht erahnen, wohin das Gespräch führte. Nakamura nickte und drehte sich zu Aya.

»Gut...gut. Ich habe mir Gedanken zum Trainingsstart gemacht und...«

»Gott sei Dank!«, platzte es aus Aya heraus, hörbar atmete sie aus. Es ging also nicht um Iwaizumi und sie. Da war ja auch nichts, um was es hätte gehen können.

»Bitte?« Nakamura zog fragend die Augenbrauen nach oben. Iwaizumi hielt sich die Hand vor dem Mund, um sein Schmunzeln zu verstecken.

»Ähm...entschuldigen Sie, Mr. Nakamura, ich wollte Sie nicht unterbrechen. Fahren Sie bitte fort«, entschuldigte sich Aya und warf einen kurzen, bösen Blick zu Iwaizumi.
Wie kann der Idiot mich nur auslachen?

»Ich lasse das jetzt fürs Erste unkommentiert.« Soota Nakamura stützte sich nach vorne auf dem Tisch auf. »Also ich hatte mir Gedanken zum Training gemacht und musste an unser Gespräch denken, Aya. Sie hatten da eine Idee, die ich testen will. Es geht um die Trainingsakten für die einzelnen Spieler.«

Von der Neugier gepackt, richtete sich nun auch Iwaizumi in seinem Stuhl auf und lehnte sich auf den Tisch. Aya hatte ihm dazu noch gar nichts erzählt. Warum sollte sie auch - immerhin war das nur eine spontane Idee im Vorstellungsgespräch. Unausgereift, ohne Hand und Fuß.

»Ich gebe hiermit das Projekt in ihre Hände, Aya. Iwaizumi wird sie hierbei unterstützen. Zusammen erstellen Sie dann die passenden Trainingsmodule für die Spieler. Bezüglich Organisation, Planung und Koordination gebe ich Ihnen freie Hand. Sie können aber immer Rücksprache mit Tori und auch mit mir halten.«

Aya nickte, überrascht von dieser Wendung des Gesprächs, doch ihre Hände, die im Schoß lagen, fühlten sich kühl an. Der Erwartungsdruck, den sie an sich selbst stellte, war hoch. Konnte sie dem gerecht werden? Doch ein Blick auf Iwaizumi, der ihr aufmunternd zunickte, gab ihr etwas mehr Zuversicht.

»Keine Sorge, Aya. Sie hätten nicht die Stelle, wenn ich mir damit nicht sicher wäre. Ich werde schon was sagen, wenn mir etwas nicht passt. Doch ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie und Iwaizumi das richtige Gespür für diese Aufgabe haben.« Er lächelte beiden entgegen. Da war es wieder - Das sympathischste Lächeln, das Aya je sehen durfte. »Ich schicke Ihnen beiden nach dem Essen meine Ideen dazu und dann können Sie eigentlich auch schon loslegen. Ich bin gespannt, was Sie beide daraus machen werden.«

Damit war das Gespräch für Soota Nakamura beendet und er erhob sich, um den Raum zu verlassen. Aya und Iwaizumi taten es ihm gleich und verabschiedeten sich mit einer leichten Verbeugung.

»Danke, Mr. Nakamura, für diese Chance«, sagte Aya noch und Nakamura schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln, als er den Raum verließ.
Iwaizumi drehte sich mit einem begeisterten Grinsen zu Aya um. Er konnte gerade noch einem fliegenden Bonbon ausweichen.

»Wofür war das denn?«, fragte Iwaizumi, seine Stimme klang halb belustigt, halb verwirrt.

»Für dein dämliches Lachen vorhin!« Aya setzte an, das nächste Bonbon zu werfen, ihre Augen funkelten herausfordernd.

»Also erstens war das ein Grinsen und zweitens...« Iwaizumi richtete sich auf und hob beschwichtigend die Hände. »Und zweitens - Gott sei Dank? Wirklich? Ich hab selten jemanden so rot anlaufen sehen wie dich eben.« Sein Gesicht blieb ernst, aber das Zucken in seinen Mundwinkeln verriet, dass er innerlich kämpfte, ein Lachen zu unterdrücken.
Aya verengte die Augen, als ob sie seine Zurückhaltung genau bemerkt hätte. Sie packte sich eine Handvoll Bonbons und warf sie ihm entgegen.

»Okay, das eskaliert gerade ein bisschen!" Iwaizumi wich grinsend weiter zurück, während er die Bonbons mit seinen Armen abwehrte. Er tat so, als würde er Schutz suchen und grinste dabei schelmisch. »Du solltest meinen Fast-Lacher als Kompliment sehen.«

»Bitte was?« Verwirrt hielt Aya in der Bewegung inne. »Als Kompliment? Auf die Erklärung bin ich gespannt.« Sie senkte den Arm und der Bonbonregen über Iwaizumi nahm ein Ende. Belustigt blickte er erst auf die Bonbons, die verteilt am Boden lagen und anschließend wieder auf Aya. Sie hatte erwartungsvoll einen Arm in die Seite gestützt.

»Es bringen mich nur wenige Leute dazu, die Fassung fast zu verlieren.«

Etwas ungläubig ließ Aya ihren Arm von der Hüfte gleiten. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und wusste nicht, wie sie auf diese Aussage reagieren sollte. Er trat näher auf sie zu, ein Bonbon, welches er gefangen hatte, warf er immer wieder nach oben, um es danach wieder zu fangen. Sein Blick nahm etwas Ernsthaftes an.

»Das meine ich wirklich ernst.« Er senkte seinen Blick, um in ihre Augen zu sehen. Durch den unerwarteten Stimmungswechsel legte sich ein roter Schimmer auf Ayas Wangen.

»Tut dir vielleicht mal ganz gut, ein bisschen lockerer zu werden«, versuchte Aya sich an einer schlagfertigen Antwort, doch sie war nicht wirklich zufriedenstellend.

»Ja, vielleicht«, sagte Iwaizumi leise und ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Aber Spaß beiseite, ich freue mich für dich, dass du diese Chance von Nakamura bekommst.«
Aya erwiderte als Antwort ein Nicken. Ein gedankenverlorenes Nicken, als würde ihr Kopf sie wieder mit Millionen Aufgaben bombardieren, die mit dieser Chance zusammenhängen.

»Denkst du ich schaf...«

Ein Schnipser gegen ihre Stirn ließ sie ihren Satz abbrechen.

»Aua...was sollte das denn?«, fragte sie und rieb sich ihre Stirn.

»Selbstzweifel sind nicht...das Projekt wird super. Auch wenn du mir erstmal erklären musst, worum es genau geht«

Belustigt verschränkte Aya die Arme vor der Brust: »Und dennoch weißt du schon, dass das Projekt super wird?«

»Ja, daran zweifel ich keine Sekunde und du auch nicht, sonst wird der Schnipser zur Gewohnheit. Vor Allem freue ich mich mit dir Zusammen zu arbeiten«

»Danke, Iwa«, erwiderte Aya sein zuversichtliches Lächeln. »Und ich freue mich auch, dass wir das zusammen machen.«

»Na, geht doch.« Iwaizumi tätschelte ihr den Kopf und wandte sich zu den Bonbons am Fußboden. »Jetzt lass uns noch dein Chaos beseitigen und dann Essen gehen.«

»Du bist so ein Idiot!«, schimpfte Aya grinsend und strich ihre Haare wieder glatt. »Wehe du tätschelst nochmal meinen Kopf.«

Nachdem Iwaizumi und Aya gemeinsam aufgeräumt hatten, setzten sie sich mit den anderen zum Mittagessen und genossen die entspannte Pause. Am Nachmittag nutzte Aya dann Nakamuras Unterlagen, um Iwaizumi ins Projekt einzuweisen. Dabei stellte sie ihm ihre Ideen vor und sie besprachen die nächsten Schritte, um die Planung weiter voranzubringen.


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Schritt für Schritt (Iwaizumi x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt