Prolog

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Endlich war ich am Flughafen angelangt und durch diese endlos lange Kontrolle gekommen. Hätte ich geahnt das der nette alte Mann den ich höflicher Weise vorgelassen hatte, ein krimineller gewesen war, hätte ich wahrscheinlich zwei mal überlegt ihn vor zu lassen. Denn so hatte sich diese Kontrolle unendlich lang hingezogen. Nun saß ich auf einer Bank und machte eine kleine Pause. Schon allein der Flug war sehr anstrengend gewesen und ich hatte kaum schlafen können in den Stunden. Ich seufzte einmal und nippte dann an meinem Kaffee. Wenigstens das hatte schnell geklappt und dann auch noch zu einem sehr angemessenen Preis. Ich stellte den Becher auf den Griff von dem Sitz und schloss kurz die Augen. All die Menschen um mich herum waren mir nun egal. Das Rufen von Eltern die ihre Kinder suchten, die tausenden Fragen und die lauten Durchsagen. Das alles blendete ich aus und atmete einfach tief ein und aus. Ich war in Seoul. Das war das einzige was zählte. Von nun an war dieses Land für ein Jahr meine Heimat. Nicht länger und auch nicht kürzer würde ich hier bleiben. Ich schmunzelte und stand auf. Um mich zufrieden zu stellen, sagte ich in Gedanken zu mir selber das aller Anfang schwer war. Ich nahm meinen Kaffee und verließ das riesige Gebäude. 

Draußen stellte ich mich an den Taxistand und wartete bis ein leeres Taxi anhielt. Der Fahrer stieg aus und packte für mich den schweren Koffer in den Kofferraum. "Sie sehen sehr erschöpft aus", sagte er während er den Kofferraum zu schlug. Ich nickte und versuchte ein gähnen zu unterdrücken. Das gelang mir nicht so ganz. "Wo darf ich sie denn hinbringen?", fragte der Fahrer freundlich und setzte sich wieder auf seinen Platz. Ich setzte mich auf die Rückbank und nannte ihm die Adresse meiner neuen Wohnung. "Das ist ein ganzes Stück zu fahren, vielleicht können sie sich ja auf der Fahrt ein wenig ausruhen", bemerkte er und fuhr los. Dankend lehnte ich mich gegen das Fenster und schon schlief ich seelenruhig ein. Wahrscheinlich war es dieses sichere Gefühl und die Erkenntnis das das schwierigste geschafft war. 

Ich wurde erst wieder wach, als mich der Fahrer vorsichtig antippte und erklärte das wir da waren. "Entschuldigen Sie", sagte ich und wurde leicht rot im Gesicht. Während er schon mal ausstieg und meinen Koffer auslud, stieg auch ich aus. Die Luft hier war sehr rein und es roch allgemein ganz anders als Deutschland. Man hörte nur leise den Lärm von den großen Straßen und ich war froh eine Wohnung mit so guter und ruhiger Lage gefunden zu haben. "Wie viel bekommen sie von mir für diese Fahrt?", fragte ich und sah den Fahrer an der gerade meinen Koffer neben mir abstellte. Er nannte mir den Betrag und ich zahlte sofort. "Danke schön. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend", sagte er und fuhr dann los. Ich drehte mich um und betrat das große Haus. Im 7. Stock war meine Wohnung. Zum Glück gab es einen Fahrstuhl. 

Als ich mit meinem Gepäck oben ankam, ging das Licht auf dem Flur an. Musste wohl mit Bewegungsmelder sein. Ich folgte dem Flur nach rechts und suchte Wohnung 613. Weit musste ich zum Glück nicht laufen. Die Vermieterin hatte mir mitgeteilt das der Schlüssel unter der Fußmatte lag. Also nahm ich sie vorsichtig hoch und entdeckte ihn auch sofort. Ein Glück! Ich schloss auf und betrat zum ersten mal meine eigene Wohnung. Sie war ziemlich groß für Koreanische Wohnungen und hatte zwei Zimmer sowie ein Bad und ein extra Wohn und Esszimmer. Die Küche war offen und ging in das Esszimmer über. Sogar einen Balkon gab es hier. Ich atmete tief ein und seufzte. Endlich konnte ich mich mal entspannen. Das einzige was ich noch tat, war die Tür von innen abschließen, dann ließ ich mich einfach auf mein Ondol fallen und schlief sofort ein. 

Der nächste Morgen begann mit poltern auf dem Flur. Ich schreckte hoch und sah auf die Uhr. Um sieben Uhr morgens schon so ein Krach? Seufzend stand ich auf und trat nach draußen auf den Balkon. Die Sonne ging gerade mal auf und auf den Straßen und Wegen herrschte nur reges Treiben. Konnte diese schöne Wohnung durch so frühen Lärm, durch Nachbarn doch nicht so toll sein? Ich streckte mich ausgiebig und beschloss das fürs erste zu vergessen, denn mein Magen knurrte und ich hatte rein gar nichts im Kühlschrank. Bis ich in einer Woche mit meinem Studium hier anfangen würde, musste ich mich umbedingt richtig eingelebt haben und auch einen Nebenjob gefunden haben. Ich trat wieder in das Zimmer und holte mir frische Kleidung aus dem Koffer. Dann ging ich ins Bad und machte mich soweit fertig, das ich nach draußen und in die Stadt gehen konnte, ohne das mich alle Leute ansahen als wäre ich ein Zombie. Ich ließ die Tür ins Schloss fallen und lief zum Fahrstuhl. Es dauerte ein wenig bis er aus dem Erdgeschoss bis nach hier oben gefahren war, aber dann lehnte ich mich gegen die Fahrstuhlwand und fuhr nach unten. Mein Magen knurrte schon lauter als ein Hund der scharf auf den Briefträger war. 

Mir kam er wie eine Ewigkeit vor bis der Fahrstuhl unten hielt und ich das Haus verlassen konnte. Ich folgte der Straße in Richtung eines Cafés. Nur gut das es fast direkt neben meinem Haus lag. Also sozusagen nur ein Katzensprung von meiner neuen Wohnung. Das machte vieles einfach. Nach nicht einmal 10 Minuten relativ schnellen laufens, war ich auch schon da. Ein netter Kellner zeigte mir einen freien Platz am Fenster. Scheinbar hatte er auch sofort bemerkt das ich nicht von hier war. Auf Englisch erklärte er mir die Karte die komplett auf koreanisch geschrieben war. Das ich schon lange die Sprache beherrschte, konnte ich ihm gar nicht mitteilen. Also bedankte ich mich danach einfach nur und bestellte zwei Belegte Brötchen, einen Cappucino und ein wenig Joghurt. Das musste fürs erste reichen. Später konnte ich mir noch genügend Essen kaufen. Aber erstmal musste ich eine Grundlage haben.

Etwas spezielle NachbarnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt