Kapitel 9

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Wir fuhren bis ins Erdgeschoss und stiegen dort aus. Gerade als wir durch die Tür gingen, sahen wir draußen Eri stehen die mit irgendwem telefonierte. "Wollen wir lieber warten bis sie fertig damit ist?", fragte ich V. Er schüttelte den Kopf. "Nein wir nehmen einfach den anderen Ausgang", sagte er. Ich sah ihn überrascht an. "So etwas gibt es hier?", fragte ich. Er nickte. "Hat dir das die Vermieterin gar nicht gesagt?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Niemand hatte diesen zweiten Ausgang auch nur nebenbei erwähnt. Er ging vor und ich folgte ihm einen Flur entlang. Am Ende des Flures gingen wir nach rechts und da war eine Tür. "Das ist der Zweiteingang", erklärte V kurz und hielt mir die Tür auf. Interessant dachte ich und sah mich um. Hier war auch so eine Art kleiner Garten mit ein paar Bäumen und Sitzgelegenheiten. An den Hauswänden hatte sich jemand die Mühe gemacht Blumenbeete anzulegen und umgeben war alles von einem weißen Metallzaun der mir etwas über die Hüfte reichte. "Hier ist es ja total schön", sagte ich begeistert. V nickte. "Ja aber hier geht eigentlich kaum jemand lang weil der andere Eingang dichter an der Garage liegt und man nicht erst um das Haus herum laufen muss wenn man irgendwo hin will", erklärte er mir. Aber wenn man natürlich Begegnungen mit Leuten wie Eri verhindern wollte, war dieser Weg eine sehr schöne Alternative. 

Wir folgten dem Kiesweg der durch den Garten zu einer Pforte führte. Danach kam eine Straße mit Fußgängerweg. "Und wenn man hier entlang geht, ist der Weg zum Café eigentlich genauso lang", sagte er noch. Das war natürlich praktisch. Während wir unseren Weg fortsetzten, redete ich mit ihm über den gestrigen Abend. "Und jetzt sitzen die beiden bei dir in der Wohnung und schlafen noch?", fragte er belustigt. "Ja eigentlich wollte ich Frühstück machen aber das war mir heute zu anstrengend. Außerdem gehe ich jeden Sonntag in das Café um mir Frühstück zu holen", erklärte ich. Er sah mich nickend an. "Na ja heute ist ja eigentlich auch ein Ruhe Tag. Da musst du so früh am Morgen ja nicht schon kochen und in der Küche stehen." Wenn er wüsste das in Deutschland fast jeder Mann darauf bestand das man genau dies tat, hätte er das vielleicht nicht gesagt. Aber ich fing an zu lachen und stimmte ihm zu. Etwas verwirrt hob er eine Augenbraue an. "Alles gut", sagte ich kichernd und er zuckte mit den Schultern. "Hier müssen wir rechts", sagte er und zog mich nach rechts. Etwas überrascht stolperte ich ihm hinterher. Aus den Augenwinkeln sah ich jemanden auf der Straße, aber das hatte ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. 

Tatsächlich kamen wir nachdem wir der Nebenstraße gefolgt waren, fast gegenüber des Cafés raus. Wir mussten nur noch die Straße überqueren und waren dann da. "Du hast recht eigentlich ist das sogar eine Art Abkürzung", bemerkte ich und schob die Tür zum Café auf. "Sagte ich doch das es kein längerer Weg ist", sagte er grinsend. Ich gab ihm Recht und wir stellten uns an. Heute waren doch schon einige da die sich Frühstück bestellten und es hier im Café verspeisten. Einige drehten sich neugierig zu V um der locker hinter mir stand und irgendwas auf seinem Handy nachguckte. Dann war ich an der Reihe und bestellte für mich das was ich sonst auch jeden Sonntag zum Frühstück bestellte. Linya die heute an der Kasse stand, sah mich neugierig an. "Wie kommt es das du mit solch einer Begleitung herkommst?", fragte sie und nahm meine weitere Bestellung auf. "Na ja hat sich so ergeben", sagte ich nur und sie nickte. Aber sie nickte mit einem Grinsen im Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. Das immer alle gleich sonst was denken mussten. Sie machte mein Bestellungen fertig und übergab mir zwei große Tüten. Ich bezahlte und ging dann bis zum Eingang um auf V zu warten. Der bestellte ebenfalls und kam dann mit vier Tüten zu mir. "Können wieder gehen, wenn du nichts mehr brauchst", sagte er. "Ich hab alles", sagte ich und wir verließen das Café.

"Meinst du die beiden sind mittlerweile schon wach. Waren ja schon eine ganze Weile unterwegs", sagte ich während wir die Straße entlang zu unserem Wohnhaus gingen. "Könnte schon sein. Obwohl wenn die so schon länger als du geschlafen haben und nicht mal gemerkt haben das du aufgestanden bist, könnte es auch sein das sie immer noch schlafen", sagte er und sah mich an. "Falls dem so ist, kannst du auch zu uns rüber kommen und dann bei uns mit frühstücken." Sehr nett von ihm, dachte und nickte. "Das klingt gut. Aber mal gucken", sagte ich und wir setzten unseren Weg fort. Als wir mit dem Fahrstuhl in unser Stockwerk hochfuhren, wurden die Tüten so langsam schwer in meinen Händen. "Man bin ich froh das ich das nicht jeden Sonntag mache", murmelte ich und seufzte. V hob eine Augenbraue an. "Was?", fragte er. "Ach ich meine diese Tüten die sind schon ziemlich schwer. Und ansonsten esse ich ja auch immer alleine und eigentlich auch dort in dem Café. Aber heute ist ja alles anders", erklärte ich. Er nickte und nahm mir eine Tüte ab. "Ich helfe dir." Schnell nahm ich ihm die Tüte wieder ab. "Du hast doch selber schon so viel zu tragen. Da musst du das nicht machen", sagte ich und riss mich zusammen. "Na gut. Aber ich bleibe trotzdem direkt hinter dir. Nur falls du doch bei irgendwas hilfe brauchst", sagte er. Wir verließen den Fahrstuhl und ich ging schnellen Schrittes zu meiner Tür. Ich schloss die Tür auf und brachte die Tüten nach drinnen. V stand vor der Tür und sah in meine Wohnung. 

Etwas spezielle NachbarnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt