Kiss the Rain...

Kapitel 26

Die nächsten paar Stunden verbrachte ich damit von meinen Eltern alle fünf Minuten gefragt zu werden ob es mir gut ging und jede zweite Stunde von einem Arzt untersucht zu werden. Wie sich herausstellte hatte ich eine leichte Gehirnerschütterung. Ich war zwar für zwei Tage bewusstlos gewesen, aber dass schien nicht so schlimm zu sein denn der Arzt meinte, dass ich schon am nächsten Tag wieder zur Schule gehen durfte, nur Sport durfte ich bis auf weiteres keinen machen. Das fand ich aber nicht gerade schlimm, weil ich ohnehin eine Niete im Sport war und alle anderen nur in Gefahr brachte.

Wie sich herausstellte hatte ich wahrscheinlich schlecht geträumt (Allerdings schließt der Arzt nicht aus, dass es ein sehr guter Traum war und ich mich total gefreut hatte. Ja total realistisch!) und hattte mich im Bett ziemlich heftig hin und her gerollt. Als ich einmal zuweit gerollt war, war ich mit meiner Schläfe hart gegen die scharfe Kante des Nachttisch gestoßen. Kurz darauf verlor ich dann das Bewusstsein.

Als ich am Vormittag aus dem Krankenhaus entlassen wurde, brachten meine Eltern und mein Bruder mich in unser neues Haus. Es war ein kleines, hellaprikotfarbenes, einstöckiges Haus mit rotbraunen Dachschindeln und mit zwei Magnolien Bäumen im Vorgarten. Weiße Rosen kletterten einen Teil der Hauswand hinauf und verliehen dem Häuschen einen unglaublich kitschigen Touch, aber es gefiel mir. Wir gingen nach innen und ich sah mir jeden Raum genau an. Und trotzdem hatte ich in keinem der Räume das Gefühl schon einmal hier gewesen zu sein.

Nachdem ich mir sicher war noch nie in meinem leben in diesem Haus gewesen zu sein, sprang ich unter die Dusche. Dort sang ich ein paar meiner Lieblingslieder. Na klar an den Text dieser dämlichen Lieder kannst du dich erinnern, aber nicht an die letzten drei Wochen?! Als mir dieser Gedanke kam verging mir die Lust und ich wusch mich schweigend zu Ende.  Dann schlüpfte ich in eine bequeme Jogginghose und ein weites TShirt und warf mich auf die Couch im Zimmer meines Bruders. Will saß auf seinem Bett und telefonierte mit Annie. Er hatte nicht auf gelegt seit ich sie angerufen hatte, was mich ziemlich verwunderte, weil Annie damit ziemlich fast den ganzen Schultag geschwänzt hatte. immerhin hatte Will sie kurz vor Ende der Mittagspause angerufen. Oder halt ich.

Naja, nach einer halben Stunde"Ich liebe dich" "Nein ich liebe dich mehr" und"Leg du auf" "Nein leg du auf" von der Seite meines Bruders wurde mir so übel, dass ich es vorzog mich in mein Zimmer zurück zu ziehen. Dort sah ich mir meine Schulsachen an und versuchte zu lernen um am nächsten Tag keine Probleme mit dem Unterricht zu kriegen. Doch ich konnte mich ziemlich schnell beruhigen- das Meiste hatten wir ohnehin  schon in England durchgenommen. Ich ging frühzeitig ins Bett, weil mich hin und wieder Schwindelgefühle plagten und ich Angst hatte einfach so irgendwo im Haus zusammen zu brechen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, genervt von meinem laustarken Wecker, war es draußen bewölkt, aber schwül. Mein Bruder und ich gingen gemeinsam den Weg zur Schule und ich versuchte verzweifelt mich an etwas zu erinnern, doch es kam nichts. Ich war hier noch nie gewesen. Ich sah meine neue Schule an, und hatte nicht im geringsten das Gefühl etwas zu erkennen. Wir gingen hinein und mein Bruder brachte mich in den Biologiesaal. "So ich muss jetzt aber auch in den Unterricht. Keine Sorge, die Lehrer wissen Bescheid.", er zwinkerte mir zu und ich setzte mich auf den letzten noch freien Platz neben einen Jungen. Er war ziemlich süß, doch irgendwie wirkte er sauer. Oder verstört? Oder verletzt? Keine Ahnung, ich konnte seinen Blick einfach nicht deuten und war ziemlich verwirrt, doch ich verdrängte das Gefühl etwas vergessen zu haben (nämlich die letzten drei Wochen)und beachtete den Typ nicht weiter.

Nach der Stunde hatte ich einen Entschluss gefasst, falls ich den Jungen kennen sollte würde er wahrscheinlich von mir erwarten, dass ich ihn grüße oder mit ihm rede oder so. Also drehte ich mich zu ihm und wollte ihm von meiner Amnesie erzählen, doch als ich den Mund öffnete war der Junge auch schon verschwunden. "Ok, auch gut. Das erspart es mir von dieser peinlichen Geschichte zu erzählen.", murmelte ich wütend vor mich hin. Ich wusste nicht was zwischen uns vorgefallen war, aber ich bin ein netter Mensch und ich verdiente es nicht, dass man mich so behandelte, also beschloss ich, den Jungen einfach gar nicht mehr wahrzunehmen. Als ich mich auf den Weg zum Lunch machte holte mich ein Mädchen ein. "Katie, isst du heute nicht wieder bei uns?" Sie war hübsch, sie hatte lange schwarze Haare mit pinken Spitzen und strahlend blaue Augen. "Ja klar, ähm... Ich sollte dir da was erzählen..." Und ich erzählte ihr von dem Zwischenfall und meiner Amnesie. Sie begann aber nicht zu lachen sondern lächelte mich nur an und nickte "Verstehe, dass erklärt auch warum du mich heute morgen nicht begrüßt hast. Ich heiße Juliet. Und das...", ein großer Typ stieß zu uns. Blonde Haare, braune Augen, leicht muskulös aber trotzdem schlank, ein Haufen Mädchen starrten ihn an. Quarterback, eindeutig. "Das ist James, mein Bruder." James sah sie verwirrt an und sie erklärte ihm da ganze in Stichworten, er nickte nur. Zum Glück ließ sie die Sache mit dem Traum aus und sagte nur ich habe mir in der Nacht den Kopf an meinem Nachttisch angeschlagen. Wir setzten uns an einen Tisch und unterhielten uns. Sie meinte, dass sie, ihre Clique und ihr Bruder ohnehin die einzigen waren die ich in der Schule richtig kannte. Als ich nach dem mysteriösen Jungen fragte, sah sie mich zögernd an und kaute auf ihrer Unterlippe. Dann meinte sie " Du hast einen seiner Stifte kaputt gemach." Bei diesem Satz brach ich in Gelächter aus "Und deswegen führt der sich so seltsam auf? Ok?" Nun grinste sie mich an "Nunja, der ist ziemlich irre, was ich gehört habe ist der schon von ein paar Schulen geflogen. Halte dich lieber fern von ihm!"