Kapitel 35

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"Wo warst du ?!" "Was?", ich war gerade ziemlich überfordert damit, dass mein Bruder mitten in meinem Zimmer stand und mich anschrie.Na gut er schrie nicht wirklich. Er führte sich eher auf wie eine besorgte Mutter. "Ich war bei Freunden!", naja die halbe Wahrheit ist doch auch die Wahrheit, oder wie war das? "Bei welchen Freunden?", Will sah mich misstrauisch an und ich seufzte "Lass mich doch einfach schlafen!" "Katie, das letzte Mal als du Schule geschwänzt hast, hast du beinahe einen Lehrer umgebracht!" Ich überdrehte die Augen "Das ist nicht war! Er hatte einen Herzinfarkt! Es ist doch bitte nicht meine Schuld, dass der Typ zu wenig Sport macht!" Will blinzelte mich kurz verwirrt an, bis er vorsichtig erwiederte "Du erinnerst dich also wieder?" Ich schnaufte. "Ja. Und das heißt dann auch, dass ich sehr genau weiß, dass du mich bezüglich James angelogen hast!" "Wie bitte? Was hat Peers denn jetzt schon wieder gesagt?!" "Will. James ist James. Der Typ mit dem ich geschwänzt habe, den ich mehrfach schon beinahe geküsst habe und der jetzt im Krankenhaus liegt. Und Peers ist Peers. Der Arsch mit dem du dich geprügelt hast der mir schon zweimal seine widerliche Zunge in den Hals stecken wollte und der nichts im Hirn hat- abgesehen von Steroiden und Testosteron!" "Achso. Aber Katie, ich will auch nicht, dass du mit diesem James rumhäng-" "Will. Es geht dich einen Dreck an, mit wem oder was ich rumhänge! Ich bin sechzehn verdammt! Ich bin nicht mehr sechs und du musst mich auch nicht mehr vor den bösen Jungs in meiner Klasse retten, weil die mir die Zöpfe abschneiden wollen! Ich kann auf mich aufpassen und wenn du ein Problem mit James hast, dann sag mir wenigstens was los ist!!!" Ich war mittlerweiler wieder aufgestanden, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte ihn herausfordernd an.

Ich merkte wie er sich anspannte und Wut in ihm aufkochte. Will drehte sich um und marschierte aus meinem Zimmer hinaus, allerdings nicht ohne vorher noch einmal vor Wut gegen die Wand zu schagen. William schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu und ich blieb baff zurück. Ich hatte doch tatsächlich gedacht, dass er mir endlich sagen würde was los war. Tja, Katie. Falsch gedacht, würde ich mal sagen.

Die nächsten zwei Tage lief ich nach der Schule immer sofort ins Krankenhaus um nach James zu sehen. Am Mittwoch packten wir seine wenigen Sachen zusammen und gingen (Ich ging und James humpelte auf Krücken neben mir her) zu ihm nach Hause.

"Tataaaaa! Wilkommen in meinem Reich!", rief James als wir durch seine Wohnungstür schritten. Er warf sich auf die Couch und rieb sich die Hände. "Was hast du eigentlich deiner Mutter erzählt?" "Wieso?" Ich wies auf sein Bein und James begann zu lachen "Irene sieht mich nicht vor den Weihnachtsferien und bis dahin kann ich schon wieder gehen." "Kommt sie denn nie heim?" James runzelte kurz die Stirn bevor er antwortete "Ich bin vor einem Jahr ausgezogen. Irene war wohl ziemlich froh darüber, naja, ich war auch nicht gerade ihr Glücksbringer..." Sein Blick blieb an mir hängen, doch seine Gedanken schweiften fort. "Irene?" "Hm? ähm. Meine leibliche Mutter ist gestorben als ich zwölf war. Seitdem bin ich von einer Pflegefamilie in die nächste gerutscht...Ich, naja, ich hab' halt ziemlich oft Scheiße gebaut und naja...Irene hat mich noch am längsten ausgehalten. Vor dem Gesetz ist sie immer noch mein Vormund, auch wenn ich sie nur noch zu den Feiertagen sehe..." ich schwieg einen Moment bevor ich James fragte "Was ist mit deinem Dad?" "Nie gesehen."

"D-Das tut mir leid." Eine einzelne Träne lief über meine Wange "Muss es nicht. Katie! Hör auf zu weinen! S-So schlimm war's doch gar nicht! I-Ich bin darüber hinweg! Schau!" James nahm mein Gesicht in seine Hände und grinste mich an bevor er flüsterte "Aber bitte hör auf zu weinen." Ich legte meine Hände an James Rücken und drückte ihn an mich. Ich hatte nicht erwartet, dass James so eine schreckliche Kindheit gehabt hatte. In diesem Moment wollteich ihn einfach nur umarmen. Es war mir sogar egal dass er sich zuerst versteifte, doch dann legte er seine Arme um meine Taille und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

Kiss the Rain...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt