37. Kapitel

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Kim's Sicht

Etwas komisch fand ich es ja schon das Blake so schnell weg musste. Spielte er doch nur mit mir? Ich wusste es nicht.
Jetzt sitze ich hier seit fünf Stunden vor meiner Balkontür und wartete darauf das er zurück kam.

Ich wollte gerade aufgeben, als nebenan das Licht anging. Zwei Gestalten, die eine stütze die andere. Dann legte sich jemand auf das Bett und sagte etwas. Kurz darauf wurden die Vorhänge zugezogen und ich bildete mir ein Dennis' Gesicht erkannt zu haben. Aber das kann gar nicht sein, Dennis hasst Blake, oder nicht?
Ich muss wissen was da drüben passiert! Aber Blake sagte er würde zu mir kommen...?

Ach der redet viel wenn der Tag lang ist!

Ich sollte ihm doch vertrauen! Wer weiß was passiert ist?

Du weißt das du viel zu neugierig bist als das du hier einfach abwarten könntest!

Ich weiß nicht. Sollte ich? Ich meine, wird er nicht enttäuscht von mir sein, wenn ich gegen seine Bitte agiere?

Ach komm schon! Als ob du auf ihn hören würdest!

Warum diskutiere ich eigentlich mit mir selbst?! Das wird ja immer verrückter!

Ich entschied mich dafür ins Bett zu gehen und zu warten. Nachdem ich geduscht, mich umgezogen und noch einmal aus dem Fenster geschaut hatte war das Licht in seinem Zimmer weiterhin an. Ich legte mich in mein Bett und starrte durch die Balkontür. Meine Gedanke machten sich selbstständig und zeigten mir die verschiedensten Bilder, von Dingen die da drüben gerade ablaufen könnten. Vielleicht hat er ja eine andere abgeschleppt und jetzt machen sie...naja ihr wisst schon.

Ich sollte aufhören so viel zu denken. Ob das wohl meine Gehirnzellen tötet. Vielleicht überanstrenge ich meinen Kopf.

Okey okey das reicht, jetzt übertreibst du.

Nach einem ewigen hin und her entschied ich mich dennoch, nur mal ganz kurz rüber zu schauen. Man darf ja wohl noch auf seinem eigenen Balkon gehen um eine zu rauchen. Also zog ich mir eine Jacke von Ben an die ich mir mal geklaut hatte und begann die Suche nach meinen Zigaretten. Zuerst durchwühlte ich sämtliche Handtaschen.

Wow was man da nicht alles findet, Kassenbons von diesem und jenem Laden, altes Kaugummipapier, ein bisschen Kleingeld, was ich übrigens gut gebrauchen konnte, leere Lippenstifte, Taschentücher und Kondome.

Warte was?! Kondome? Wo kommen die denn her? Ich konnte mich nicht erinnern jemals welche gekauft zu haben...
Ich überlegte eine ganze Weile bis mir einfiel das wir die auf einer Veranstaltung von der Schule gewinnen konnten.
Und ich dachte schon die kommen sonst wo her!

Was suche ich nochmal? Ach ja Kurzzeit Gedächtniss! Meine Zigaretten. Nicht mal ein Feuerzeug konnte ich finden. Wo hab ich das Zeug bloß hin getan.

Danach wurden alle Hosentaschen durchsucht uuuuund wieder nichts! So ein Mist! Ich sollte als Beruf Osterhase werden. Gegenstände verstecken kann ich anscheinend sehr gut. Ob ich da überhaupt Geld verdiene? Wohl eher nicht. Ich meine, der echte Osterhase bekommt ja auch nichts dafür und bemalt einfach mal so tausend Eier in ein paar Tagen. Der muss Zeitdruck haben, die werden ja so schnell schlecht...

Wo bist du nur mit deinen Gedanken?!

Wenn es gehen würde, hätte ich meiner inneren Stimme am liebsten die Zunge rausgestreckt!

Okey suche ich mal weiter...oh ein Geistesblitz! Unter meinem Bett! Meine Mum wollte immer das ich aufhöre also hab ich sie versteckt damit sie es nicht merkt, aber da sie ja jetzt nicht mehr hier ist...

Ich schaute unter meinem Bett nach und fand tatsächlich eine Schachtel und ein Feuer. Applaus, nach einer gefühlten Stunde hab ich es geschafft!

Ich trat nach draußen auf den Balkon und lehnte mich an die Wand. Qualm stieg auf als ich meine Zigarette anzündete und einen Zug nahm.

Vielleicht bildete ich mir das gerade ja nur ein aber ich könnte schwören da war gerade Rauch zusehen bei Blake. Das schwör ich, beim Osterhasen!
Ich drückte meine Kippe aus und kletterte leise über den Balkon zum anderen. Durch eine kleine Lücke konnte ich ins Zimmer spähen. Blake lag auf dem Bett, überall hatte er blutige Wunden und Blutergüsse. Jedes mal wenn dieser komische Typ ihm etwas auf die Brust drückte verzog er vor Schmerz das Gesicht.
Neben dem Bett stand noch jemand, wer konnte ich nicht erkennen.

Wahrscheinlich stand ich hier zehn Minuten und beobachtete, wie der Kerl verschwand und der Unbekannte und Blake sich unterhielten. Die beiden redeten noch ein Weilchen, der Typ verabschiedete sich mit einem Nicken und ging zur Tür. Als er dann auch weg war, konnte ich meine Neugier nicht zurück halten und schob leise die Glastür auf.

Blake hatte seine Augen geschlossen, jeder Atemzug schien ihm schwer zufallen. Sein Gesicht wurde ziemlich zugerichtet, seine Lippen waren dick angeschwollen und aufgeplatzt. Das eine Auge stark zugeschwollen und das andere war dunkelblau bis grün gefärbt. Seine Stirn wurde mit einem dicken Verband bedeckt. Mein Blick wanderte weiter seinen Körper hinab bis zu seinem Bauch, überall waren Blutergüsse und Platzwunden. Es tat mir im Herzen weh ihn so zu sehen.

Lautlos schloss ich hinter mir die Tür und ging langsam auf ihn zu. Ich kniete mich neben sein Bett, vorsichtig berührte ich seine demolierte Wange. Er zuckte kurz zurück und öffnete dann seine Augen, als er mich erkannte schmiegte er sein Gesicht an meine Hand und murrte leise.

"Du solltest nicht hier sein.", seine Stimme klang so rau, so gebrochen. Seine Kehle musste staubtrocken sein.

Ich nahm das Glas vom Nachttisch und hielt es ihm an den Mund. Zögernd trank er ein paar Schlucke und verzog das Gesicht als das Glas etwas an seine Lippen drückte.

"Sorry. ", sagte ich leise und strich ihm über die Haare.

Er schloss die Augen wieder und drehte den Kopf zu mir.

"Leg dich neben mich.", flüsterte er.

Ich tat es und lehnte vorsichtig meinen Kopf an seine Schulter, darauf bedacht ihm nicht weh zu tun.

"Du riechst nach Rauch.", stellte er fest.

"Ja. Ich hatte gerade eine bevor ich rüber kam. Ich musste wissen was passiert war, es tut mir leid das ich nicht auf dich gehört habe."

"Ich will nicht das du rauchst.", sagte er und nahm meine Hand, was ihn wohl viel Kraft kostete, denn sein Atem stockte kurz.

"Und ich will nicht das du verprügelt wirst. Scheinbar können wir das beide nicht ändern.", ich lächelte ihn leicht an.

Er seufzte leise und schloss wieder die Augen. Ich tat es ihm gleich und spürte wie er gleichmäßiger atmete unf letztlich einschlief. Nicht lange folgte ich ihm ins Land der Träume.

Jungs bedeuten ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt