43. Kapitel

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Meine Hände waren mir hinter dem Rücken fest zusammen gebunden. Ich versuchte seit einer halben Ewigkeit herauszufinden wo die verdammte Tür in diesem Raum war und mich von den Fesseln zu befreien. Mittlerweile bluteten meine Handgelenke schon vom hin und her ziehen. Ich war vor vielleicht einer dreiviertel Stunde aufgewacht und wusste nicht wo ich war, was ich immer noch nicht genau weiß. Ich hatte nur zwischendurch ein paar Stimmen gehört, mehr nicht. Nun wanderte ich durch den dunklen Raum und dachte nach.
Auf einmal blieb ich mit meinem linken Fuß irgendwo hängen und stolperte. Dann  knallte ich mit dem Arm gegen einen Haken an der Wand, fiel der Nase nach lang auf den Boden und schlug ungebremst mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Durch die gefesselten Hände konnte ich mich nicht einmal mehr abstützen. Ein brennender Schmerz schoss mir durch meinen Arm und mein Kinn. Ich schmeckte Blut, super. Jetzt blutete auch noch meine Nase! Ich brauchte mich nicht mit anderen prügeln, das schaffte ich auch allein.
"Scheiße!", zischte ich vor Schmerz und rollte mich auf den Rücken. Stöhnend lehnte ich mich an der Wand hinter mir an. Und jetzt? Ich werde hier verrotten. Oder doch nicht.
Aus einer Lücke am Boden strahlte jetzt Licht. Wenigstens hatte ich die Tür gefunden. Jippi! Diese wurde auch so gleich geöffnet. Der Kerl der den Raum betrat schlug mir die Tür ans Knie.
"Ah! Verdammt!", brüllte ich wütend.
Wollte er mich verarschen? Wie kann man denn so viel Pech haben wie ich?!
Er schaute mich erst verwirrt an, doch dann musste er grinsen. Grob zog er mich auf die Füße und schob mich in einen großen Raum.
"Hey! Kannst du mal aufpassen? Das tut weh!", meckerte ich als er mein Handgelenk drückte.
Er knurrte bloß und schubste mich nach vorne. Gerade noch so konnte ich das Gleichgewicht finden ehe ich wieder auf die Schnauze fiel.
"Das ist sie? Ach komm schon Blake. Ich dachte du hättest Geschmack.", ein seltsamer Kerl musterte mich von oben bis unten. Er war ziemlich groß und muskulös. Seine blonden Haare lagen ihm wirr auf dem Kopf und seine girft grünen Augen funkelten amüsiert auf mich herab.
Blake? Hatte ich richtig gehört? Er kannte ihn?
"Wo ist er?", fragte ich leise.
Statt zu antworten schnappte er sich mein Kinn und drehte meinen Kopf von rechts nach links. Ich zischte auf, als er die Stelle berührte die ich mir vorhin aufgeschlagen hatte.
"Ich hatte doch gesagt ihr sollt nicht so grob sein.", sagte er bedauerlich.
"Ich bin übrigens Nathan. Aber du kannst mich Nate nennen.", grinste er.
Ich konnte es mir gerade so verkneifen ihm nicht ins Gesicht zu spucken.
Nate drehte sich um und lief ein paar Meter ehe er wieder stehen blieb und zu einer Person schaute die weiter abseits stand.
"Blake.", murmelte ich. Er sah ziemlich wütend aus, doch er beachtete mich nicht einmal.
"Blake.", rief ich lauter. Sein Blick huschte kurz zu mir und ich glaubte Reue und Sorge darin zu erkennen. Doch der Schein verschwand so schnell wie er kam und man erkannte nur noch den Zorn aufblitzen.
"Ich hab dir gesagt bleib da.", sagte er wütend und kam näher. Etwas erschrocken über seine Wut auf mich, zuckte ich zusammen.
Als er nur ein paar Schritte vor mir stehen blieb, war ich mir sicher das ich mich gerade micht getäuscht hatte. Seine Augen musterten mich besorgt, vorsichtig wischte er mir das Blut aus dem Gesicht. Erleichtert,  darüber,  dass er zumindest nicht wütend auf mich war atmete ich tief aus.
"Ach wie herzzerreißend.", Nate fasste sich dramatisch an die Brust und lachte.
"Schluss jetzt mit der Scheiße. Eigentlich wollte ich nur diesen letzten Auftrag von dir Blake. Doch dank deiner kleinen Schlampe, habe ich die Möglichkeit dich wieder voll als Mitglied zu bekommen.", er legte Blake eine Hand auf die Schulter, die er sofort zurück zog als Blake ihn mit dem Ellenbogen stieß.
Ich konnte nicht einmal blinzeln da richtete sich auch schon Nathans Waffe auf mich.
"Na los. Verprügel mich ruhig, lass deine ganze Wut an mir aus. Räche dich für alles was ich dir angetan habe. Aber dann drücke ich ab und du willst doch nicht das Leben deiner süßen Freundin gefährden.", er hielt kurz inne.
"Ich mache dir ein Angebot. Du tritts wieder ein und dafür darf sie leben.", siegessicher blickte er zu ihm.
Als der Kerl hinter mir meine Hände wieder drückte schrie ich kurz auf.
"Wenn du schießt bist du tot.", drohte er.
Nate lachte verächtlich auf. "Und was willst du tun? Ich hab eine Waffe und du?", fragte er und grinste triumphierend. Sein Blick ging immer abwechselnd zwischen mir und Blake hin und her.
Wo er recht hat, hat er recht.
Normalerweise würde jeder Mensch in dieser Situation in Panik ausbrechen, doch das konnte ich nicht. Ich stand wie angewurzelt da und bekam kein Wort heraus.
Blake machte einen Schritt auf mich zu, Nate jedoch ließ ihn erstarren als er seine Pistole entsicherte und weiter auf mich zielte.
"Wag noch einen Schritt.", knurrte er.
Nun standen sich die beiden gegenüber wie bei einem dieser Westernfilme. Wer zuerst abdrückt gewinnt, könnte man sagen. Mit dem kleinen Unterschied, dass Blake keine Waffe hatte.
Plötzlich gab es ein lautes Geräusch neben uns. Alle drehten sich um und starrten ungläubig in das Gesicht von Dennis der auch eine Waffe in der Hand hatte und nun auf Nate zielte.
"Lass es Nate.", sagte er ruhig und kam näher.
"Bleib stehen.", zischte er.
Ich hatte das Gefühl diese Situation eskalierte und als Blake sich dann auch noch auf Nate warf, hört ich ich nur zwei Schüsse. Dann sah ich wie Nate umfiel.
Ich spürte nichts mehr außer einen unerträglichen Schmerz,  der von meinem Brustkorb aus durch meinen ganzen Körper strömte. Ich schnappte nach Luft, bevor meine Knie weich wurden und ich röchelnd zu Boden ging. Mir wurde plötzlich so kalt und meine Unterlippe begann zu zittern.
Ich wollte atmen, doch ein stechender Schmerz fuhr durch meine Brust und ich musste Husten. Ich schmeckte Blut und schaute nur nach oben an die Decke. Ich wollte mich bewegen, meinen Körper abtasten, schauen wo ich getroffen wurde, doch nichts ging. Es war als wäre ich eingefroren. Eine Stimme brüllte meinen Namen, doch es war als hätte man mir ein Glas über den Kopf gestülpt und hörte alles aus weiter Ferne.
Dann kam ein bekanntes Gesicht in mein Blickfeld.
Blake zog meinen Kopf auf seinen Schoß und redete auf mich ein. Ich wollte  etwas sagen, bekam aber nur ein krächzen heraus.
"Nicht reden Kim. Der Krankenwagen kommt gleich. Alles wird gut.", redete er weiter. Ich bemerkte wie ihm eine kleine Träne von der Wange kullerte. Ich wusste nicht wann, aber irgendjemand musste mir die Fesseln aufgeschnitten haben, denn mühsam hob ich eine Hand, die Blake sofort ergriff und an seine Wange hielt.
"Es tut mir so leid Kim. Ich hätte dich beschützen müssen.", schluchzte er und drückte mich an sich.
"Es tut mir so leid."
Seine Wange ließ meine Hand warm werden und ich musste daran denken wie wir uns kennenlernten. Wie wir uns hassten, wie ich ihm geholfen hatte, wie wir neben einander in seinem Bett lagen, wie er immer über den Balkon kam und mich nervte. Ich glaube damals fand ich ihn schon ziemlich toll, doch das wollte ich mir damals nicht eingestehen. Ich erinnerte mich wie er mir gestand, das er mich liebt und wir uns das erste Mal küssten. Ich wollte nicht sterben. Ich durfte nicht sterben. Ich wollte noch so viel machen. An so viele Orte reisen. Mit Blake gemeinsam. Ich hatte Angst. Angst zu sterben ihn nie wieder zu sehen. Und dann dachte ich an meine Mutter, die mich allein ließ. Wir gingen in einem Streit auseinander. Wie würde sie reagieren wenn sie erfuhr das ihre einzige Tochter tot war. Ich wollte sie noch einmal sehen und ihr sagen das es mir leid tut, dass ich sie so angeschrien hatte. Aber wenn ich starb, ich könnte mir das nicht verzeihen. Dann sah ich wieder in Blakes verweintes Gesicht.
Plötzlich war er und ich fing an zu schreien. Obwohl ich keine Luft bekam schrie ich alles was ich noch hatte heraus, den Schmerz, die Trauer und die Wut, darüber sie alle nie wieder zu sehen. Irgendwann wurde ich zu schwach und gab es auf.
Ich wurde auf eine Trage gelegt. Noch immer spürte ich seine Hand an meiner.
"Ich...", hustend schnappte ich nach Luft.
"Ich liebe dich.", schwach lächelte er mich an während eine seiner Tränen auf meine Wange.
Das letzte was ich sah waren Blakes Lippen die sich bewegten, doch ich hörte schon nichts mehr und dann wurde auch schon alles schwarz.

Jungs bedeuten ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt