Kapitel 18

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~Besuch an der Mauer~

Ich wühlte pausenlos durch das Gold. Alles sah gleich aus. Ich hätte gedacht, dass es Spaß machen würde, durch einen riesigen Haufen Gold zu laufen und praktisch darin zu versinken, aber ich fand es einfach nur anstrengend. Dazu kamen Thorins gereizte Kommentare, wenn er sich ab und an blicken ließ. Normalerweise saß er auf dem Thron, aber immer wieder kam er ungeduldig zu uns, um festzustellen, dass wir den Arkenstein noch nicht gefunden hatten. Wahrscheinlich sollte ich mich ärgern, dass er uns so unter Druck setzte, aber es spornte mich eher an, stärker zu suchen, weil ich endlich wollte, dass Thorin das Königsjuwel bekam.

„Mach mal eine Pause, Cara", sagte auf einmal eine sanfte Stimme hinter mir. Ich drehte mich zu Fili um, der mir etwas zu trinken hinhielt. Ich nahm es an, merkte erst jetzt, wie durstig ich war. Ich trank schnell aus und gab es ihm dann zurück. „Danke", sagte ich und wollte schon weiter wühlen, aber Fili ließ mich nicht. „Ich meinte mit einer Pause nicht nur, dass du dir ein bisschen Wasser runterkippen sollst." „Ach Fili, ich hab schon schlimmeres überstanden. So anstrengend ist das nicht." Schmunzelnd wandte ich mich dem Gold zu. Ich wusste nicht, worüber er sich solche Sorgen machte. Wir hatten doch weitaus anstrengenderes hinter uns.

„Ich dachte einfach, wir können uns einen Moment hinsetzen." Ich drehte mich mit einem Seufzen zu ihm um. „Also darum geht es dir, du willst dich ausruhen." „Nein, überhaupt nicht", protestierte er. „Was ist es dann?" „Ich wollte mich einfach kurz mit dir hinsetzen. Was ist daran so schlimm?" „Nichts...ich würde nur gerne weiter suchen", sagte ich etwas versöhnlicher. „Na gut, wenn du das möchtest." Er wandte sich ab und ging wieder dorthin zurück, wo er aufgehört hatte zu suchen. Ich sah ihm kurz nach und machte dann selbst weiter. Der Arkenstein war noch nicht gefunden, aber wir hatten nicht mehr viel Zeit.

Also suchte ich weiter. Ich hatte immer wieder goldenes Tafelgedeck in der Hand und fragte mich, wie es wohl war, aus Gold zu speisen. Es musste sich unglaublich befriedigend anfühlen. Machtvoll, reich, beliebt. Ich hatte nie an so etwas gedacht, aber jetzt stellte ich mir doch vor, wie es war, eine Königin zu sein und all dieses Gold zu besitzen... Ich schüttelte den Kopf. Anscheinend stieg mir der Schatz zu Kopf. Kein Wunder, wenn man den ganzen Tag im Gold wühlt.

Ich sah auf, als plötzlich Dwalin vor Wut schnaubend in den Raum kam und sich schweigend, aber energisch daran machte, im Schatz zu suchen. „Was ist los, Dwalin?", fragte ich. „Ach, nichts", grummelte er, aber sein Blick sagte etwas anderes. „Sind die Elben etwa schon hier?" „Nein, nein, es ist wegen Thorin. Er...er ist nicht er selbst." „Wie meinst du das?", fragte Fili alarmiert. „Er verdächtigt jemanden von uns, den Arkenstein im Besitz zu haben und ihm ihn vorzuenthalten." Seine Stimme hallte düster durch die Halle. Mir war gar nicht wohl, bei diesen Worten. Wieso sollte jemand von uns den Arkenstein stehlen und verstecken? „Was? Wieso denkt er das?" „Na, weil er noch nicht gefunden wurde." Fili schüttelte nur den Kopf. „Das ist doch verrückt. Niemand von uns würde ihn vor Thorin verstecken", widersprach ich. „Natürlich nicht. Aber Thorin scheint anders zu denken."

Mittlerweile hatten sich auch die anderen aufgerichtet. „Was machen wir jetzt?", fragte Gloin. Dwalin sah uns grimmig an. „Wir werden diesen Stein finden. Er muss gefunden werden. Das ist die einzige Lösung." Fili sah skeptisch aus. Aber ich stimmte Dwalin im Stillen zu. Was sonst sollte helfen? Thorin wollte den Stein, als mussten wir ihn finden. „Onkel hat sich nie so benommen. Das kann nicht bloß sein, weil er den Stein haben will", sagte Fili nachdenklich. Alle Augen richteten sich auf ihn. „Was sollte es denn sonst sein?", fragte Gloin. „Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es die Krankheit, die auch Thror befallen hat. Diese Krankheit die im Gold liegt." Ich erinnerte mich daran, auch Vater hatte mit von dieser Krankheit erzählt. Aber ich dachte, dass es bloß bei Thror so wäre. Eine Ausnahme, da er viel zu lange beim Gold gewesen ist. Aber es konnte anscheinend nicht daran gelegen haben. „Ja", stimme Dwalin zu. Erneut hallte seine Stimme tief und Unheil verkündend durch die Halle.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt