Kapitel 26

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~ Er fehlt ~

Nach ein paar Stunden, die ich fröhlich mit meinem alten Freunden und Bekannten verbracht hatte, fühlte ich mich tatsächlich um einiges besser. Sie hatten einige lustige Geschichten von Zuhause auf Lager und ich konnte darüber lachen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Denn nach alldem brauchte ich diese Ablenkung. Ja, vielleicht ging ich dem Schmerz und der Trauer aus dem Weg und ja, vielleicht würde ich es damit nicht besser machen, sondern nur aufschieben um später noch mehr zu leiden, aber das war mir egal. Ich wusste nicht wie ich den morgigen Tag sonst hätte überstehen können.

Aber bald begann es zu dämmern - im Winter wurde es einfach viel zu schnell dunkel - und ich beschloss, zu den anderen zurückzukehren. „Es war echt toll euch alle wieder zu sehen", sagte ich und erhob mich, „Aber ich sollte mich mal langsam wieder auf den Weg machen." Einige sahen mich enttäuscht an, aber andere waren verständnisvoll. Sie wussten, dass es zurzeit nicht einfach war. Ich bekam ein paar Abschiedsworte wie „Komm bald wieder!" oder „War schön dich endlich mal wieder zu sehen!", als ich mir einen Weg aus dem Kreis um das Feuer bahnte.

„Warte! Ich begleite dich!", rief jemand und als ich mich umdrehte, sah ich Regin, der aufstand und mir folgte. „Ich brauche keine Begleitung", sagte ich nur. „Weißt du denn den Weg zurück?" Natürlich wusste ich den Weg nicht, aber ich konnte mich ja durchfragen. So schwer konnte es nicht sein, zu den anderen zurückzukommen. „Dachte ich mir. Dann begleite ich dich und bringe dich zurück." Ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte nicht, dass die anderen ihn sahen und ich brauchte einen Moment für mich, bevor ich endgültig zurückgehen konnte.

„Komm schon, ich gehe gerne mit dir." „Regin, bitte, ich will nicht, dass du mitkommst. Bleib einfach hier", sagte ich scharf. „Wieso denn?", fragte er und sah mich forschend an. „Weil ich das sage. Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren, aber ich will alleine gehen. Ohne dich." Er sah mich finster an, aber das war mir ziemlich egal.

„Wir sehen uns ja nicht zum letzten Mal, nehme ich an", fügte ich noch hinzu. „Darauf kannst du dich verlassen", sagte er jetzt mit einem Grinsen, „Und bring das nächste Mal Diana mit." Ich verdrehte die Augen, weil mich praktisch jeder nach ihr gefragt hatte, auch wenn das natürlich nur verständlich war. „Ja, mach ich. Bis dann also", sagte ich und ging an ihm vorbei durch die Zelte in die Richtung, aus der ich gekommen war. „Wir sehen uns!", rief Regin mir noch hinterher und ich hob nur kurz die Hand.

Nach wenigen Minuten hatte ich schon keine Ahnung mehr, wo ich war. Ich hasste diese Orientierungslosigkeit und sah mich leider dazu gezwungen, nach dem Weg zu fragen. Aber zum Glück wussten die meisten, wo „Thorins Gefährten" wohnten.

Als ich dort ankam, sah es irgendwie genauso aus wie vorher und ich fragte mich, ob sich hier überhaupt jemand bewegt hatte. Nur Oin und Gloin saßen jetzt auch um das Feuer herum, anstatt daneben zu stehen.

„Wo bist du gewesen?", fragte Diana mich vorwurfsvoll, als sie mich sah. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ach, ich hab ein paar alte Freunde getroffen", sagte ich ausweichend. „Du hast ein paar alte Freunde getroffen?!", wiederholte sie ungläubig und sprang auf. Ich hatte mir fast gedacht, dass sie so reagieren würde. „Vor wenigen Stunden ist...", sie zögerte und nahm dann tief Luft, „ist Thorin gestorben" - dabei zuckten einige Zwerge, vor allem Kili, zusammen - „ Und du hast nichts Besseres zu tun, als dich mit alten Freunden zu treffen?"

„Ja, ganz genau", sagte ich mit einem Seufzen, „Ich hatte wirklich keine Lust wie ihr alle hier einfach nur da zu sitzen und in traurigen Gedanken zu versinken. Wenn euch das hilft, ist ja gut, aber ich kann das nicht." Aber Diana sah mich immer noch wütend an. „Wir sitzen alle hier, weil wir zusammen um ihn trauern. Aber du rennst natürlich weg und vergnügst dich lieber." Sie stellte mich mal wieder als die Böse da. „Ach komm, ihr trauert nicht zusammen. Ihr sitzt einfach nur da und tut nichts." „Besser als wenn man sich überhaupt nicht an seinem Tod stört." Jetzt war sie entschieden zu weit gegangen.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt