7. Kapitel

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~letzter Tag~

In den nächsten Tagen war es ziemlich ruhig und wir warteten eigentlich alle nur darauf, dass es Bilbo besser ging. Das heißt, die anderen Zwerge ruhten sich einige Tage einfach selbst aus.
Ich besuchte Bilbo ein Mal, aber auch nur aus reiner Höflichkeit. Ich kannte ihn ja kaum.
Die restliche Zeit nutze Ich um die Zwerge besser kennen zu lernen. Die Namen lernte ich allmählich und ich verstand mich mit fast allen gut.
Gloin war immer sehr grummelig, Dori konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen und mit Bombur und Oin redete ich kaum ein Wort. Dwalin beachtete mich hingegen wenig, auch wenn ich ziemlich mochte. Er war taff, verschwendete seine Zeit nicht und hatte supercool Tattoos. Am liebsten saß ich bei Ori, Bofur, Balin und den Jungs.
Balin erzählte Geschichten aus dem Erebor, die ich mit Begeisterung anhörte, Oin tauschte sich mit Diana über Kräuter und deren heilende Wirkung aus, Bofur hatte einige lustige Anekdoten auf Lager, Nori kannte dutzende Spiele und mit Kili und Fili gab es immer etwas zu lachen.
Die Zeit verstrich schneller als mir lieb war und auch wenn ich mit jedem Zwerg schon so oft gesprochen hatte, hatte ich das Gefühl, dass es noch viel mehr zu hören gab. Ganz ehrlich, ich hätte noch Ewigkeiten einfach hier bleiben können und einfach die Zeit mit den Anderen zu verbringen.
Ich meine, in den Eisenbergen waren auch alle Zwerge so gewesen. Sie hatten Humor und starken Familienzusammenhalt, eben so wie Zwerge sind. Aber ich hatte mich nicht mit Ihnen verbunden gefühlt.
Sie hatten meine Familie natürlich herzlich aufgenommen, aber trotz allem lagen unsere Wurzeln an einem anderen Ort. Auch wenn ich in den Eisenbergen geboren wurde, so fühlte ich zu den Zwergen der Gemeinschaft eine Verbindung, die ich zuvor bei keinen Zwergen außerhalb der Familie hatte fühlen können.
Als Kind hatte ich mich natürlich rund um wohlgefühlt, aber bald waren meine Interessen und Träume in eine andere Richtung gegangen als die meiner Freunde. Sie hatten nicht verstanden, weshalb ich so am einsamen Berg hing. Ich hatte mich mehr und mehr in die Familie zurück gezogen, aber von ihr war mittlerweile nicht mehr viel übrig.

Bald ging es Bilbo besser und die Woche neigte sich dem Ende zu. Und Thorin hatte sich immer noch nicht dazu geäußert, wann wir denn genau gehen würden. Stattdessen blieben wir noch eine weitere Woche - warum auch immer - und ließen es uns weiter gut gehen.
Ich hatte nun auch die Chance Bilbo besser kennen zu lernen und ich muss sagen, er war schon ein nettes Kerlchen. Tatsächlich wurde auch Thorin entspannter, was mich und Diana betraf, und wir unterhielten uns einige Male mit ihm.
Ich hätte ja erwartet, dass er uns über unseren Vater ausfragen würde, aber das tat er nicht, er fragte lediglich wie es ihm in den Eisenbergen ergangen war.
Als er endlich die Entscheidung traf, abzureisen, hing mit der Fischgestank so zum Hals raus, dass ich mich fast auf die lange Einöde um den Berg herum freute.
Der Bürgermeister war begeistert von diesem Vorhaben, weil er uns vermutlich aus seiner Stadt haben wollte, und veranstaltete noch ein großes Fest am letzten Tag. Das hieß für uns wir mussten die große Halle räumen, damit die nötigen Vorbereitungen getroffen werden konnten.

Wir hatten uns also alle auf unsere Zimmer zurück gezogen und ich saß mit Diana auf dem Boden und hing meinen eigenen Gedanken nach. Seltsamerweise nicht mal an Den Erebor, sondern an Fili. Und an Kilo und Diana. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden ständig zusammen unterwegs waren und Fili und ich damit notgedrungen übrig blieben, auch wenn uns das bisher nicht gestört hatte.
„Carana? Woran denkst du wieder?", riss mich Diana aus meinen Gedanken.
„Was?"
„Du bist wieder ganz woanders, oder?"
„Wo soll ich denn schon sein?"
Ich saß auf dem Boden an das Bett gelehnt und Diana saß neben mir und kämmte ihre Haare. „Du warst in deinen Gedanken. Willst du mir sagen, woran du gedacht hast?"
„Nein, lieber nicht."
Sie reichte mir ihren Kamm. „Die kannst du schön selbst wegräumen", schnauzte ich sie an, aber Diana lachte. „Du sollst sie benutzen!"
„Oh, klar."
Hastig nahm ich ihr den Kamm aus der Hand und begann meine Haare zu kämmen. Obwohl man das eher kämpfen nennen konnte, denn ich hatte Locken und die ließen sich nur schwer zähmen , wenn man vom-Kopf-abstehen-wie-ein-Besen überhaupt als zähmen bezeichnen konnte.
Mit genug Geduld würde ich aber etwas daraus machen können.
"Cara?"
"Hm?"
"Meinst du, meinst du Kili mag mich?", fragte Diana mich unsicher. Überrascht sah ich sie an.
"Soll das ein Witz sein? Na klar mag er dich! Das sieht sogar ein Blinder."
Diana schmunzelte, aber überzeugt wirkte sie nicht. "Naja, ich meine er hat bisher nichts gesagt oder so, das ist doch ungewöhnlich oder?"
"Was fragst du mich, ich bin die letzte, die sich mit Jungs auskennt", gab ich zurück.
"Auch wieder wahr." Sie seufzte und lehnte ihren Kopf zurück.
"Aber du magst ihn sehr hab ich recht?"
Diana lächelte leicht und nickte dann. "Er ist toll." "Wir sind hier, um den Erebor zurückzugewinnen, nicht um uns zu verlieben", sagte ich streng.
"Wir?" Tja, da hatte sie mich wohl erwischt. Ich gebe es ja zu, ich mochte Fili, mehr als die meisten Jungs die ich bisher kannte, aber mehr als mögen erlaubte ich mir nicht und schaffte es auch ganz gut.
"Kein wir. Du."
Diana warf mir eine Blick zu, der mir genau sagte, dass sie mir kein Stück glaubte. "Von wegen du. Du magst Fili, gib es zu."
"Wir sind Freunde, mehr nicht. Ich werde diese Queste jedenfalls nicht gefährden."
Diana rollte demonstrativ mit den Augen. "Gefährden, was ein Blödsinn. Das kannst auch nur du sagen. Wir gefährden nichts, wenn wir mit jemandem zusammen kommen."
Ich zuckte mit den Schultern, denn ich glaubte ihr nicht. Aber sie von ihrer Meinung abzubringen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
"Wie auch immer, ich muss nochmal los", sagte ich und legte die Bürste weg. Mittlerweile waren meine Haare zu sanften Wellen geworden, die mit den Rücken hinunter flossen.
"Wohin?", wollte meine Schwester wissen und sah mich aus großen Augen an.
"Oh, ich hab nichts mehr zum Anziehen, muss mir was anständiges für heute abend besorgen." "Hol was in grün, das passt du deinen Augen", riet mir Diana.
"Jaja, wir sehen uns dann."
Ich stand auf und verschwand aus dem Zimmer. Ich hätte ja das einfach graubraune Ding angelassen, was ich trug, aber es hatte einen hässlichen Fleck und heute abend bei der Feier wollte ich vor den Menschen natürlich kein schlechtes Bild abgeben. Wir Zwerge sind nunmal eine ehrvolle Rasse.

Ich machte mich also auf den Weg in die Kleiderkammern um etwas passendes auszusuchen. Das schwierige war dabei, etwas in meiner Größe zu finden. Aber eine der Hausfrauen half mir dabei und wir fanden sogar eines in grün. Sonst würde Diana wieder rummeckern und über die Menschen der Seestadt und ihren zwergenfreundlichen Service herziehen.
Ich behielt das Kleid gleich an und ging die schmale Treppe hinauf in das zweite Stockwerk, als mir Fili entgegen kam.
"Hallo, Cara. Nettes Kleid."
Ich runzelte die Stirn und sah an mir herunter. "Was ist den falsch an dem Kleid?"
"Nichts, ich finde es schön. Betont deine Augen", sagte Fili und zwinkerte mir zu.
Das war mir höchstens ein Aigenrollen und eine skeptischen Blick wert.
"Was? Stimmt doch."
"Nur weil es grün ist", grummelte ich.
"Auch egal. Ehm, wo wolltest du eigentlich hin?", wechselte Fili das Thema?
"In mein Zimmer?", gab ich fragend zurück.
"Ach so. Wichtig?"
"Also eigentlich muss ich noch ein bisschen packen und so weiter. Ich glaube kaum dass dafür heute Nacht noch Zeit sein wird." Und so wie es geplant war, wollten wir morgen ganz früh aufbrechen und ich wollte solange schlafen, wie ich konnte.
"Oh, klar. Das ist natürlich wichtig", lenkte Fili ein. Er wirkte ein bisschen enttäuscht, aber naja. Nicht mein Problem.
"Wir sehen uns ja heute abend. Wenn ich fertig bin, komme ich runter", sagte ich und Fili nickte. "Ich bin dann unten, wenn du kommst", sagte er und zeigte mit seinem Daumen in die vage Richtung.
Ich nickte ihm noch einmal zu und machte mich wieder auf meinen Weg.

Ich war noch nicht an der Tür, als ich Dianas kichern hörte. Ihr Jungs-kichern. Es trat nämlich nur auf, wenn sie mit einem des männlichen Geschlechts sprach, der ihr gefiel.
Ich wusste damit, wer bei ihr war. Aber da die Tür offen war, zögerte ich nicht einzutreten.
Kili stand direkt am Eingang und sie hätten gerade über keine Ahnung was gesprochen, aber als ich eintrat, unterbrachen sie es.
"Ach da bist du ja. Und es ist grün!" Diana zeigte beide Daumen nach oben und ich fand es war wieder an der Zeit für Ein Augenrollen. Das war heute anscheinend mein gängiges Kommunikationsmittel.
"Ich wollte Diana Grade überreden mit mir zu kommen. Kannst du ein gutes Wort einlegen?", fragte mich Kili.
"Nein, tut mir leid. Wir müssen packen." Ich stand schon an der Tür, bereit sie jederzeit zu zuschlagen.
Kili zog einen Schmollmund. "Ach. Das könnt ihr auch wann anders machen. Ihr seid so kompliziert."
"Nur, weil du nichts bei dir hast und wahrscheinlich morgens früh ein fertiges Päckchen bekommst und wir nicht?", fragte ich trocken.
"Nicht ganz. Fili hat das schon gemacht."
Diana und ich wechselten nur einen kurzen Blick und versuchten nicht zu lachen.
"Schon klar, das hätte ich jetzt nicht sagen sollen." Aber so wie er grinste, schien es ihm kaum etwas auszumachen.
"Weißt du was? Wir beeilen uns und kommen dann, in Ordnung?", schlug Diana vor und wie schon bei seinem Bruder zog das auch bei Kili. Es waren eben alle gleich.
"Aber wehe du kommst nicht!", rief er gespielt drohend. Diana trat einen Schritt vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Versprochen."
Er grinste übers ganze Gesicht, nickte mir beim Rausgehen zu und ich ließ die Tür mit Schwung zufallen.
"Ach, er ist schon süß oder?", fragte Diana und hatte einen verträumten Ausdruck im Gesicht.
"Ja. Klar. Also fangen wir dann an?", fragte ich wenig interessiert. "Jaja, schon gut. Aber du musst doch auch zugeben, er ist echt süß."
Ich schmunzelte und nickte dann. "Ja, ist er. Zufrieden?", fragte ich, aber gar nicht so genervt wie ich von mir erwartet hatte.
"Voll und ganz. Stürzen wir uns in die Arbeit."
Und das taten wir. Diana machte das alles bestimmt dreimal so schnell, wie sie es Zuhause getan hatte und ich kam kaum hinterher. Woran das wohl lag, war ja nun mal nicht schwer zu erraten.
Sie wechselte noch ihr Kleid, denn wenn ich ein anderes hatte musste sie ja auch ein anderes haben und wir ließen das Zimmer hinter uns.

Kaum, dass wir über die knarrten Holzdielen zum großen Raum gekommen waren, erwarteten uns auch schon die Brüder und ich fragte mich ernsthaft, wie wir in das hier hineingeraten waren.
Es herrschte schon reges Treiben hier unten, auch wenn noch nicht alle Vorbereitungen getroffen waren und Kili und Fili ließen uns keine Chance, überhaupt richtig hereinzukommen.
"Da wir hier auch die ganze Zeit herumgescheucht werden, setzen wir uns am besten da in die Ecke", beschloss Fili und sein Bruder führte uns in die eben genannte Ecke. Ein paar schmale Tische standen an den Fenster und an einen setzten wir uns. Oder besser gesagt auf die Bank, die unter dem Fenster stand und etwas zu breit für den Tisch war.
Und ich konnte es ja auch nicht ändern, aber ich freute mich, mit den anderen hier unten zu sitzen, und es zu genießen, bevor wir morgen in aller früh die Stadt hinter uns ließen.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt