Kapitel 27

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~Lang lebe der König~

Vor mir eröffnete sich eine riesige Halle, so hoch und dunkel, dass man die Decke nicht sah. Nur wenige Fackeln hingen an der Wand und standen im Boden und erhellten den Bereich um ein Podest. Dahinter erhob sich eine Kammer, die nur darauf wartete, ihren Gast zu empfangen und in der tröstlichen Dunkelheit zu verschlucken. Es wirkte leer, fast einsam, doch hinter mir spürte ich die Massen an Zwergen und jeder von ihnen trug eine Fackel, sodass es sich anfühlte, als würde hinter mir die Sonne aufgehen.

Endlich nahm ich den Mut zusammen und sah auf. Dort lag er. Blass, leblos und doch so majestätisch wie zu seinen Lebzeiten. Thorin war in königliche Gewänder gekleidet worden und gesäubert. Nur seine offen klaffenden Wunden verrieten, woran er gestorben war und die Blässe seiner Haut ließ keinen Zweifel, dass er nun fort war.

Leises Schluchzen drang an mein Ohr und ich riss meinen Blick von Thorin los. Einige der Zwerge trauert hörbar um Thorin, doch keiner trat hinunter zu ihm. Noch war es nicht an der Zeit. Gandalf trat vor, sein langer Grauer Mantel wirkte wie der schwarze Umhang des Todes.

„Es ist an der Zeit, unserem König Lebewohl zu sagen", sagte er und seine Stimme klang seltsam beruhigend. „Er war der rechtmäßige König unter dem Berge und er war uns allen ein wahrer Anführer. Nun kehrt er an den Ort zurück, aus dem er kam. Unter dem Berg und unter dem Stein. Seine Taten werden niemals vergessen sein und sein Geist wird unter uns weilen und uns den Weg weisen. Ob in Berg oder Thal. Man wird sich ihm erinnern als Helden und als Retter eines ganzen Volkes. Ob nah ob fern. Durch das ganze Land wird es schallen. Der König ist tot."

Die Worte, die alles eröffneten. Ich schloss meine Augen. Nun war es endgültig. Nun war es mehr als nur ausgesprochen. Es war fest, unabdingbar. Der König war tot. Und auch wenn er vielleicht in Erinnerung blieb, so war es nur eine Erinnerung. Das letzte was von ihm blieb, war hier und jetzt und mehr gab es nicht. Nur diesen einen Moment, den wir noch mit ihm teilen konnten, und das würden wir tun.

Leise trat einer von Thorins Gefährten nach dem anderen vor, um seine letzten Worte an Thorin zu richten und sich von ihm nun endgültig zu verabschieden. Sie flüsterten ihre Worte, die wie ein Echo durch die Halle wehten, aber nicht mehr zu verstehen waren. Es tat weh zu sehen, wie sie ihren König verabschiedeten. Ich sah Dwalin, der schwach wirkte, als hätte er seinen Antrieb verloren, aber er vergoss keine Träne und sein Gesicht war eine Maske. Ori, der seine Tränen kaum zurück halten konnte und Balin, der ihn verabschiedete, wie einen wahren Bruder. Bilbo schien sichtlich mit sich zu ringen, nicht völlig die Fassung zu verlieren, auch wenn ich ihn leise weinen hörte und er seine Hand nach Thorins ausstreckte, sie aber zurück zuckte, als hätte er sich verbrannt.

Kili trat langsam zu Thorin, sehr langsam und blieb stehen. Ich wusste nicht was er sagte, aber das musste ich nicht um zu wissen, was er fühlte. Seine Schultern bebten, sein Kopf war gesenkt, damit niemand sein Gesicht sah. Er wollte seine Tränen vor den anderen verstecken, als wären sie eine Schwäche. Dabei waren sie es nicht. Ich wünschte, ich würde weinen, denn der ganze Schmerz saß fest in meiner Brust und konnte nicht hinaus, hinderte mich am Atmen.

Ich trat vor und sah auf Thorins lebloses Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und beinahe konnte man denken, er schlief. Aber das tat er nicht. Ich wusste nicht, was ich fühlen oder sagen sollte. Wie sollte man diesem Schmerz gebührend Ausdruck verleihen? Ich hatte alles gesagt, was ich hatte sagen wollen, als Thorin seine letzten Momente mit uns teilte. „Thorin, du weißt, ich habe in die immer meinen König gesehen und ich das tue ich auch jetzt noch. Du fehlst hier, als wichtigster Teil unserer Gemeinschaft, als unser König. Aber ich weiß, du bist nicht umsonst gestorben und ich werde alles tun, damit es deinen Neffen gut ergehen wird, das schwöre ich."

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt