Kapitel 19

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~Ich bin der König~

Wir saßen in der Halle hinter der Mauer und sahen alle irgendwo hin, wo es nichts zu sehen gab - Hände, Füße, Wände, Decken oder den Boden - als erneut Boten ans Tor kamen. Thorin rauschte wütend die Treppe hinauf und hatte einen Bogen fest in der Hand. Ich wusste nicht, dass Thorin damit umgehen konnte. Anscheinend gab es keine Waffe, mit der er nicht kämpfen konnte. Wir liefen ihm eilig hinterher um mitzubekommen, was er sagen würde.

„Im Namen der Seestadt Esgaroth und im Namen des Waldes sprechen wir zu Thorin, Thrainssohn, der sich König unter dem Berge nennt, und fordern ihn auf, den erhobenen Ansprüchen zu stattzugeben." Doch Thorin antwortete ihnen gar nicht. Er nahm den Bogen und schoss einen Pfeil auf den Sprecher, der dessen Schild traf. Ich ahnte schlimmes. „Wenn das deine Antwort ist, so erkläre ich den Berg für belagert! Ihr sollt nicht heraus kommen, solange ihr nicht eurerseits Waffenstillstand und Verhandlungen anbietet. Wir werden euch nicht angreifen, sondern euch auf eurem Gold sitzen lassen. Vielleicht könnt ihr es ja essen!"

Erleichterung durchströmte mich. Wenn sie uns nicht angriffen, hieß das wir hatten genug Zeit um auf Dain zu warten und dann hatten sie eine Zwergenarmee im Rücken. Der Sprecher ging wieder und Thorin sah ihm hasserfüllt hinterher. Ich sah vorsichtig zu den anderen. Bilbo wirkte entsetzt und Fili und Kili sehr besorgt. Doch die meisten schienen Thorins Meinung zu teilen. Thorin selbst ging ziemlich schnell wieder und direkt tiefer in den Berg. Vielleicht zum Gold, vielleicht in den Thronsaal.

Bombur wollte gleich nachsehen, wie viel Cram wir noch hatten und wie lange wir damit überleben konnten. Balin hatte bereits einen Raben nach Dain geschickt und wir konnten nur hoffen, dass er sich nicht allzu lange Zeit ließ, bis er hier war. Ich setzte mich mit den anderen in die Küche. Sie rätselten, wie es wohl weite gehen würde, und wann wir gezwungen waren, Verhandlungen zu führen, aber ich hielt mich lieber aus dem Gespräch heraus. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wollte Thorin zustimmen, aber ich wusste, welche Schwierigkeiten er bereitete, und dass es anders sehr viel einfacher und friedvoller zugehen konnte.

„Ich glaube nicht, dass es richtig ist, einen Krieg zu riskieren. Ich denke, wir sollten mit ihnen verhandeln, solange sie uns diese Chance geben", sagte Fili irgendwann, als Gloin und Kili hitzig diskutierten, wer von ihnen Recht hatte. „Natürlich stimmst du deinem Bruder zu." „Das hat nichts damit zu tun, es ist vernünftiger." „Thorin ist unser König", wandte Dwalin ein, „Wir sollten auf sein Urteil vertrauen." Fili sah Dwalin eindringlich an. „Du kennst ihn länger als ich, also solltest du auch merken, dass Thorin normalerweise nicht so gehandelt hätte. Er ist von diesem Gold da unten besessen." „Aber er ist dennoch unser König." Jetzt mischte sich auch Kili ein. „Er kann trotzdem nicht klar denken. Wir müssen wenigstens unsere Schulden bei der Seestadt begleichen. Eigentlich sollte er verstehen, in welchem Elend sie stecken. Ihm ist doch das Gleiche passiert." Ich verfolgte gespannt den Wortwechsel. „Und damals hat ihm auch niemand geholfen. Wir mussten uns durchschlagen und hatten kaum genug zu essen." „Es wundert mich nicht, dass er ihnen nicht helfen will", stimmte Gloin Dwalin zu. „Aber sie haben uns geholfen, als wir in die Seestadt gekommen sind." „Das taten sie alleine, weil sie Thorins Namen kannten und wollten, dass er den Berg zurück gewinnt. Das war nicht aus Mitleid." „Haben sie euch nicht den Einlass verweigert?", wandte sich Dwalin an mich, aber ich sagte nichts, „Sie hätten uns sicherlich auch nicht hinein gelassen."

Wenn man das in dieses Licht stellte, wirkte es tatsächlich, als hätte Thorin mit seinem Namen bezahlt, um an Essen zu kommen. „Sie wussten nicht, ob wir den Berg einnehmen würden. Wir hätten genauso gut sterben können." „Aber sie haben es gehofft." „Hoffen bringt einem aber kein Gold", sagte Kili hitzig. „Nein, denn sie werden nichts bekommen." Diana legte Kili beruhigend eine Hand auf den Arm. „Es bringt doch nichts. Lass uns gehen", sagte sie leise. Ich hörte es nur, weil ich neben ihr saß. Unsere Blicke begegneten sich und sie sah mich vielsagend an. Sie unterstütze Kilis Meinung, wusste aber, dass es nichts nütze darüber zu diskutieren. Wenn, dann musste Thorin selbst überzeugt werden und das war praktisch unmöglich.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt