10. Kapitel

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~Blumen in der Einöde~

Der nächste Morgen war frisch und kühl, und der Himmel war klar mit zwei flauschiges Schäfchenwolken, die sich kaum zu bewegen schienen. Ich richtete mich auf und sah, dass einige Zwerge schon wach waren, ausgenommen Bombur, dessen Schnarchen die sonstige Stille erfüllte.
Diana und Ori saßen bereits bei den Vorräten und schnitten Brot, damit wir ein kurzes Frühstück zu uns nehmen konnten.
Ich gesellte mich zu ihnen. „Und kann ich euch etwas helfen?", fragte ich.
„Nicht wirklich, aber danke für das Angebot. Bis alle wach sind gibt es nicht viel für uns zu tun."
Ich nickte und setzte mich dennoch neben sie. Wir hatten unser Lager im Schatten des Berges aufgeschlagen und die Sonne war noch hinter ihm verborgen, weswegen es hier sehr kalt war.

Bald waren alle wach – Bilbo schien ein kleiner Langschläfer zu sein, denn er musste wie auch schon in den letzten Tagen geweckt werden – und wir nahmen schnell ein Frühstück zu uns. Danach teilte Thorin uns in Gruppen auf, die nach der geheimen Tür suchen sollten. Thorin hatte mich mit Oin und Gloin in eine Gruppe gesteckt, worüber ich eigentlich sehr froh war. So konnte ich meinen Gedanken nachgehen ohne dass es jemanden interessierte.
Die beiden suchten stur nach der Tür, aber sie schauten sich meine Erachtens nicht genug um und gingen zu schnell weiter zum nächsten Ort. Ich wusste nicht, wie gut diese Zwergentür versteckt war, aber in den Eisenbergen wäre sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen gewesen. Da hätte man schon ganz genau suchen müssen.
Natürlich fanden wir die Tür nicht, wie ich erwartet hatte, aber dafür fanden Bilbo, Fili und Kili sie. Sie war über unserem Lager auf einem Felssims, das über einen engen und steilen Pfad zu erreichen war. Also nichts für schwache Nerven, weshalb Bombur bei den Vorräten und Ponys blieb, während wir anderen den Findern zur Tür folgten.
Tatsächlich war die Tür nicht mehr als eine Felswand, die vielleicht besonders gerade war, aber sonst nicht weiter auffiel. Ein Grund mehr, dass wir wirklich die Tür vor uns hatten. Es war immerhin eine geheime Zwergentür, die von niemandem gefunden werden sollte, der nicht davon wusste. Und selbst dann war es verdammt schwer.

Sofort machten wir uns daran, die Tür zu öffnen.
Wir hatten allerhand Werkzeug aus der Seestadt mitgenommen, aber es half alles nichts, um die Tür zu öffnen. Sie blieb verschlossen.
Allerdings dauerte es an diesem Tag nicht mehr lange bis es dunkel wurde, also blieben wir dort oben. Mit Seilen konnten wir Vorräte und Decken nach oben ziehen um es uns für die Nacht gemütlich zu machen.
Nach dem Essen zog ich mich wieder etwas zurück, sprach kurz mit Diana, aber sonst wollte ich lieber etwas Abstand.
Ich beobachtete stattdessen wie Kili mit Diana Spaß hatte und Bilbo und Thorin eng beieinander saßen und nicht mehr aufhörten zu reden. Sie hatten generell eine engere Bindung als ich es erwartet hätte. Schließlich war Bilbo nicht mal ein Zwerg und Thorin war - wie es allgemein bekannt war - ein störrischer Zwerg.
Und irgendwann gingen wir alle schlafen.

Am nächsten Tag versuchten wir die Tür zu öffnen, aber das blieb ziemlich erfolglos.
Nach einer Weile machte Fili Pause und ich schloss mich ihm an, da ohnehin nicht alle gleichzeitig an der Tür stehen konnten. Erst als ich mich gesetzt hatte, fiel mir ein, dass ich eigentlich etwas Abstand geplant hatte.
Aber vorgestern Abend war sowieso alles etwas seltsam gewesen, und ich hatte ja nicht geplant nie wieder ein Wort mit ihm zu reden.
"Wie geht es dir heute?", fragte Fili, kaum dass ich mich gesetzt hatte.
"Oh, gut. Wir haben schließlich die Tür gefunden."
"Jetzt muss sie sich nur noch öffnen." "Das wird schon", sagte ich und lächelte ihm aufmunternd zu, "Wir haben noch Zeit und so schwer kann es nicht sein eine Tür zu öffnen. Selbst eine geheime Zwergentür. Wir sind immerhin 15 Zwerge."
"Und ein Hobbit."
"Richtig, und ein Hobbit." Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass Bilbo uns bei der Tür eine große Hilfe sein würde. Er wusste doch überhaupt nicht, wie Zwergentüren funktionierten.
"Man darf ihn nicht unterschätzen. Er hat uns einige Male auf der Reise geholfen."
Ich erinnerte mich an ein paar Mal, von denen Fili mir erzählt hatte.
"Ja, stimmt. Aber hat er jemals eine Zwergentür gesehen?"
"Nein, aber er war zuvor auch noch nie bei Elben und hat uns dennoch eine Fluchtmöglichkeit besorgen können." Da hatte er Recht.
"Na, vielleicht wird er uns ja mit dieser Tür helfen", sagte ich, aber eigentlich zweifelte ich weiterhin daran, dass ausgerechnet Bilbo die Tür öffnen würde. Wusste Thorin nicht am besten, wie diese Tür funktionierte? Aber er beteiligte sich kaum beim Öffnen der Tür sondern schaute nur grimmig drein.
"Falls wir sie überhaupt rechtzeitig öffnen können."
Ich schaute zu Diana, die schon eine ganze Weile neben Bilbo saß und mit ihm um die Wette schwieg. Sie schienen genauso pessimistisch wie Fili. Genaugenommen schauten alle ziemlich erschöpft und resigniert drein.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt