5. Kapitel

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~Erinnerungen~

Ich saß im Schneidersitz auf unserem Bett und sah Diana zu, die durch das Zimmer tigerte und sich das Mobiliar anschaute. Sie fand es anscheinend faszinierend, dass alles etwas höher war, als bei uns. Eben Menschengröße. Wir hatten uns noch nie in einer Menschenstadt befunden.
„Meinst du sie werden und erzählen, was da besprochen wurde?", fragte ich zum gefühlt tausendsten Mal.
„Wie oft willst du noch fragen? Ich habe keine Ahnung", erwiderte Diana genervt.
„Es ist wichtig, ich will es wissen."
„Thorin wird uns mitkommen lassen - also sehr wahrscheinlich. Das ist doch erstmal das Wichtige."
„Ja, schon, Ich meine, ich könnte nicht wieder zurück gehen, aber ich glaube ehrlich gesagt, dass die anderen sich nicht gegen Thorin stellen und der hat es beschlossen."
Diana öffnete die Schubladen der viel zu großen Kommode und begutachtete den Inhalt.
"Hat er doch oder? Ich fand das klang ziemlich so. Und wann werden wir dann weiterziehen? Nichts gegen die Seestadt, aber es stinkt fürchterlich und ich will wissen, was passiert ist, was ihr Plan ist..." "Meine Güte, Cara, das erfahren wor schon früh genug. Mach dir nicht so viele Gedanken!", rief Diana genervt und warf beide Hände nach oben.
Ich verstummt. Am besten, ich hielt einfach meinen Mund.
„Besser." Sie drehte sich wieder um.
„Was machst du überhaupt?", fragte ich um auf ein anderes Thema zu kommen, aber meine Gedanken drehen sich weiterhin um das gleiche Thema. Es war besser, ich würde erstmal nicht davon sprechen.
„Ich schau mich um. Vielleicht haben sie ja irgendetwas wertvolles oder so in den Schubladen liegen gelassen." Natürlich. „Und?"
„Leider nicht."
„War doch klar."
Sie drehte sich um und wollte schon protestieren, als es an der Tür klopfte.
„Herein!", rief ich.
Die Tür öffnete sich und Fili stand im Rahmen. Diana machte hastig die Schublade zu und drehte sich zu Fili.
„Und? Wie sieht es aus?", fragte ich. „Ziemlich gut."
Ich warf Diana einen triumphierenden Blick zu, aber sie schüttelte nur den Kopf.
„Und hast du jetzt etwas Zeit für mich?", fragte Fili.
„Ich hab den ganzen Tag Zeit." Ich stand auf.
„Und ihr wollt jetzt einfach verschwinden?", fragte Diana. „Es gibt noch genug andere Zwerge, mit denen du dich vergnügen kannst."
Sie verdrehte die Augen. „So hab ich das nicht gemeint."
„Ich aber."
„Und sie werden sich ganz bestimmt über deine reizende Anwesenheit freuen", fügte Fili hinzu.
„Siehst du? Kein Grund sich zu beschweren." Damit ging ich zu Fili und zusammen verließen wir das Zimmer.
„Und was ist bei der Besprechung sonst so raus gekommen? Wie lange bleiben wir?", fragte ich.
„Eine Woche. Bilbo hat es wohl schlimmer erwischt als erwartet. Sobald er gesund ist geht es weiter."
Ich hätte Mitleid mit dem kleinen Kerl. Besonders gut kannte ich ihn ja nicht, aber an so einem nassen Ort wie diesem hatte man sicher nicht gerne eine Erkältung.
„Ich glaube ich besuche ihn später mal."
Fili lächelte. „Übrigens, Thorin hat das Thema von selbst angesprochen und die meisten haben sich für euch ausgesprochen. Selbst Dwalin."
„Dwalin?" Ich kannte den Zwerg nicht besonders gut, aber ich war davon ausgegangen, dass er mich nicht mochte.
„Jep, Dwalin. Ich war auch überrascht. Aber das ist ein gutes Zeichen. Thorin und er sind alte Freunde, wenn er zustimmt ist euer Platz sicher."

Mittlerweile hatten wir eine große Terrasse erreicht. Die mehr oder weniger frische Luft der Seestadt wehte uns entgegen.
„Ich wusste nicht, dass es hier Balkone gibt."
„Das ist glaube ich der einzige. Aber ich dachte hier ist die Luft nicht ganz so schlimm wie unten in der Halle." Das stimmte wohl. Und in die Schlafzimmer, die uns zugeteilt wurden, konnten wir auch schlecht gehen.
Ich setzte mich auf eine Bank, die an der Hauswand stand und Fili setzte sich neben mich. Es waren sogar dünne, verschlissene Kissen auf der Holzbank, auch wenn es dadurch nicht gemütlicher wurde.
„Dann schieß mal los." Ich sah ihn erwartungsvoll an.
„Tja, wo fang ich denn an?"
„Also komplett ahnungslos bin ich nicht. Ich weiß, dass ihr losgezogen seid, um den Erebor zurück zu gewinnen. Eben das, was Thorin zu Dain gesagt hat."
Es hatte sich in den Eisenbergen dann doch recht schnell herum gesprochen, dass Thorin Eichenschild sich aufmachte um den Erebor neu zu besiedeln. So etwas ließ sich nicht lange geheim halten.
„Tja, unser Plan ist, den Arkenstein aus dem Erebor zu finden, ohne das Smaug etwas davon mitbekommt. Deswegen brauchen wir auch einen Meisterdieb."
„Bilbo. Aber wie kommt ihr zu einem Hobbit?" Ich entspannte mich und vermutete, dass es eine interessante Geschichte werden würde.
„Gandalf. Er hat uns versprochen einen Meisterdieb zu finden."
„Wer ist Gandalf?" Ich hatte den Namen noch nie gehört.
„Oh, Gandalf ist ein Zauberer."
Ein Zauberer? War das sein ernst? Ein richtiger Zauberer?
„Was schaust du mich so an?", fragte Fili und lachte, „Hast du noch nie von Zauberern gehört?"
„Doch schon, aber ich bin noch nie einem begegnet."
„Naja, Gandalf treibt sich gerne bei uns in der Nähe herum."
„Hier nicht. Aber wie ist so ein Zauberer denn?"
Eine frische Brise wehte um unsere Nasen und Fili verschränkte die Arme überlegen vor der Brust.
"Er ist ein alter Mann mit grauer Robe, spitzem Hut und einem Stab. Ich meine, er fällt schon auf mit seinem Aussehen, aber er zaubert nicht oft. Und wenn er es tut, dann nur weil es unbedingt nötig ist. Und er weiß sehr viel von dieser Welt. Wenn ein Zauberer dir einen Rat gibt, solltest du darauf hören." Er verstummte. Das war ähnlich dem was ich gehört hatte, also waren vielleicht alle Zauberer gleich.
„Ich würde ihn gerne mal kennen lernen."
„Vielleicht taucht er irgendwann noch mal auf, bevor alles vorbei ist."
„Ich hoffe doch. Einen Zauberer sieht man auch nicht alle Tage."
„Stimmt." Fili lächelte leicht und nahm wieder eine entspanntere Position ein.
„Aber jetzt erzähl mal, was hat Gandalf, der Zauberer mit dem Vorhaben zu tun?", fragte ich, interessiert an der eigentlich Geschichte von Thorins Gemeinschaft.

Die Sonne wird wieder für uns scheinen (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt