II

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Müde stand ich vor dem Schulgebäude.

Andere Schüler quetschten sich an mir vorbei und sahen mich verärgert an, da ich mitten im Weg stand.

Ich hatte keine Lust

Sie würden mich wieder fertig machen.

Sie würden mich zu Boden schubsen, meine Sachen klauen, diese dann womöglich in die Toilette stopfen, mein Essensgeld klauen, mich mit Essen bewerfen und andere Dinge, die ich mir beim besten Willen nicht jetzt schon ausmalen wollte.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Schultor, zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht und warf einen letzten Blick auf mein Handy, bevor ich es ausschaltete und in meiner Tasche verschwinden ließ. Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und nur auf mein Handy gestarrt, auf dem, in regelmäßigen Abständen, Pepes Name aufgeleuchtet hatte.

Aber ich konnte und wollte nicht mit ihm reden.

Auf dem Weg zu meinem Klassenraum, wurde ich schon wieder schräg angeguckt, angerempelt und zwischendurch hörte ich auch wie einige Mitschüler von mir über mich herzogen.

Dann, als ich dachte ich hätte den Weg heil überstanden, wurde ich plötzlich an der Kapuze zurück gezogen und gegen die Wand geschubst. Mein Rucksack dämpfte zum Glück den Aufprall, dafür traf mich der Schlag von vorne umso härter. Keuchend ging ich in die Knie und hielt mir meinen Bauch.
"Na Schwuchtel, kannst dich etwa nicht wehren?", fragte Kai spöttisch und sein Gefolge fing an zu lachen.
"Ich bin nicht schwul.", murmelte ich leise, wissend, dass sie mir eh nicht glaubten.
"Das kannst du deiner Mama erzählen. Ach nein warte, die interessiert sich ja eh nicht für dich."

Krampfhaft versuchte ich die Tränen zurück zu halten, die sich langsam aber sicher in meinen Augen sammelten. Ich sah zu Boden und hoffte sie würden es nicht sehen.
"Ohhhh. Jetzt fängt Schwuli auch noch an zu weinen."
Ich bekam noch einen Tritt in die Seite, worauf ich wieder nur vor Schmerz aufkeuchte und merkte dann nur noch wie mir mein Rucksack weggerissen wurde.

Ich hörte wie sie weggingen und zog mich dann an der Wand nach oben. Die anderen Schüler im Gang, sahen mich teilweise belustigt an und tuschelten, als ich an ihnen vorbei zu den Toiletten lief.

Nur noch ein paar Tage. Dann sind Ferien. Dann bin ich sie los.
Immer wieder sagte ich in Gedanken diesen Satz vor mich hin.
Heute war Donnerstag. Nur noch bis morgen durchhalten, dann wären endlich Herbstferien. 

Zwei Wochen. Zwei ganze Wochen wäre ich die Idioten los.

Ich drehte den Wasserhahn auf und sammelte etwas Wasser in meinen Händen, um es mir danach ins Gesicht zu spritzen.
Ich atmete tief durch und hob dann den Blick, um in den Spiegel zu sehen. 

Meine blauen Augen sahen trostlos aus. 

Sie waren rot und leicht geschwollen vom weinen. Meine braunen Haare lagen matt auf meinem Kopf. Sie waren viel zu lang und hingen mir schon nervig in den Augen, sodass ich sie immer zur Seite streichen musste.

Ich sah erbärmlich aus.

Kein Wunder, dass mich keiner mochte. Ich war klein für meine 14 Jahre, viel zu dünn und die ganzen blauen Flecken von Kais Prügelattacken, machten es nicht wirklich besser.

Vielleicht war es wirklich besser gewesen, mich Pepe nicht zu zeigen. Er würde mich hassen - genau wie alle anderen.

Seufzend drehte ich mich von meinem Spiegelbild weg und ging in die hinterste Kabine, um meinen Rucksack zu holen.

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt