XLI

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Ich ignorierte Michis zweifelnden Blick von der Seite und konzentrierte mich darauf uns durch die immer dunkler werdenden Straßen nach Hause zu bringen.

Am nächsten Morgen wachte ich später auf als sonst.

Normalerweise war ich ein Frühaufsteher.

Im Schlaf fand ich einfach keine Ruhe.
Deshalb könnten meine Augenringe wahrscheinlich denen LeFloids Konkurrenz machen.

Ich sah links neben mich, wo gestern abend eigentlich Selfie schlafend gelegen hatte, doch das Bett neben mir war leer.

"Michael?", rief ich etwas lauter und horchte.

Im Zimmer war es dunkel, was mich, mit einem Blick auf den Wecker, wunderte.

12 Uhr und dunkel?

Schnell stand ich auf und zog die Jalousien ein Stück weiter hoch, sodass ich nach draußen sehen konnte.

Es schüttete in strömen. Die Straße vor meinem Haus war vollkommen überschwemmt und die wenigen Autos die vorbeifuhren kamen nur sehr langsam vorran.

Ich seufzte, als ich noch einen letzten Blick in den fast schwarzen Himmel warf und mich schließlich umdrehte um Michi zu suchen.

Vielleicht war er im Bad und duschte, hörte mich deswegen nicht.

Als ich jedoch auf dem Flur stand hörte ich bis auf den Regen von draußen keine Geräusche. Nur um sicher zu gehen warf ich einen Blick ins Badezimmer, um festzustellen das es wirklich leer war.

Wo zur Hölle...?

Die Küche, das Wohnzimmer und Aufnahmezimmer waren ebenfalls leer und so langsam bekam ich Panik.

Hektisch lief ich zurück in mein Schlafzimmer, um mir mein Handy zu schnappen und ihn anzurufen.

Doch schon vor dem ersten Freizeichen entdeckte ich Michis Handy neben dem Bett auf dem Stuhl liegen.

Fluchend warf ich das Elektroteil auf's Bett und riss meinen Schrank auf, nur um die erst besten Sachen zu schnappen die mir in den Blick kamen.

Noch während ich meinen Pullover über den Kopf zog, lief ich in den Flur und schnappte mir meine Jacke vom Haken.

Ohne Socken schlüpfte ich gerade in meine Schuhe, als ich plötzlich hörte wie von der anderen Seite ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde und kurz darauf die Tür aufschwang.

"Warum bist du denn so rot im Gesicht, Pepe?"

Michi stand pitschnass in der Tür und sah mich verwundert von oben bis unten an.

Mein Herz raste und ich konnte nicht fassen was gerade passiert war.

Wie konnte er da einfach so stehen, als wäre nichts passiert?

"Hast du eigentlich 'ne Ahnung.", stammelte ich schweratmend, bevor ich einen Satz auf ihn zu machte und ihn in meine Arme zog, sodass er vom Boden abhob.

"Pepe. Ich freu mich auch dich zu sehen, aber ich bin pitschnass und du gleich auch wenn du mich nicht loslässt.", nuschelte der kleinere und versuchte durch zappeln loszukommen.

"Hast du eigentlich 'ne Ahnung", fragte ich, ließ ihn runter, nur um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen "was ich für eine Angst hatte? Sag mir doch bitte, bitte das nächste mal bescheid wenn du weg gehst, ja?"

Michis Augen wurden groß und sahen mich kritisch und einem Hauch von Besorgnis an.

"Ich hab dir doch einen Zettel auf den Tisch gelegt.", sagte er, griff unter mein Kinn, drückte mir einen Kuss auf und ließ mich schließlich verdattert im Türrahmen stehen, bevor er in der Küche verschwand, wo er jedoch kurz darauf mit einem Zettel in der Hand wieder heraus kam.

Geplättet las ich mir die kurze Notiz durch, während Michi sich den nassen Klamotten entledigte.

Brötchen wollte er holen. Wie hatte ich den Zettel übersehen?

"Ich hab leider keinen Bäcker gefunden und dann hat es auch noch so angefangen zu schütten."
Selfie sah mich bedauernd an, doch ich schüttelte nur den Kopf und strich ihm durch die nassen Haare.

"Alles gut kleiner. Wir haben essen hier."

Wie froh ich einfach nur war, dass ihm nichts passiert ist. Ich hätte mir nie verzeihen können, hätten diese... nein darüber dachte ich lieber nicht nach.

Ich entledigte mich wieder meiner Jacke und den Schuhen bevor ich ins Bad verschwand um ein Handtuch für Michi zu holen, damit er den Flur nicht noch mehr voll tropfte.

Man war ich froh...

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt