XXXIV

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"Pepe! Was ist passiert?!"

Mit zwei schnellen Schritten war ich neben ihm und kniete mich hin.

Er hatte seine Augen geschlossen und saß nicht weit von der Tür entfernt auf dem Boden an die Wand gelehnt. Einige Kratzer zierten sein Gesicht und anscheinend hatte er starkes Nasenbluten, denn sein Ärmel, den er sich darunter hielt, war Blutgetränkt. Seinen anderen Arm drückte er auf seinen Bauch.

Vorsichtig strich ich ihm durch die Haare und suchte ihn nach weiteren Verletzungen ab.

"Ich ruf einen Krankenwagen.", sagte ich und wollte aufstehen, doch Pepe öffnete mit einem mal seine Augen und packte meine Hand um mich festzuhalten.

"Nein. Keinen Krankenwagen.", murmelte er schwer atmend und blickte mich bittend an.
"Dann wenigstens die Polizei! Pepe was ist denn nur passiert?"

Erst jetzt viel mir auf das Pepe ein weißes lockeres Hemd trug und um uns rum auf dem Boden verteilt kleine Kerzen standen.

Was hatte er bloß vorgehabt?

Und viel wichtiger: Was war schief gelaufen?

"Nein auch keine Polizei. Die erst recht nicht. Ich erklär dir alles. Aber bitte keine Polizei."

Ich nickte vorsichtig und Pepe schloss zufrieden seine Augen.

"Ich hol was für deine Nase.", murmelte ich stand auf und kam einen Augenblick später mit einer Packung Taschentücher wieder. Pepe nahm sie dankend an und tupfte seine Nase ab.
Aus dem Bad holte ich einen nassen Waschlappen und fing damit an, seine Kratzer sauber zu machen.

Zwischendurch zischte er vor schmerz auf, aber er meckerte nicht.

"Kannst du aufstehen?", fragte ich leise und nahm das vorsichtige Nicken seinerseits wahr. Ich hob seinen Arm über meine Schulter und stützte ihn, sodass er es bis ins Wohnzimmer auf die Couch schaffte. Er legte sich lang hin und ich schob ihm schnell ein Kissen unter den Kopf.

"Danke kleiner.", nuschelte er und sah mich dankbar an.

"Pepe was ist passiert? Ich hab mit allem gerechnet, aber das ist eine ganz schreckliche Überraschung.", sagte ich und setzte mich neben ihn auf die Sofakante.

Er seufzte und sah mich entschuldigend an.
"Ich weiß, tut mir leid. Das sollte eigentlich anders laufen."

"Wer war das?", fragte ich und spürte plötzlich eine unglaubliche Wut in mir aufsteigen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sah Pepe erwartungsvoll an.

Er zögerte bevor er antwortete und wich meinem Blick aus.
"Bekannte.", nuschelte er dann und ich schnaufte wütend.
"Das müssen ja richtig nette Bekannte sein!", rief ich und sprang auf, um vor dem Sofa hin und her zu laufen.
"Wir müssen das der Polizei melden! Die müssen die wegsperren!"

"Ach Michi die können doch nichts machen. Lass uns das vergessen und setz dich wieder zu mir.", murmelte Pepe und beobachtete mich, wie ich weiterhin unruhig durch's Zimmer lief.

"Natürlich können die was machen!"

"Nein, vertrau mir.", erwiderte er und setzte sich aufrecht hin. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und innerhalb von Sekunden war ich bei ihm und drückte ihn wieder zurück.

"Bleib liegen. Du hast doch schmerzen du Trottel.", meckerte ich.

Pepe grinste, packte meine Schultern und zog mich zu sich runter. Ich landete unsanft auf ihm und blieb vor schreck liegen. Er schlang seine Arme um mich und strich durch meine Haare.

"Eigentlich war der Abend anders geplant.", murmelte er und ich drehte meinen Kopf zur Sofalehne sodass er bequem lag.

"Was hattest du geplant?"

"Das bleibt geheim. Wird nachgeholt."

"Dario hat gesagt du willst mich flachlegen.", sagte ich und spürte wie Pepes Brust vibrierte weil er leise lachte.

"Der Spinner. Keine Sorge das sprech ich schon mit dir ab."

Ich hob meinen Kopf um ihm ins Gesicht zu sehen und grinste.

"Sehr zuvorkommen von dir.", lachte ich und sah zu, wie sich Pepes Mund ebenfalls zu einem lächeln verzog.

"Hast du Hunger? In der Küche steht Essen."

"Du hast gekocht?!", fragte ich und sah verwundert in Richtung Küche.

"Natürlich nicht", lachte Pepe "das wäre ein Romantisches Pizza-Date geworden."

"Vermutlich ist das auch besser so.", lachte ich und wich schnell von ihm zurück damit er mich nicht zufassen bekam.

In der Küche war der Tisch schön eingedeckt und ich grinste bei dem Anblick der beiden Pizzakartons die in der Mitte standen.
Ich suchte ein Messer aus der Schublade und schnitt die beiden Pizzen in kleine Stücke.
Hoffentlich konnte Pepe die kauen. Aber Zähne fehlten ihm soweit ich weiß nicht.

Als ich gerade wieder in's Wohnzimmer gehen wollte, hörte ich plötzlich Musik aus der Richtung und mit fragendem Gesichtsausdruck lief ich zurück zu Pepe.

Der lag mit der Fernbedienung auf dem Sofa und zappte durch verschiedene Musiksender. Ich stellte die Pizza auf dem kleinen Tisch und ließ mich neben Pepe fallen.

Wir fingen an zu essen während Pepe immer noch im Fernsehen einen bestimmten Sender zu suchen schien.
"Suchst du was bestimmtes?", fragte ich, als ich gerade einmal den Mund leer hatte.
Pepe schluckte ebenfalls.
"Ja so 'n Sender der nur Schnulzenlieder spielt.", sagte er und ignorierte meinen verwirrten Blick.

Kurz darauf fand er ihn anscheinend, denn er legte die Fernbedienung beiseite und konzentrierte sich voll und ganz auf seine Pizza.

Auf dem Sender liefen wirklich ausschließlich irgendwelche Liebeslieder und ich konnte nicht leugnen, dass meine Ohren nach einiger Zeit schmerzten. Wenigstens schien es Pepe genauso zu gehen, denn er schaltete ihn kurzerhand ab.

"Wie kommst du auf den Mist?", fragte ich und sah zu Pepe der sich verlegen am Kopf kratzte.
"Hat meine Mutter mir empfohlen.", lachte er und ich verdrehte die Augen. Mütter.

Wir saßen eine Zeit lang ruhig nebeneinander und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

"Warum haben sie das gemacht?", fragte ich irgendwann. Pepe seufzte und schloss die Augen.
"Das...erzähle ich dir einandern mal, ok?"

Ich erwiderte nichts, weil ich ihm glaubte. Irgendwann würde er mir schon die Wahrheit sagen.

"Ich bin froh das ihr erst später gekommen seid."

"Wieso? Wir hätten dir helfen können.", murmelte ich und krabbelte zu ihm rüber um mich neben ihn zu legen. Pepe schlang seine Arme wieder um mich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

"Nein das glaube ich nicht.", sagte er und während ich noch am überlegen war was ich erwidern könnte, fing er plötzlich an zu schnarchen. Ich setzte mich auf und sah das er eingeschlafen war. Den schlaf brauchte er vermutlich dringend. Ich legte mich ebenfalls bequem hin und versuchte zu schlafen.

Morgen würde alles besser werden.

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Hi 👋
Ich bin mit dem Kapitel relativ unzufrieden und es wäre cool wenn ihr mir Rückmeldung geben könntet wie ihr's findet oder was ihr doof/komisch findet.

Danke 🙆 :3

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt