XIII

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Michael zögerte, bevor er sich schließlich, mit reichlich Abstand, ebenfalls, auf das Sofa fallen ließ. Irgendwas stimmte bei dem kleinen ganz und gar nicht. Es war mir ja schon beim Skypen aufgefallen und das, obwohl ich ihn nur gehört und nicht gesehen hatte. Er wirkte traurig und irgendwas machte ihm ganz schön zu schaffen. Ich wollte es aufjedenfall herausfinden. Koste es was es wolle.

Außerdem, konnte er mir Gott weiß was erzählen, aber das die Macke an seiner Stirn von einem Ausrutscher auf der Treppe sein sollte, glaubte ich ihm nicht. Und dann noch diese ganzen Nachrichten auf seinem Handy...
Zum Glück hatte er mir das mit dem Wasserschaden geglaubt.

Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn.
Es irritierte mich.
Alles an ihm drückte Schüchternheit und Niedlichkeit aus. Seine Haare die in alle Richtungen abstanden und diese tiefblauen Augen...
Ich klatschte mir beide Hände ins Gesicht, als ich merkte, worüber ich da gerade nachdachte.
Ich hatte ihn niedlich genannt.
Oh Gott oh Gott.

"Alles klar Pepe?", fragte Selfie leise. Ich nickte und nahm meine Hände wieder nach unten.
"Ich hab nur über etwas nachgedacht.", antwortete ich wahrheitsgemäß und drehte mich ein bisschen zu ihm.
"Hör mal kleiner-"
"Kleiner!?", unterbrach er mich und boxte gegen meine Schulter. Ich musste lachen bei seinem Gesichtsausdruck und rieb mir währendessen die Stelle die er getroffen hatte.
"Du bist kleiner als ich. Diskussion beendet."
Michael grummelte etwas vor sich hin, gab aber keine Widerworte mehr.
"Also nochmal. Ich weiß du wolltest nicht drüber reden, aber ich mach mir wirklich Sorgen um dich. Kannst du mir nicht wenigstens erklären, warum du von zu Hause abgehauen bist? Hat es was mit deinen Eltern zu tun?", fragte ich vorsichtig und rutschte ein kleines Stück näher zu ihm. Michaels Blick wurde unsicher. Er zog seine Beine an, schlang seine Arme darum und fing an leicht vor und zurück zu wippen. Ich merkte ja, dass er nicht darüber reden wollte, aber was sollte ich denn tun?
"Ich...ähm", fing er an zu stottern "ich weiß nicht also..."
"Selfie ganz ruhig. Ich bin's nur. Pepe. Du kannst mit mir reden.", murmelte ich leise und sah zu wie der kleinere mir einen leicht zweifelnden Blick zu warf.
"Ich... ja es ist wegen meinen... Eltern.", brachte er schließlich, nach einiger Zeit hervor und sah jetzt nur noch auf seine Finger.
"Habt ihr euch gestritten?"
Er nickte.
"Wegen der Schule?"
"Kann sein...also im Prinzip, ja.", nuschelte er in seinen Ärmel, sodass ich Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen.
"Im Prinzip? Was hast du denn angestellt?", fragte ich lachend und beobachtete, wie Michael sein Gesicht in meine Richtung drehte und mich verzeifelt ansah.
"Nichts! Ich hab nichts gemacht. Also...glaub ich...", antwortete er und machte einen Gesichtsausdruck, als ob er sich selber nicht ganz glauben würde.
"Hast du denn mit deinen Eltern geredet oder bist du wie bei mir weggerannt?", fragte ich und hob meine Augenbrauen. Michael starrte einen Moment darauf, bevor er seinen Kopf schüttelte und mich vorwurfsvoll ansah.
"Was meinst du damit?"
"Du tendierst dazu vor Problemen wegzurennen, kleiner. Vielleicht hätte es geholfen mit deinen Eltern zu reden, anstatt direkt wegzulaufen."

In Michaels Augen glitzerten ein paar Tränen. Sofort zog ich ihn zu mir und drückte ihn an meine Brust. Er fing an zu schluchzen und vergiff sich in meinem grauen T-Shirt. Ich strich ihm vorsichtig über den Rücken und versuchte ihn so zu beruhigen.

Nach einiger Zeit, hatte er sich wieder halbwegs gefangen. Zwar, liefen immer noch ein paar Tränen über seine Wange, aber er hatte aufgehört zu weinen. Mein T-Shirt hielt er auch immernoch fest.

"Sie hassen mich."
"Was?", fragte ich verwirrt.
"Meine Eltern. Sie hassen mich."
"Quatsch. Du hast doch gar nicht mit ihnen geredet."
"Du weißt doch gar nicht worum es geht.", schniefte er "Wenn du es wüsstest, würdest du mich auch hassen!"

Ich zog ihn wieder an mich.
"Ach Selfie. Als ob ich dich hassen könnte."

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt