XXXI

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"Pass bloß auf. Die Viecher sind gemeingefährlich.", murmelte Pepe und blieb vor dem kleinen Törchen stehen.
"Na komm schon rein du Angsthase!", lachte ich und wunk ihm auffordern zu.

"Ich warte einfach hier."
"Pepe bitte! Darf man sie füttern?"
"Ja, aber lass das lieber. Sie werden dich tottrampeln und außerdem kostet das Geld.", maulte der größere mit einem Hauch von Nervosität in der Stimme.

Ich sah ihn ein bisschen misstrauisch an.

Wovor hatte er denn Angst?

"Pepe bitte ich will nicht alleine.", sagte ich und zog einen Schmollmund. Pepe sah kurz zu mir, wandte seinen Blick aber schnell wieder ab.
"Hör auf mich so anzugucken.", murmelte er, doch ich blieb stehen und sah weiterhin stur zu ihm rüber.

Er schien kurz mit sich zu kämpfen, gab dann aber nach.
"Gut, aber wenn sie dich niedertrampeln, beschwer dich nicht bei mir.", schimpfte er und stand kurze Zeit später neben mir. Nervös sah er sich um und zur Sicherheit nahm ich seine Hand und zog ihn zu der Apperatur auf der anderen Seite des Geheges.

Einige der Tiere folgten uns schon, da sie anscheinend genau wussten wann es etwas zu essen gab. Pepe drückte meine Hand ein bisschen fester.

"Willst du das wirklich machen?", fragte er, als er mir ein bisschen Kleingeld in die Hand drückte damit ich Futter aus dem Automaten ziehen konnte.
"Ja und jetzt hör auf so ängstlich zu sein!", lachte ich und schob das Kleingeld in den Automaten. Kurz darauf kam eine Handvoll Futter aus der Klappe und ich fing an die Tiere damit zu füttern.

Natürlich fingen sie dabei an zu drängeln und Pepe schob sich plötzlich hinter mich. Ich beschloss ihn später darüber auszuquetschen und konzentrierte mich darauf das alle etwas abbekamen.
Die waren einfach zu niedlich.

"Also?", fragte ich, als wir gegen Nachmittag auf einer Bank saßen und anfingen zu picknicken.
"Was also?", antwortete der größere und packte sein belegtes Brot aus.
"Warum hast du Angst vor Ziegen?"
Pepe spielte nervös mit seinen Fingern und starrte auf das Brot was auf seinem Schoß lag.
"Ich hab keine Angst vor ihnen. Sie machen mich nur nervös, weil..."
"Weil...?", harkte ich nach, weil er aufhörte zu sprechen.
Pepe seufzte und warf mir einen Blick zu. Er wusste ich würde eh nicht locker lassen.
"Ich war als Kind mal mit meiner Mutter hier. Sie hatte mir erlaubt die Viecher-"
"Ziegen!", unterbrach ich ihn, worauf er nur seufzte.
"Von mir aus. Sie hat mir erlaubt die Ziegen zu füttern und als ich das Futter hatte, hat mich eine umgerannt und ich bin mit dem Kopf gegen den Automaten geknallt und musste genäht werden."
Ich starrte Pepe mit offenem Mund an.

Er musste ja höllische Angst gehabt haben.
Nur weil ich ihn gedrängt hatte war er mit rein gegangen.
Oh man.

"Oh das tut mir so leid Pepe! Hättest du was gesagt! Du hättest doch nicht mitkommen müssen."
"Michi es ist alles gut. Ich hätte dich doch nicht alleine zu den Monstern gelassen.", lachte er und wuschelte durch meine Haare.
"Für mich hast du das gemacht?", fragte ich leise.
"Klar. Du bist doch mein Freund. Ich muss dich doch beschützen.", lachte er und grinste mich schelmisch an.

Ich starrte auf meine Finger.

Pepe hatte extra für mich seine Angst überwunden.

Ich war nicht mit ihm schwimmen gegangen, weil ich Angst gehabt hatte.

Wieso war ich so ein Feigling?

"Selfie? Ist alles in Ordnung?"

Ich nickte vorsichtig und fing an mein Brot zu essen.

Zwar sah ich nicht zu Pepe rüber, aber ich spürte seinen Blick auf mir.

"Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Irgendwann musste ich mich ihnen ja stellen.", lachte er und ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Weichei. Weichei. Weichei.

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Hi.
Und ja, Ziegen.

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt