XXVI

1K 83 36
                                    

Mein Bauch fühlte sich komisch an.
Alles kribbelte und ich hatte das Bedürfnis, den Jungen vor mir nie wieder aus den Augen zu lassen.
Er liebte mich.
MICH.
Den trotteligen und faulen Pepe.
Ich war derjenige, in den er sich verliebt hatte.

Vorsichtig löste ich mich wieder von dem kleineren, ließ ihn aber nicht los. Schweratmend lehnte ich meine Stirn an seine.

"Du sagst das aber jetzt nicht nur, weil du mich eh schon hast?", flüsterte ich und beobachtete Michi, wie er seinen Mund zu einem schiefen Grinsen verzog und gleichzeitig rot anlief.
"Nein. Ich war schon in dich verknallt, bevor ich dich das erste mal getroffen hab."
"Hat man nich' gemerkt. Du scheiß Kind.", lachte ich und drückte ihm einen Kuss auf seine Haare.
"Hey!", beschwerte er sich, doch ich lief schon weiter durch die Gasse an deren Ende sich mein Wohnblock befand.
"Willst du mir nicht auch etwas sagen?", fragte der kleinere und sprang, nachdem er meine Hand gegriffen hatte, neben mir her.
"Nein.", antwortete ich, auch wenn ich es ihm eigentlich wirklich sagen wollte.
"Das ist gemein.", murmelte er und ließ sich nur noch von mir ziehen.
Ich sagte dazu nichts und antwortete erst, als wir in meinem Flur standen und uns Schuhe und Jacke auszogen. Vorsichtig griff ich unter sein Kinn und drehte seinen Kopf zu mir. Kurz vor seinen Lippen hielt ich an.
"Ich will's dir doch romantisch sagen, kleiner.", hauchte ich gegen seine Lippen und beobachtete, wie er erneut rot anlief und sich nervös auf die Lippen biss.
"Im Regen wär's doch romantisch gewesen.", nuschelte er und versuchte meine Lippen zu erreichen.
"Da hast du es mir doch schon gesagt."
"Na und? Du hättest es doch bestätigen können!"
"Dann hört es sich an, als müsste ich das sagen. Ich will es von mir aus sagen.", erklärte ich.

Michis Augen blickten mich verwirrt an.

"Was redest du da für einen Stuss?", fragte er und schüttelte den Kopf.

Plötzlich hörten wir aus meinem Aufnahmeraum ein lautes Rumpeln.

Ich schob Michi instinktiv hinter mich und schnappte mir den, passenderweise auf dem Boden liegenden, Baseballschläger.
Ich sollte hier dringend mal wieder aufräumen.
"Glaubst du das ist ein Einbrecher?", flüsterte Michi und vergriff sich ängstlich in meinem, vom Regen noch nassen, Shirt.
"Kein Einbrecher klettert in den dritten Stock.", flüsterte ich zurück und versuchte den bösen Verdacht ganz tief zurück in meinen Kopf zu schieben. Wenn das derjenige war für den ich ihn gerade hielt - war ich geliefert und Selfie würde voll mitreingezogen werden.

Langsam hob ich meine linke Hand in Richtung Türklinke, mit der rechten hielt ich den Baseballschläger schlagbereit vor mich. Michis Griff wurde stärker und es schien, als wollte er mich davon abhalten, die Tür zu öffnen.
"Sei bitte vorsichtig.", murmelte er ängstlich und kurz danach schloss meine Hand sich um die Klinke. Doch als ich sie aufschieben wollte, wurde sie im gleichen Moment ebenfalls von der anderen Seite geöffnet und ich stolperte mit einem großen Schritt in den Raum.

"Was hast du mit dem Teil vor?", fragte eine Stimme, die mir nur all zu bekannt war und mit einem genervten Blick sah ich Dario an.
"Warum bist du hier? Ich war kurz davor dir eine runter zu hauen.", schimpfte ich und schwenkte das geformte Holzteil gefährlich nah an seinem Kopf vorbei.
"Warum ich hier bin? Wir hatten vor einer halben Stunde 'nen Aufnahmetermin mit Bergmann und als du nicht kamst und dich nicht gemeldet hast, hab' ich gesagt ich geh' mal nach dir sehen."

Erschrocken schielte ich auf die Uhr, die sechs zeigte, und klatschte mir danach mit der Hand gegen die Stirn.
"Das hab ich völlig vergessen. Sorry.", entschuldigte ich mich.
"Ist ok. Wir haben uns nur Sorgen gemacht, weil keiner wusste wo du bist.", sagte Dario und grinste mich schräg an.

Aufeinmal änderte sich sein Gesichtsausdruck jedoch und neugierig, versuchte er einen Blick hinter mich zu erhaschen.
"Ach guten Tag Selfie!", rief er fröhlich und sah, wieder grinsend, zwischen uns hin und her. Michi streckte den Kopf neben mir her um Dario ebenfalls zu sehen.
"Hallo.", nuschelte er leise und lief extrem rot an. Was hatte er denn? Irgendetwas schien ihm extrem unangenehm zu sein. Dario schien das auch zu bemerken, denn er wuschelte dem kleineren beruhigend durch die Haare.
"Schon gut Selfie. Ich erzähl's schon niemandem. Also das mit euch beiden."

Michi gab ein undefinierbares Geräusch von sich, ließ mein Shirt los und rannte in einen anderen Raum.
"Toll Dario.", schnaufte ich und blickte den größeren böse an.

Dann kamst Du - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt